Die Entlastungsstrecke
Gleisdreieck - Wittenbergplatz

Neues zum U-Bahnhof Nollendorfplatz!



Diese Strecke wurde am 24.Oktober eröffnet. Mit dem Bau wurde um begonnen, jedoch ruhte der Bau einige Jahre. So liegt nach derzeitigem Erkenntnisstand die Vermutung nahe, dass der Rohbau dieser Strecke bereits um abgeschlossen war, der technische Ausbau und die bauliche Komplettierung dagegen um /26 stattfand.

Die Entlastungsstrecke verbindet die Östliche Stammstrecke mit dem Bahnhof Wittenbergplatz und den westlich anschließenden Strecken. Außerdem wurde die Schöneberger U-Bahnstrecke mit angebunden, sie war bis zur Fertigstellung dieser Strecke gleistechnisch völlig unabhängig. Die Bezeichnung "Entlastungsstrecke" entstand durch den Umstand, dass diese Strecke den Bereich Gleisdreieck-Wittenbergplatz der Westlichen Stammstrecke "entlastet". Sie verläuft im Grunde genommen völlig parallel.

Linienmäßig wurden die Strecken am 24. Oktober wie folgt
durchgebunden:
1: Warschauer Brücke - Hallesches Tor - Gleisdreieck -
Nollendorfplatz - Wittenbergplatz - Uhlandstraße
2: Warschauer Brücke - Hallesches Tor - Gleisdreieck -
Nollendorfplatz - Bayerischer Platz - Hauptstraße

Die Bahnhöfe:

 U-Bhf Gleisdreieck 

Im Zusammenhang mit den Bauten der ersten Hochbahnstrecken entstand im Zentrum des Streckennetzes das sogenannte Gleisdreieck. Diese dreieckige Gleisanlage gestattete einen freizügigen Zugverkehr in alle erdenklichen Richtungen. Negativ dagegen fiel auf, dass eine maximale Zugdichte von fünf Minuten vorgegeben war. Hinzu kam die unübersichtliche und dazu schwer einsehbare Konstruktion der Anlage.

Am 26.September kam es aufgrund dieser Voraussetzungen zu einem folgenschweren Unfall: Zwei Züge näherten sich dieser Anlage und sollten Richtung Warschauer Brücke fahren. Einer der Züge hatte Verfrühung und hätte vor der Anlage am HALT-zeigenden Signal warten müssen. Aus schwer nachvollziehbaren Gründen übersahen sowohl der Zugführer als auch der Begleiter das rote Signal und der Zug fuhr in die Anlage ein. Einzig der Stellwerk-Bedienstete konnte das Unheil kommen sehen aber nichts dagegen unternehmen, da die Züge damals weder über Funk noch über eine Zwangsbremsanlage verfügten. Der verfrühte Zug fuhr dem planmäßigen Zug in die Flanke und drückte die ersten beiden Wagen aus den Schienen. Ein Wagen stürzte hierbei vom Viadukt in die Tiefe. Durch diesen Zwischenfall kamen 21 Personen ums Leben.

Für die Stadt war dies Anlass genug, die Hochbahngesellschaft zu einem Umbau der Anlage zu zwingen. Dieser Umbau fand unter laufendem Betrieb seit Sommer statt.

Die Gleisverzweigungen wurden aufgehoben und gleichzeitig wurde ein Bahnhof eingefügt, der nach Plänen von Sepp Kaiser entstand.
Am 3. November konnte der Bahnhof, der damals noch eine Baustelle war, in Betrieb genommen werden. Endgültig wurde der Bau im August fertiggestellt. 

Der Bahnhof -eine stählerne Hallenkonstruktion- ruht auf einem Fundament vieler steinerner Viaduktbögen, die noch aus der Zeit von bis stammen. In der unteren Ebene, die über einen Zugang verfügt, halten die Züge von Spittelmarkt nach Wilhelmplatz und zurück (heute U2); im oberen Bahnhofsbereich dagegen halten die Züge von und nach Warschauer Brücke (heute U1). Die beiden Ebenen sind über ein Treppenkreuz miteinander verbunden. Betrieblich wird die Strecke zur Warschauer Brücke unabhängig betrieben, dennoch waren bis vor wenigen Jahren am Gleisdreieck Gleisverbindungen vorhanden, um U-Bahnwagen austauschen zu können. Die Räumlichkeiten unterhalb des Bahnhofes werden für innerbetriebliche Zwecke der U-Bahn als Werkstätten genutzt.

Der Bahnhof war schon zwei Jahre in Betrieb, als mit dem Bau der Entlastungsstrecke ab dem oberen Bahnsteig begonnen wurde. Erst seit ist diese Bahnhofsebene kein Endbahnhof mehr, die Züge können Richtung Nollendorfplatz weiterfahren.

Während der obere Bahnsteig stets in Betrieb blieb, ruhte der Verkehr auf dem unteren Bahnsteig über 20 Jahre: Nach dem Mauerbau im Jahre war hier Richtung Potsdamer Platz Endstation der U2. Mit dem Mauerbau vielen die meisten Umsteiger in diesem Bahnhof weg, denn dieser Bahnhof war in aller erster Linie ein Umsteigebahnhof. Daher führte der Bahnhof Gleisdreieck seit nur noch ein Schattendasein. Dies führte dann am Sylvesterabend dazu, dass auch die kurze Parallelstrecke der Linie 2 (westliche Stammstrecke) bis zum Wittenbergplatz stillgelegt wurde. Seither stieg hier wirklich kam noch jemand aus. Dennoch blieb der untere Bahnsteig stets geöffnet, denn dieser Bahnsteig verfügte über den einzigen Zugang zum Bahnhof.

Zwischenzeitlich begann die Odyssee mit U-Bahn-Versuchsbetrieben auf jenen Gleisen und schließlich der bau und Betrieb der "M-Bahn", einer vollautomatischen Magnetbahn. Nachdem die Mauer gefallen war, erfolgte seit der Wiederaufbau der U-Bahn, seit 13. November ist der Bahnhof Gleisdreieck wieder voll in Betrieb.

Anschlussberichte: Östliche Stammstrecke , Westliche Stammstrecke

Hinter dem Bahnhof Gleisdreieck überquert die Hochbahn die ehemaligen Trassen der Potsdamer Eisenbahn, wobei das mittig angeordnete Kehrgleis waagerecht liegt, während die Betriebsgleise bereits abfallen. Die Betriebsgleise verschwinden unmittelbar hinter der Eisenbahn-Überquerung in einer Kastenbrücke, und überqueren hierbei die ehemalige Dennewitzstraße bereits im Tunnel. In den Hinterhöfen zwischen den Häusern der angrenzenden Straßen senkt sich die hochliegende Tunneltrasse weiterhin ab, bis sie schließlich noch vor der Potsdamer Straße in einer S-Kurve unter die Kurfürstenstraße einschwenkt. Zwischen den Bahnhöfen Gleisdreieck und Kurfürstenstraße befindet sich ein Höhenunterschied von 19 Metern!

 U-Bhf Kurfürstenstraße 

Unterpflasterbahnhof mit Mittelbahnsteig und vorgelagerten Vorhallen. Der Bahnhof erhielt eine gelbe Fliesenverkleidung. Die Entwürfe für diesen Bahnhof stammen von Alfred Grenander. Um wurde die alte Fliesenverkleidung leider entfernt und durch eine neue Verkleidung in verschiedenen Pastellfarben ersetzt.

 U-Bhf Nollendorfplatz 

Ein bemerkenswerter Bahnhof: Er bestand zuvor aus dem Hochbahnhof, der eröffnet wurde. kam der "Schöneberger Bahnhof" hinzu, beide Bahnhöfe waren durch einen halb unterirdischen Gang verbunden. Aus diese Bahnhofsbestandteile wird an anderem Ort eingegangen.

Neu ist ein Bahnhofsteil mit zwei übereinander liegenden aber leicht verschobenen Mittelbahnsteigen. Dieser Bahnhofsteil liegt unter der heutigen Else-Lasker-Schüler-Straße (Mackensenstr.), die damals noch Bestandteil der Motzstraße war. 

Im unteren Bahnsteig halten die Züge Richtung Westen, also mit Fahrtziel Uhlandstraße und Hauptstraße. Im oberen Bahnsteig dagegen halten die Züge der Gegenrichtung, also zur Warschauer Brücke. Zwischen den beiden Bahnsteigebenen vermitteln Treppen. Vom westlichen Ende des oberen Bahnsteiges gelangt man in die völlig neugebaute Vorhalle des Hochbahnhofes, von wo man die beiden Seitenbahnsteige der Hochbahn (Richtung Nordring und Wilhelmpl./Thielplatz) erreichen kann. Der Vorhalle angegliedert ist eine Gedächtnishalle zum Gedenken der -18 gefallenen Bediensteten der Hochbahngesellschaft. 

Die Wände in den beiden Bahnsteighallen sind mit Grau/violett verlaufenden Fliesen verkleidet, die Stützen dagegen wurden in einem leuchtenden Gelb gehalten. Die originale Beleuchtungsanlage ist leider nicht mehr vorhanden: Sie beleuchtete die Bahnsteighallen in Form von nicht sichtbaren Lichtbändern indirekt aus. Das war ein Novum und gab diesem Bahnhof mit einer quasi schwebenden Hallendecke eine ganz eigene Note! 

/98 wurde der Bahnhof vollständig modernisiert. Er erhielt unter anderem eine neue Fliesenverkleidung in den Bahnsteighallen, wobei man versucht war, sich am Original zu orientieren. Dies aber gelang nur recht mangelhaft. Die neuen Fliesen (leider ohne Farbverlauf!) wurden auf einem Unterträger befestigt. Leider aber versäumte man, die original erhaltenen Stationsschilder-Fliesen ebenfalls auf den Unterträger zu setzen, wodurch sie heute erheblich in die Wand hineinversetzt wirken und die aufgesetzt wirkenden neuen Fliesen sehr klobig wirken. Hier ist, wie schon am Hermannplatz, ungewollt ein architekturhistorisch wertvolles Gebäude zerstört worden!

Das Richtung Schöneberg führende Gleis im untersten Bahnsteig wurde erst angelegt. Zuvor war dieses Gleisbett immer leer. wurde in diesem Gleisbereich ein Schutzraum eingebaut, weshalb die gesamte östliche Bahnsteighälfte hinter einer Wand verborgen war. Erst mit dem Einbau des Gleises um /71 wurde dieser Bereich nutzbar gemacht und der Bunker beseitigt.

1971 wurde die gesamte Gleisanlage völlig umgebaut: Bis dahin konnten Schöneberger Züge theoretisch Richtung Warschauer Brücke/ Gleisdreieck (oben) weiter fahren. Dies geht seither nicht mehr, dafür können Einsatzzüge der Linie 1 in diesem Bahnhof enden. Nördlich des Nollendorfplatzes unter der Genthiner Straße entstand hierzu ein Abstelltunnel, der bis zum Magdeburger Platz reicht. Dort können auch Züge der Linie 4 abgestellt werden.

Auffallend in der "mittleren" Bahnsteighalle, also dem oberen Tunnelbahnsteig, sind die weit hinter dem Gleis zurückweichenden Tunnelwände. Als flüchtiger Betrachter könnte man annehmen, dass hier weitere Tunnelstutzen vorgesehen waren. Das aber war niemals der Fall. Viel mehr sind diese Wandnischen konstruktiv bedingt: Diese zurückweichenden Wände stützen sich exakt auf auf den darunter liegenden Tunnelwänden der untersten Tunnelebene. Hierbei muss man bedenken, dass Tunnelwände aufgrund ihrer Dicke ein enormes Gewicht haben und sie zusätzlich das rückwärtige Erdreich stützen sollen. So wäre es unsinnig und statisch auch bedenklich, die Wände stur den Erfordernissen der Räumlichkeiten entsprechend zu gestalten. So erklären sich die unregelmäßigen Abstände der Wände zu den Gleisen. 

Nach neuesten Erkenntnissen wurde der gesamte unterirdische Bahnhofsbereich unter dem Nollendorfplatz nicht erst in den 20er Jahren erstellt, sondern war bereits um baulich komplett fertiggestellt. Dies belegen zeitgenössische Fotographien.

Freilich dürfte es sich damals nur um einen Rohbau gehandelt haben. Der Endausbau und auch der Bau der oberirdischen Vorhalle dagegen fand erst zwischen und statt.

Nach Planungsunterlagen aus der Zeit um war der Bau einer oberirdischen Empfangshalle auch nicht vorgesehen. Damals, so die Planung, sollte der Hochbahnhof unverändert bleiben und lediglich neben den Hochbahn-Zugängen ein Treppenabgang zum Tunnelbahnsteig gebaut werden. Abgesehen von der oberirdischen Vorhalle ist der Bahnhof entsprechend den Plänen von exakt ausgeführt worden. Selbst die Einfädelung der Schöneberger Strecke, die zwischen und entstand, wurde nicht dem Zufall überlassen und konstruktionstechnisch auf die spätere Einbindung vorbereitet

Der "Schöneberger Bahnhof" von wurde mit Eröffnung des neuen U-Bahnhofes unter dem Nollendorfplatz im Jahre stillgelegt. Siehe Schöneberger U-Bahn

 U-Bhf Wittenbergplatz 

In diesem Bahnhof brauchten die Gleise der Entlastungsstrecke nur eingefädelt werden. Der südliche Seitenbahnsteig war bis dahin nicht im Betrieb, er wurde nun benötigt für die Züge von Uhlandstraße nach Warschauer Brücke.

Anschlußberichte: Wilmersdorfer U-Bahn , Westliche Stammstrecke und Ku´damm-U-Bahn

Nach fuhren auf der Entlastungslinie die Linien B I und B II. Nach fuhr hier die Linie 1, seit U1, zusätzlich seit die U15 und U12.


Warschauer Straße - Krumme Lanke
Warschauer Straße - Uhlandstraße

Weitere Abschnitte dieser Linien:

U1: Östliche Stammstrecke - Entlastungslinie - Wilmersdorfer U-Bahn - Zehlendorfer Strecke
U15 Östliche Stammstrecke - Entlastungslinie - Kurfürstendamm-U-Bahn

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