Aus: „Die Fahrt", Zeitschrift der BVG, Nr. 16/

Professor Alfred Grenander

Porträt Alfred Grenander

Aus der Gedenktafel im Bahnhof Klosterstraße.
Modell von Professor August Vogel .


Nachruf für Professor Grenander

Professor Grenander, seit für die Bauten der Berliner Schnellbahnen als Architekt tätig, verschied am im Alter von 68 Jahren. Wir bringen die Abschiedsworte, die ihm Geheimrat Wittig bei der Trauerfeier im Krematorium Wilmersdorf widmete.

Ein reiches, glückliches Künstlerleben ist mit Alfred Grenander dahingegangen; selten reich und inhaltsvoll durch die Vielseitigkeit der Aufgaben, die an ihn im Laufe der Jahre herangetreten sind und die er mit Meisterschaft gelöst hat. In Verbindung mit seinem Lehramt an den Staatskunstschulen für Architektur und Kunstgewerbe hat er als ausführender Baukünstler eine ausgedehnte Tätigkeit entfaltet; eine grosse Reihe von Privatbauten und öffentlichen Bauten zeugt von seinem regen architektonischen Schaffen.

In den letzten Jahrzehnten hat er wohl den grössten Teil seiner Arbeitskraft den Bauten der Berliner Hoch- und Untergrundbahn gewidmet. Bei diesen Verkehrsanlagen handelte es sich darum, die Werke des Ingenieurs über den Charakter des eigentlichen Nutzbaues hinaus zu einer baukünstlerisch befriedigenden Wirkung zu erheben. Eine solche Art der Betätigung entsprach ganz Grenanders Kunstrichtung; schlicht, zurückhaltend, aber wahr und rein, wie seine Persönlichkeit, war auch die Sprache seiner Kunst.

Nicht auf Schmuck und Äusserlichkeiten kam es bei diesen Aufgaben an; es handelte sich viel mehr darum, das Wesen der Bauwerke im ganzen und in ihren Teilen zu erfassen und im engstem Zusammenwirken mit dem Ingenieur in strenger Sachlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Dieses Zusammenwirken war durch die Freundschaft, die sich mit den führenden Ingenieuren entwickelte, ein geradezu vorbildliches. An den fertigen Werken war kaum zu erkennen, inwieweit der Ingenieur die Arbeiten des Architekten und der Architekt die des Ingenieurs beeinflusst hat.

Grenander hat die Verwirklichung seiner Entwürfe bis zum Schluss erlebt; er sah bei dem allmählich fortschreitenden Ausbau der Berliner Schnellbahnen immer von neuem, wie seine Gedanken in Stein und Eisen bleibende Gestalt gewannen; so in früheren Jahren bei dem Bahnhof Wittenbergplatz mit seiner eindrucksvollen Eingangshalle, bei Vollendung des Kreuzungsbahnhofs Hermannplatz und bei der Erweiterung des Bahnhofs Nollendorfplatz mit der Gedenkhalle der im Weltkriege Gefallenen, zuletzt im vorigen Jahres bei der Einweihung des grossen unterirdischen Bahnhofs Alexanderplatz.

Es ist schmerzlich, dass er nun so bald aus seinem Wirkungskreis scheiden musste, aber sein Name lebt in seinen Werken weiter. Allein 70 Bahnhöfen der Hoch- und Untergrundbahnen hat er ihr künstlerisches Gepräge gegeben, und für alle, die das Entstehen dieser Bauten aus eigener Anschauung verfolgt haben oder sie aus Veröffentlichungen kennen und in Zukunft kennen lernen werden, wird der Name unzertrennlich mit dem Gelingen dieser Werke verknüpft bleiben.

So sei ihm nun in dieser feierlichen Abschiedsstunde noch einmal für seine hingebende Mitwirkung an den Aufgaben der Berliner Verkehrsbauten im Namen der beteiligten Gesellschaften aufrichtiger Dank dargebracht.

Aus: „Die Fahrt"
Zeitschrift der Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft
Heft 16, Jahrgang , erschienen am


Ein Denkmal für Alfred Grenander?

Liebe Verantwortungs- und Entscheidungsträger des Berliner Senats!

Die Berliner U-Bahn wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Alfred Grenander hat das Bild der U-Bahn maßgeblich mit gestaltet. Wie schon oben berichtet, er entwarf rund 70 (!) U-Bahnhöfe, und ein Großteil dieser Bahnhöfe präsentiert sich noch heute getreu seinen Planungen in unveränderter Form. Ist es nicht langsam Mal an der Zeit, Herrn Professor Grenander ein Denkmal zu setzen? Ich meine nicht so eins aus Granit oder Marmor, nein! Ich meine einen Straßennamen.

Wie wäre es mit einem...

Alfred-Grenander-Platz Straßenschild

Ich habe sogar einen Vorschlag, wo der Alfred-Grenander-Platz sein könnte:

Wie wäre es mit der Straßenkreuzung Memhardstraße/Karl-Liebknecht-Straße/Dircksenstraße?
Der Alexanderplatz, dessen Bestandteil diese Straßenkreuzung ist, ist ja nun wirklich groß genug!

Andererseits liegt in nächster Nähe eines seiner Hochbauten und zugleich sein wohl letztes Schaffenswerk: Die ehemalige BVB-Hauptverwaltung, die heute noch durch die BVG genutzt wird.
Noch dazu bräuchte nicht ein Anlieger sein Briefpapier zu ändern, weshalb mit Bürgerprotesten (wie einst beim „Adenauerdamm") nicht zu rechnen ist.

Dies ist ja nur ein Vorschlag. Gibt es bessere?
Ich freue mich auf eine lebhafte Diskussion im Forum.

Ich denke, Berlin ist es diesem Mann schon lange schuldig!

U-Bahnhof Alexanderplatz - U-Bahnhöfe der Klassischen Moderne (Grenanders Bahnhöfe 1927-30)

U-Bahnhof Alexanderplatz: Eines der größten architektonischen Werke Grenanders.
Foto: Christoph Brachmann (aus: Licht und Farbe im Berliner Untergrund)


Die bedeutendsten Schaffenswerke Alfred Grenanders

U-Bahnhöfe

  • U-Bahnhof Deutsche Oper (Bahnsteighalle )
  • U-Bahnhof Potsdamer Platz (Bahnsteighalle )
  • U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz
  • U-Bahnhof Wittenbergplatz (Eingangshalle und Bahnsteighalle)
  • U-Bahnhof Märkisches Museum
  • U-Bahnhof Klosterstraße
  • U-Bahnhof Alexanderplatz (Bahnsteighalle Linie U2 )
  • U-Bahnhof Tempelhof (Bahnsteighalle )
  • U-Bahnhof Alexanderplatz /
  • U-Bahnhof Gesundbrunnen
  • U-Bahnhof Samariterstraße

Hochbauten

  • U-Bahnhof Wittenbergplatz (Eingangshalle)
  • Verwaltung der Knorr-Bremsenwerke am Ostkreuz
  • U-Bahn-Unterwerk Hermannstraße
  • U-Bahnhof Krumme Lanke
  • U-Bahnhof Gesundbrunnen (Eingangsgebäude am Gesundbrunnencenter)
  • U-Bahnhof Olympiastadion
  • Verwaltungsgebäude der BVG an der Dircksenstraße

Lesetipp

Großstadtarchitektur
Alfred Grenanders Gebäudekomplex an der Dircksenstraße in Berlin Mitte
Herausgeber: BC Berlin Consult-GmbH
Oktoberdruck Berlin,