Die U-Bahn im 2. Weltkrieg
Zurück zur Chronik 30er Jahr
Zurück zur Chronik 40er Jahre
Gehe zu: 1940 1941 1942 1943 1944 1945
1. September 1939:
"Polen hat heute Nacht zum ersten Mal
auf unserem eigenen Territorium,
auch mit bereits regulären
Soldaten geschossen!
Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurück geschossen und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!"
Was Hitler da im Reichsrundfunk bekannt gibt, nehmen die meisten Berliner gelassen hin, doch hiermit wird unmissverständlich klar, das dies Krieg bedeutet. Schon am ersten Kriegsabend gibt es in Berlin für eine Viertelstunde Fliegeralarm, doch es war nur ein Probealarm, wohl angeordnet aus psychologischen Gründen.
"VERDUNKELN!", die U-Bahn und der Krieg
Ab sofort muss
"verdunkelt" werden. Da auf den oberirdischen
Bahnsteigen der U-Bahn abends und nachts ebenfalls kein
Licht mehr brennen darf, werden zur Sicherheit der Fahrgäste die
Bahnsteigkanten weiß gestrichen, um sie kenntlich zu machen. In
den Zügen auf den oberirdischen Strecken wird die
Innenbeleuchtung abends durch Zwischenschalten von Widerständen
abgeblendet. Auch die
Lichtsignale blenden mit Eintritt der Dämmerung ab.
Die Sperrwehre an den Flussunterfahrungen werden nachts personell
besetzt, so dass die Tunnel bei Alarm gesichert werden können.
22. September 1939
Tarifwesen:
Seit dem 15.September ist es den
Angehörigen der Wehrmacht erlaubt, die BVG-Verkehrsmittel zum
Preis der Schülerfahrkarten zu benutzen, sofern diese in Uniform
gekleidet sind. Heute wurde diese Regelung dahingehend
abgeändert, dass die höheren Dienstgrade (ab dem Oberfeldwebel)
wieder den normalen Fahrpreis entrichten müssen. Diese Regelung
gilt sinngemäß auch für das Rote Kreuz und den
Reichs-Arbeitsdienst.
9. Oktober 1939 S-Bahn
Heute wird der Südabschnitt der
Nord-Süd-S-Bahn dem Verkehr übergeben. Das bedeutet, dass die
Züge aus Richtung Gesundbrunnen jetzt über Potsdamer Platz
hinaus zum Anhalter Bahnhof weiter fahren können. Von dort
fahren sie über die Wannseebahn weiter Richtung
Zehlendorf/Wannsee. In diesem Streckenverlauf ist der S-Bahnhof
"Großgörschenstraße" ebenfalls neu.
Die "Bankierzüge" beginnen und enden nach wie vor im Anhalter Fernbahnhof. Die Ausfädelung der S-Bahn über Papestraße/Priesterweg nach Rangsdorf ist noch im Bau, soll aber noch dieses Jahr fertig werden.
Der S-Bahnhof "Anhalter Bahnhof"
Direkt westlich des Anhalter
Bahnhofes ist seit 1935 ein großzügig bemessener S-Bahnhof
entstanden.
Dieser Bahnhof erhielt von
vornherein vier Gleise an zwei Mittelbahnsteigen. Nach
ursprünglicher Planung waren die äußeren Gleise für den
Nord-Süd-Bahn-Verkehr gedacht, während die inneren Gleise als
Ein- und Aussetzgleise Verwendung finden sollten. Nördlich des
S-Bahnhofes ist sogar schon ein Gleistrog für ein Kehrgleis
entstanden. Plötzlich im Jahre 1937 wurden die
Umgestaltungspläne des "Führers" vorbereitet, die die
Einstellung der Bauarbeiten am Anhalter Bahnhof zur Folge hatten!
Nun mussten neue Pläne und Entwürfe erarbeitet werden. Diese Pläne bedingten den Abriss bereits vorhandener Tunnelabschnitte, so auch das erwähnte Bett für ein Kehrgleis. Gleichzeitig musste die S-Bahn zum Görlitzer Bahnhof bautechnisch mit vorbereitet werden.
Erst zur Jahreswende 1937/38 konnte der S-Bahnbau nach den neuen Plänen fortgesetzt werden: Nördlich des S-Bahnhofes wurde ein Abzweigtunnel eingebaut, der zum Görlitzer Bahnhof führt. Der Grundriss der nördlichen Vorhalle musste diesen Voraussetzungen angepasst werden. Südlich des Anhalter Bahnhofes wurde in Höhe des Postbahnhofes ein viergleisiger Tunnelabzweig eingebaut, wo ein S-Bahntunnel zum projektierten Bahnhof Hornstraße angeschlossen werden soll.
6. November 1939 S-Bahn
Der letzte Abschnitt der
Nord-Süd-S-Bahn von Anhalter Bahnhof nach Yorckstraße wird dem Verkehr übergeben. Somit können die S-Bahnzüge von
der Tunnelstrecke jetzt auch Richtung Lichterfelde und Mahlow, ab
1940 bis nach Rangsdorf durchgeführt werden.
1. Januar 1940
Linie D:
Die Zugfahrer der U-Bahnzüge auf
der Linie D schließen ab heute die Türen selbst. Möglich wird
dies mit Hilfe einer Druckluft-Türschließ-Anlage, die von den
Zugfahrern mittels eines Knopfdruckes ausgelöst wird.
Hierzu wurden einige C-Wagen entsprechend umgerüstet, auf die
Zugbegleiter wird dennoch nicht verzichtet.
Auf allen anderen Linien müssen die Türen vorübergehend noch von Hand geschlossen werden, jedoch sollen entsprechende Einrichtungen auch in die übrigen U-Bahnwagen eingebaut werden!
13. Januar 1940:
Ab sofort werden auch
Einzelfahrscheine und ganze Fahrscheinblöcke entgegen der bisherigen Praxis im Vorverkauf an
den Schaltern der U-Bahnhöfe ausgegeben. Diese Maßnahme dient der
Entlastung des Verkaufspersonals. Im übrigen sollen in Kürze
aus diesem Anlass wieder Fahrkartenautomaten in Betrieb genommen
werden.
22. Februar 1940:
Die Liniennetze verschwinden.
Auf sämtlichen U-Bahnhöfen
verschwinden die BVG-Liniennetzpläne. Diese Pläne sind relativ
genaue und großformatige Stadtpläne.
25./26. August 1940:
Bomben auf die
Reichshauptstadt!
Erster feindlicher Fliegerangriff
auf Berlin mit leichten Bombenschäden in Lichtenberg und Pankow.
Die Bevölkerung kommt aus Neugierde von weit her, um die
Schäden in Augenschein zu nehmen! ("Bomben auf die
Reichshauptstadt, das ist ja unglaublich!")
29. August 1940:
Bei einem Fliegerangriff auf
Berlin sind die ersten 12 Opfer zu beklagen.
Der erste Schaden
an den Anlagen der U-Bahn: Am Kottbusser Tor fiel eine Bombe
auf den Tunnelkörper der U-Bahn. Die Bombe war allerdings ein
Blindgänger und richtete daher nur verhältnismäßig wenig
Schaden an.
1940:
Luftschutzräume in der U-Bahn
Auf Anordnung der Reichsregierung
werden in einigen U-Bahnhöfen Luftschutzräume eingerichtet.
Dies geschieht unter anderem auf folgenden Bahnhöfen:
Alexanderplatz, Ruhleben,
Friedrichstraße, Gesundbrunnen, Lichtenberg, Hermannplatz und Nollendorfplatz. Am
Nollendorfplatz zum Beispiel sieht dies so aus, dass der unterste
Bahnsteig in seiner Längsachse vermauert wird. Hinter dieser
Mauer sollte sich eigentlich das Gleis Richtung
Viktoria-Luise-Platz / Innsbrucker Platz befinden, es ist jedoch
nie verlegt worden. Vor der Mauer liegt die Bahnsteighälfte, die
durch den Zugverkehr Richtung Westen (Ruhleben / Krumme Lanke)
genutzt wird.
Im U-Bahnhof Spittelmarkt werden
die der Spree zugewandten Fenster vermauert.
Am S-Bahnhof Hermannstraße wurde
1929-31 ein Teil eines U-Bahnhofes im Zuge der Linie D erstellt,
dessen Bau aus Finanzierungsgründen abgebrochen werden musste.
Wegen der Tiefenlage bietet sich dieses großzügige bisher
unbenutzte Tunnelbauwerk ebenfalls als Luftschutzraum an.
Übrigens:
Bei Fliegeralarm werden die
unterirdischen U-Bahnhöfe geschlossen!
Die Bevölkerung nimmt natürlich
an, dass sie im Falle eines Angriffes in den Tunnelanlagen der
U-Bahn sicherer als auf der Straße ist, doch das ist nicht wahr!
Um so die Bevölkerung vor Schaden zu bewahren, sind die
Bahnhofsbediensteten angewiesen, die Bahnhöfe nach Auslösung
des Fliegeralarmes zu schließen. Der Zugverkehr wird bis zum
nächsten Bahnhof fortgesetzt und dort für die Dauer des Angriffs unterbrochen. Den Fahrgästen ist es natürlich nicht
zuzumuten, die "sicheren" U-Bahnhöfe zu verlassen,
daher dürfen sie im Bahnhofsbereich bis zur Entwarnung
verbleiben. Nach etwa 10 Minuten, wenn sich der Zustrom von
Passanten der Straße gelegt hat, werden die Bahnhöfe wieder
geöffnet, um Fluchtwege zu ermöglichen.
Bei Fliegeralarm ist die sonst abgeschaltete Tunnelbeleuchtung anzuschalten, um eventuell in den Bahnhöfen vorhandene Personen einen beleuchteten Fluchtweg in den Streckentunnel zu gewähren. Es darf hierbei natürlich nicht vergessen werden, dass die Stromschienen auch weiterhin unter Spannung stehen. Im übrigen wird der Zugverkehr bei Alarm eingestellt. Nach Entwarnung wird der Zugverkehr wieder aufgenommen, wobei die Zugfahrer angehalten sind, mit äußerster Vorsicht und niedrigen Tempo zu fahren. Die Zugfahrer haben zu überprüfen, dass sich keine Schäden an den Bahnanlagen und keine Personen im Gleis befinden. Befindet sich eine Person im Tunnel, so ist anzuhalten und die Person aufzunehmen! Das besondere Problem für die Zugführer besteht darin, möglichst schnell wieder einen reibungslosen und vor allem fahrplanmäßigen Zugverkehr sicherzustellen. Wenn ein Fliegerangriff über den fahrplanmäßigen Betriebsschluss hinausgeht, wird nach Entwarnung für gewisse Zeit ein Zugverkehr aufgenommen, um die Weiterfahrt der Fahrgäste zu ermöglichen. An den einzelnen Bahnhöfen soll ein Anschlussverkehr zur Straßenbahn, zum Autobus und selbstverständlich zu den anderen U-Bahnlinien sichergestellt werden.
21. Oktober 1940:
Nächtlicher Fliegerangriff auf
Berlin: Der U-Bahnhof Stadtpark (Linie B I) wird beschädigt!
16. Dezember 1940:
Zwischen den Bahnhöfen
Wittenbergplatz und Zoologischer Garten durchschlägt eine Bombe den
Tunnelkörper, der Verkehr auf der Linie A I muss vorübergehend
stillgelegt werden.
21. Dezember 1940:
Auch die Hochbahnstrecke der B
I/II in Kreuzberg muss in Folge eines Angriffes vorübergehend
stillgelegt werden.
Erste Verwüstungen in der Frankfurter Allee,
der U-Bahnhof Petersburger Straße ist geschlossen.
Das alles war erst der Anfang!
1941:
1938 wurde an verschiedenen
Stellen in der Reichshauptstadt mit den Bau einiger U-Bahntunnel
begonnen. Diese Baumaßnahmen werden bis zum prophezeiten "Endsieg" eingestellt.
Am Adolf-Hitler-Platz zum
Beispiel ist der Bau über Ausschachtungsarbeiten kaum hinaus
gekommen. Einige Tunnel dagegen konnten bereits fertig gestellt
werden.
Auf Berlin fanden keine nennenswerten Angriffe statt. Der U-Bahnverkehr hat sich im Laufe der Zeit wieder weitestgehend erholt und hatte fast friedensmäßigen Charakter.
1942:
Rekord!
Die Berliner U-Bahn wurde in
diesem Jahr von nicht weniger als 405 Millionen Fahrgästen
benutzt! - so die offizielle Statistik der BVG. (Die Schwarzfahrer
natürlich nicht mitgerechnet.) Übertroffen wird die U-Bahn nur
noch durch die S-Bahn, dort fuhren an die 700 Millionen
Fahrgäste mit! Diese Zahlen liegen somit um 100 % über den Zahlen der
vergangenen Friedensjahre.
Warum nehmen die Fahrgastzahlen in den letzten Jahren derart bei der U-Bahn zu?
Unmittelbar nach Beginn des Krieges wurden vor allem im Innenstadtbereich umfangreiche Autobuslinien stillgelegt um Kraftstoff zu sparen. Hierbei handelte es sich in erster Linie um Linien, die durch andere Verkehrsträger abgelöst werden konnten, etwa durch die Straßenbahn und insbesondere durch die U-Bahn.
Bei der U-Bahn waren im Jahre 1939 erhebliche Wagenbestände zurückgestellt. Im laufe der Zeit wurden diese Wagen wieder dem Verkehr zugeführt um das entstandene höhere Verkehrsaufkommen abzufangen. Dies war eine von der BVG ganz genau geplante Umverschichtung der Fahrgastströme. Zunächst wurden lediglich längere Züge eingesetzt, später dann wurde sogar der Fahrplantakt auf einigen Linien noch erhöht. Man hatte diesbezüglich ja schon gewisse Erfahrungen bei der Olympiade 1936 gemacht, auch wenn die Vorzeichen bei weitem nicht so freundlich sind, wie damals!
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Benutzung von Pkws durch die Rationierung von Kraftstoffen erschwert wird. So sind auch Autofahrer gezwungen, auf die BVG umzusteigen.
18. Februar 1943:
"Wollt ihr den totalen Krieg?"
Die U-Bahn im Zweiten
Weltkrieg
Die ersten Kriegsjahre haben sich
im Alltagsleben der Berliner Bevölkerung kaum bemerkbar gemacht,
lediglich die Versorgung mit den alltäglichen Dingen wurde ganz allmählich immer
problematischer! Kriegspolitisch stand das hochgerüstete
Deutschland sicher dar und der "Endsieg" galt als
sicher!
Die Kriegslage hat sich für Deutschland entscheidend gewandelt, seit die 6.Armee in Stalingrad aufgerieben wurde und am 2. Februar aufgeben musste. Für Hitler bedeutete dies eine sehr schwere Niederlage! Der so genannte Propagandaminister Goebbels lud daher heute die beunruhigte Bevölkerung und vor allem Parteigenossen in den Sportpalast und hielt eine Rede, die im Reichsrundfunk übertragen wurde. Die Stalingrad-Niederlage drohte auch in der Bevölkerung den Siegeswillen zu brechen! Goebbels heizte in seiner Rede die Bevölkerung auf und stellte die rhetorische Frage: "Wollt ihr den Totalen Krieg?" Die Versammelten jubelten ein eindeutiges "Ja!!!".
Dieser so genannte "totale
Krieg" zeigte sich den Berlinern alsbald mit Fliegeralarmen,
kaum eine Nacht in der kein Alarm war.
Bislang machten sich die
Bombenabwürfe im Stadtgebiet von Berlin kaum bemerkbar.
Der U-Bahnbetrieb war bislang
kriegsbedingt kaum beeinträchtigt. Auch gab es bisher kaum
größere Schäden, die zu besonderen Maßnahmen seitens der BVG
geführt hätten.
Dies änderte sich nunmehr:
Im Frühjahr 1943 gab es erste ernstzunehmende Luftangriffe auf Berlin, wobei auch das U-Bahnnetz Schäden davon trug: Im April '43 brannte das Bahnmeisterei-Gebäude in der Werkstatt Grunewald aus, die Wagenhallen wiesen einen umfangreichen Glasschaden auf. Solche Schäden konnten innerhalb kurzer Zeit zwar behoben werden, so dass ein geordneter U-Bahnbetrieb wieder möglich war. Doch niemand wusste, ob die Behebung von Kriegsschäden nicht durch neue Angriffe zunichte gemacht würde.
Die Wochen im Frühsommer verliefen dann relativ ruhig, aus anderen deutschen Städten werden seither größere Angriffe gemeldet, so aus Köln und Hamburg. Von dort werden sogar regelrechte "Feuerstürme" gemeldet, wobei ganze Stadtteile zerstört, ja regelrecht ausradiert wurden. In diesem Zusammenhang: Die Hamburger Hochbahn musste eine ihrer U-Bahnlinien bereits einstellen, da diese als Hochbahn geführte Strecke weitgehend zerstört ist. Ob und wann diese Strecke wieder in Betrieb genommen werden kann, ist völlig ungewiss. Während Berlin noch weitgehend intakt wirkt, sieht dies in Hamburg völlig anders aus. Dort hat der so genannte "totale Krieg" bereits seine verheerenden Spuren hinterlassen!
Nachfolgend wird eine Auflistung der Schäden wiedergegeben, die sich im wesentlichen nur auf die Bahnhofsbauten beziehen! Die Streckenbauten und der Fahrzeugpark bleiben in der Auflistung weitgehend unberührt, doch sind die Schäden in den Bereichen ähnlich umfangreich.
è 23./24 August 1943:
U-Bhf.
Nürnberger Platz
(Linie A II)
Bombentreffer: Decke
durchschlagen!
U-Bhf. Stadtpark (Linie B
I)
Luftdruckschaden an der
oberirdischen Bahnhofshalle, die Glaswände wurden eingedrückt.
Bereits im Oktober 1940 wurde dieser Bahnhof durch einen
nächtlichen Angriff beschädigt.
è 3.
September 1943:
Schwere Schäden auf dem Gelände
der Hauptwerkstatt Grunewald
40 U-Bahnwagen werden ein Raub
der Flammen.
è 3./4.
November 1943:
U-Bhf. Seestraße (Linie C
I/II)
Eine Bombe durchschlug die Decke
über dem "toten" nördlichen Bahnsteig. Dies obwohl
dieser Bahnsteigbereich zu einem "Luftschutzraum"
umgebaut wurde.
U-Bhf. Senefelderplatz
(Linie A I/II)
Ein Zugang wurde verschüttet.
U-Bhf. Wedding (Linie C
I/II)
Auch hier wurde ein Zugang
verschüttet!
Der Oktober verlief ruhig, die
Schäden konnten relativ zügig behoben werden, so
dass wieder ein geordneter
Betrieb durchgeführt werden konnte.
è 22./23.
November 1943:
Der bislang schwerste Angriff auf
die Reichshauptstadt!
Allein bei der Straßenbahn
zählt die BVG 40 Gleisschäden und 270 Schäden an den Anlagen
der Oberleitung!
Auch die U-Bahn wurde
schwer getroffen:
U-Bhf. Bayerischer Platz
(Linie B I)
Bombentreffer, Decke
durchschlagen
Hochbahnhof Bülowstraße (Linie
A I/II)
Brandschaden am Bahnhofsgebäude,
zwei U-Bahnzüge wurden ein Raub der Flammen.
U-Bhf. Wittenbergplatz
(Linien
A I/II/B II)
Massive Schäden an der
Tunnelkonstruktion und im Gleisbereich!
Auch hier hat es bereits einen
Bombentreffer gegeben.
U-Bhf. Senefelderplatz (Linie
A I)
Deckendurchschlag mit schweren
Schäden im Umformerwerk neben dem Bahnhofsbereich.
Anfang des Monats wurde bereits
ein Zugang verschüttet.
Außerhalb der Bahnhöfe
ereigneten sich an folgenden Stellen Zerstörungen:
In der Nähe der Bahnhöfe Nürnberger
Platz, Zoologischer Garten, Gneisenaustraße, Leopoldplatz
und am Görlitzer Bahnhof. Ferner wurde die Hochbahnrampe
zwischen den Bahnhöfen Gleisdreieck und Potsdamer Platz
schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Auch die berühmte Hausdurchfahrt an der Dennewitzstraße im Zuge der Linie A wurde ein Opfer des Angriffs!
Für die BVG ereignete sich
allerdings noch ein besonders schwerer Schlag:
Zu Beginn des Angriffes in den
späten Abendstunden fielen Brandbomben auf das "Hochbahnhaus"
in der Köthener Straße. Überhaupt war diese Gegend eines der
Schadensschwerpunkte dieses Angriffes. Zunächst versuchten
Luftschutzkräfte die Brände im Gebäude zu löschen, doch in
Anbetracht der Größe des Hauses war dies aussichtslos. Die BVG
hatte vorgesorgt: Sie errichtete im Vorwege wichtige
Dienststellen wie zum Beispiel die Telefonzentrale im Keller als
Duplikat der Originalanlage. So konnten die Mitarbeiter weiter
ihren Dienst versehen, während in den oberen Stockwerken das
Feuer wütete! Im Laufe der Nacht brannte das wuchtige Gebäude
restlos aus! Die noch im Hause beschäftigten Mitarbeiter
verdanken ihr Überleben nur dem Umstand, das ein Tunnel vom
Keller des Gebäudes in den benachbarten U-Bahntunnel zum
Potsdamer Platz existierte und so die Flucht aus dem Inferno
ermöglichte!
è 23./24.
November 1943:
U-Bhf. Wittenbergplatz
(Linien
A I/II/B II)
Deckendurchschlag, Brandschäden
in der bislang unzerstörten Eingangshalle auf dem
Wittenbergplatz.
U-Bhf. Zoologischer Garten
(Linie
A I)
Bombentreffer im Vorhallenbereich
è Dezember 1943:
Die Schäden sind nun schon
derart umfangreich, dass der Zugbetrieb zeitweise unterbrochen
werden muss.
è 17.
Dezember 1943:
Hochbahnhof Danziger Straße
(Linie
A I)
Luftdruckschaden an der
Bahnhofskonstruktion
è 21.
Dezember 1943:
Die neue
BVG-"Verwaltung"
Die alte BVG-Verwaltung an der
Köthener Straße war verloren! Doch es wurden schon vorher für
den Fall der Fälle Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Noch während die Ruine am
23.November qualmte, konnte die BVG eine behelfsmäßige
Verwaltung in Betrieb nehmen. Diese Verwaltung befand sich unter
dem Alexanderplatz in der Ladenstraße des U-Bahnhofes.
Selbstverständlich ist diese "Verwaltung" derart
beengt, daß nur wenige Abteilungen untergebracht werden konnten.
Auch die Telefonzentrale ist hier untergebracht. Die übrigen
Abteilungen verteilten sich auf die Betriebshöfe und
Dienststellen im gesamten Stadtgebiet, soweit entsprechende
Räumlichkeiten noch nicht zerstört sind. Diese
Verhältnisse waren untragbar. Nach wenigen Tagen machte
ein anderer stadteigener Betrieb die Zusage, Räumlichkeiten für
das Direktorium der BVG zur Verfügung zu stellen: Heute bezieht
die Verwaltung als Ausweichquartier ein Stockwerk der
Verwaltung der "Berliner Stadtentwässerung" in der
Klosterstraße 59. Auf diese Weise konnten wesentliche
Abteilungen wieder zusammengeführt werden.
è 29. Dezember 1943:
U-Bhf. Dahlem-Dorf (Linie A
II)
Gleisschäden durch eine
Luftmine.
Werkstatt Friedrichsfelde
Durch Explosion massiver
Glasbruchschaden an der Werkstatthalle.
è 28./29. Januar 1944:
Hochbahnhof Nollendorfplatz
(Linien
A I/II)
Schäden an der
Hallenkonstruktion
Die zerstörte Halle des Hochbahnhofs Nollendorfplatz
U-Bhf. Nürnberger Platz
(Linie A II)
Luftdruckschaden an einem Zugang.
U-Bhf. Paradestraße (Linie
C II)
Durch einen Volltreffer wurde die
Decke in der Bahnsteighalle durchschlagen.
Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien
A I/II/B I/II)
Schwere Schäden am Viadukt!
Hochbahnhof Prinzenstraße
(Linie B I/II)
Luftdruckschäden im
Zugangsbereich.
Folgende Strecken sind
vorübergehend außer Betrieb:
Linie A I: Potsdamer Platz
- Zoolog.Gtn
Linie A II: Potsdamer
Platz - Breitenbachplatz
Linien B I/II: Beide
Linien komplett stillgelegt!
Linie C II:
Belle-Alliance-Straße - Tempelhof
è 15.
Februar 1944:
U-Bhf. Reichssportfeld (Linie
A I)
Durch eine Luftmine schwere
Verwüstungen am Zugangsgebäude!
U-Bhf. Sophie-Charlotte-Platz (Linie
A I)
Durch einen Bombentreffer wurde
die Decke durchschlagen.
è 22.
März 1944:
U-Bhf. Reinickendorfer Straße
(Linie C I/II)
Zwei Deckendurchschläge im
Bahnhofsbereich.
Werkstatt Seestraße (Nord-Süd)
Schwerste Zerstörungen!
Brand und Totalschäden im
Werkstattbereich, schwere Zerstörungen im Bereich
des Tunnelmundes, sowie im Gleisbereich. Somit ist diese Betriebswerkstatt
nahezu völlig zerstört!
è 1.
April 1944:
Linie C I:
Diese Linie endet ab heute
bereits am Bahnhof Bergstraße, nicht weil die Strecke zur
Grenzallee zerstört ist, sondern da dieser Tunnel der
Rüstungsindustrie ( Fa. Henschel ) als unterirdischer
Produktionsraum zur Verfügung gestellt wird. Dieser Tunnel
eignet sich für diesen Verwendungszweck recht gut, da er
peripher im Netz liegt und außerdem über eine Zufahrt für
Fahrzeuge verfügt. Hierbei handelt es sich um den 1930 mit
erstellten Tunnelmund für eine damals geplante aber nie
verwirklichte Betriebswerkstatt am Sieversufer.
è 29. April 1944:
U-Bhf. Paradestraße (Linie
C II)
Deckendurchschlag im Bereich der
Vorhalle.
Dies ist der zweite
Deckendurchschlag in diesem Bahnhof.
Die Schäden an den Gleis- und
Bahnhofsanlagen sind nun schon so nachhaltig, dass ein geordneter
U-Bahnbetrieb auch längerfristig nicht mehr möglich ist. An
manchen Bahnhöfen kann die U-Bahn nicht mehr halten bzw. manche
Strecken weisen so schwere Zerstörungen auf, dass der Betrieb
völlig stillgelegt werden musste.
è 7.
Mai 1944:
Heute erfolgte der bislang
schwerste Angriff auf Berlin!
U-Bhf. Kochstraße (Linie C
I/II)
Bombenschäden im Bahnhofsbereich
an der Decke und im Wandbereich.
U-Bhf. Memeler Straße (Linie
E)
Osteingang Volltreffer!
Deckendurchschlag!
U-Bhf. Schillingstraße (Linie
E)
Vorhalle Totalschaden!
U-Bhf. Stadtmitte (Linien A
I/II/C I/II)
Massiver Brandschaden im gesamten
Bahnhofsbereich!
U-Bhf. Strausberger Platz
(Linie E)
Westlicher Zugang:
Deckendurchschlag!
U-Bhf. Tempelhof
(Südring) (Linie
C II)
Südeingang: Deckendurchschlag!
è 8. Mai 1944
U-Bhf. Bernauer Straße
(Linie
D)
Diverse Deckendurchschläge
U-Bhf Frankfurter Allee (Linie
E)
Deckendurchschlag
è 19.
Mai 1944
Werkstatt Seestraße (Nord-Süd)
Drei Volltreffer im Bereich der
Gleisanlagen und in den Überresten der Wagenhallen, die bereits
weitgehend zerstört sind. 44 U-Bahnwagen werden durch die
Flammen völlig zerstört!
è 24. Mai 1944
U-Bhf.
Gardepionierplatz (Linie
C I)
2 Bombeneinschläge, schwerste Zerstörungen im
Gleisbereich
U-Bhf. Krumme Lanke (Linie
A II)
5 Bombenvolltreffer!
"Ausziehtunnel" unter
der Grunewaldallee <Argentinische Allee>, Wagenabstellhalle
und der Bahnhofsbereich sind schwer zerstört
U-Bhf. Märkisches Museum (Linie
A I/II)
Leichte Beschädigung der
Gewölbedecke
Werkstatt Warschauer Brücke
Bombentreffer in der Wagenhalle
Jetzt sind alle Betriebshöfe
mehr oder weniger beschädigt. Der U-Bahnbetrieb ist fast
vollständig zum Erliegen gekommen.
è 21.
Juni 1944
Hochbahnhof Hallesches Tor (Linie
B I/II)
Die Hallenkonstruktion wurde
schwer zerstört, wobei ein Teil der Fundamente in den
Landwehrkanal abgesackt ist!
U-Bhf. Memeler Straße (Linie
E)
Zwei Bombentreffer,
Deckendurchschlag
U-Bhf. Potsdamer Platz (Linie
A I/II)
Deckendurchschlag im
Gleisbereich.
U-Bhf. Tempelhof
(Südring)
(Linie
C II)
Drei Bombendurchschläge, davon
zwei Blindgänger.
è 19. Juli 1944
U-Bhf.
Nollendorfplatz (Linien
B I/II) -Tunnelbahnhof-
Überschwemmung der
Bahnhofsanlagen, hervorgerufen durch einen Wasserrohrbruch.
Der konstruktive Schaden hält
sich in Grenzen.
Auch der Hochbahnviadukt in der Bülowstraße
(Linie A) wird getroffen.
(Siehe Abb. östlich des Hochbahnhofes Nollendorfplatz)
Der zerstörte Hochbahnviadukt in der Bülowstraße nach dem 19. Juli 1944
Im Vordergrund einer der sehr seltenen 39er Käfer
è 1. September 1944
Fahrpreise:
Der
"Kriegseinheitstarif"
Aufgrund der Kriegslage sind die
Verkehrsmittel der BVG oftmals mehr als ausgelastet. Für die
Schaffner ist die Bewältigung ihrer Arbeit oft mit erheblichen
Schwierigkeiten verbunden. Dies ist nicht nur in Berlin so,
sondern in fast allen deutschen Städten. Diese Sachlage erkannte
auch das Reichsverkehrsministerium. Es verlangte von den
kommunalen Verkehrsunternehmen eine Straffung und Vereinfachung
der Verkehrstarife.
Die BVG führt daher mit dem
heutigen Tag eine neue Tarifstruktur ein.
Es gibt keine
Ermäßigungsfahrscheine mehr, sondern nur noch einen
Standardfahrschein ohne Umsteigeberechtigung zu anderen
Verkehrsmitteln also nur für eine so genannte
"Geradeausfahrt".
Der Preis eines solchen
Fahrscheines beträgt 20 Pfennig.
Die einzige Alternativkarte ist
die Sammelkarte für 8 Fahrten ohne Umsteigeberechtigung
für 1,-- RM. Wie üblich gilt das U-Bahn-interne
Umsteigen nicht als "Umsteigen" im tarifrechtlichen
Sinne. Der seit 1927 bestehende Umsteigetarif zur S-Bahn wurde
folglich ebenfalls heute abgeschafft.
Die Zeitkarten ließ man
natürlich bestehen, da sie für die Schaffner
abfertigungserleichternd sind.
Auszug:
Eine U-Bahnlinie: Wochenkarte: 1.50 RM; Monatskarte: 6,50 RM
U-Bahnnetz: Wochenkarte: 3.50
RM Monatskarte: 14 RM
BVG-Gesamtnetz: Wochenkarte: 9.-- RM Monatskarte: 35 RM
è 5.
Oktober 1944
Werkstatt Friedrichsfelde
Durch mehrere Bombeneinschläge
starke Zerstörungen im Gleisbereich und schwere Zerstörungen an
der Wagenhalle.
è 14. Januar 1945
Hochbahnhof Gleisdreieck
(Linien
A I/II, B I/II)
Durch benachbarte
Bombeneinschläge starke Luftdruckschäden an der stählernen
Bahnhofskonstruktion.
è 26.
Januar 1945
Auf den Strecken, wo noch ein
U-Bahnbetrieb statt findet, wird der Fahrplantakt in den
ruhigeren Verkehrszeiten auf 30 Minuten gestreckt. Diese
Maßnahme wurde erforderlich, um den noch funktionsfähigen Teil
des Wagenparks so weit wie möglich zu schonen.
è 29. Januar 1945
U-Bhf.
Wittenbergplatz (Linien A I/II,
B II)
Volltreffer!
Eingangshalle weist schwere
Zerstörungen auf, die Tunneldecke wurde durchschlagen, auch im
Bahnsteigbereich schwere Verwüstungen
è 1. Februar 1945
Der Reichsminister für
Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, der zugleich
Gauleiter von Groß-Berlin ist, erklärt die Stadt zu einer
"Festung".
Diese Erklärung soll den
Kampfwillen gegen den Feind noch mal entfachen, doch fast alle
Berliner wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden und endlich
Ruhe! Die "Russen" sind tatsächlich nicht mehr weit.
Am östlichen Stadtrand kann man die erbitterten Kämpfe der
Front schon hören!
Der Ausbau der Stadt zu einer so genannten "Festung" sieht so aus, dass Straßensperren errichtet werden, die ein Voranschreiten der Sowjets verhindern sollen. Als Straßensperren werden alle Gegenstände verwendet, die sich auftreiben lassen. Sogar ausgebrannte Straßenbahnwagen werden zu diesem Zweck umgekippt und mit Trümmerschutt gefüllt. Die Bevölkerung wird als "Volkssturm" mit Waffen und Uniformen ausgerüstet.
Die letzten Monate sind für die Berliner Bevölkerung relativ ruhig verlaufen, es war ungewöhnlich ruhig, die Ruhe vor dem Sturm!...
è 3. Februar 1945
Dieser Tag brachte für die
Berliner den bisher schlimmsten Luftangriff! Entsprechend
umfangreich sind die Schäden an den Bauwerken der U-Bahn:
U-Bhf. Bayerischer Platz
(Linie B I)
Mehrere Volltreffer im
Bahnhofsbereich!
In dem Augenblick, als die Bomben einschlugen, hielten zwei Fahrgastzüge in diesem Bahnhof, ein tragischer Zufall! 63 Menschen wurden dabei getötet.
U-Bhf. Gesundbrunnen (Linie
D)
Volltreffer im Bahnhofsbereich!
Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien
A I/II,B I/II)
Mehrere Volltreffer!
Einer der Wagen dieses Zuges wurde bei diesem Angriff regelrecht zu Kleinholz
verarbeitet.
U-Bahnhof Gleisdreieck, oberer Bahnsteig
Hochbahnhof Hallesches Tor
(Linien
B I/II)
Dieser Bahnhof ist bereits total
zerstört, weitere Volltreffer!
U-Bhf. Hausvogteiplatz (Linien
A I/II)
Volltreffer im östlichen
Bahnhofsbereich!
U-Bhf. Kaiserhof (Linien A
I/II)
Mehrere Volltreffer! Diese Bomben
galten wahrscheinlich der benachbarten Reichskanzlei.
U-Bhf. Moritzplatz (Linie
D)
Volltreffer! 36 Menschen kommen
um's Leben. Sie hielten sich vermutlich in dem Luftschutzraum
unterhalb des Bahnsteiges auf, der ursprünglich als Teil einer
Bahnsteighalle für eine kreuzende U-Bahnlinie angelegt wurde.
U-Bhf. Petersburger Straße
(Linie
E)
Mehrere Deckendurchschläge.
Hochbahnhof Prinzenstraße
(Linien B I/II)
Seitliche Hallenwand schwer
beschädigt.
U-Bhf. Spittelmarkt (Linien
A I/II)
Volltreffer im Bahnsteigbereich.
Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass die nördliche
Bahnhofswand nicht zerstört wurde. Da diese Wand zugleich die
Ufermauer der Spree ist, wäre sonst das innerstädtische
Tunnelsystem überflutet worden und hätte den U-Bahnverkehr auf
lange Sicht unterbrochen. <Wenig später soff die U-Bahn
dennoch ab!>
U-Bhf. Stadtmitte (Linien A
I/II,C I/II)
Besonders schwere Zerstörungen
im gesamten Bahnhofsbereich, der durch einen Brand schon
schwer beschädigt ist.
Mehrere Stützpfeiler wurden
regelrecht aus ihrer Verankerung gerissen. Eine Wand wurde durch puren
Luftdruck eingedrückt!
è 8.
Februar 1945
Hochbahnhof Görlitzer Bahnhof
Volltreffer!
Östlicher Bahnhofsbereich
völlig zerstört!
è 22. Februar
1945
BW Friedrichsfelde
Luftdruckschaden am Stellwerk.
è 24.
Februar 1945
Hochbahnhof Nollendorfplatz
Luftdruckschaden an der
Bahnsteighalle.
è 26. Februar 1945
U-Bhf Friedrichsfelde
(Linie E)
Volltreffer im Bahnhofsbereich!
U-Bhf. Kottbusser Tor
(Tunnelbahnhof Linie D)
Volltreffer!
U-Bhf. Memeler Straße (Linie
E)
Mehrere Volltreffer!
Schwerste Zerstörungen im
Bahnhofsbereich, 200 Menschen kommen um's Leben - Fast nur Frauen
und Kinder!
U-Bhf. Stadtpark (Linie B
I)
Volltreffer!
Mehrere Wand- und
Deckendurchschläge!
è Frühjahr 1945:
Der U-Bahn-Güterverkehr
Seit geraumer Zeit wurde die
Straßenbahn auch zum Transport von Gütern eingesetzt. Dies
geschah aus Gründen der Treibstoffknappheit und aus Mangel an
Lastkraftwagen. Die BVG richtete daher eine größere Stückzahl
ihrer Trieb- und Beiwagen für diesen Zweck her. Für die BVG
bedeuten die Gütertransporte eine willkommene zusätzliche
finanzielle Einnahmequelle. Die U-Bahn schied im Grunde für
derartige Transporte aus, da die Güter auf umständlichen Wege
auf den Bahnsteig und von dort wieder weg befördert werden mussten. Daher macht die BVG im Gegensatz zur Hamburger Hochbahn
*) keinen Gebrauch von dieser Möglichkeit. Die "Städtische
Hauptfahrbereitschaft" trat vor kurzem an die BVG heran,
eine solche Transportmöglichkeit für einen bestimmten Zweck zu
untersuchen. Der Hauptfahrbereitschaft ging es in erster Linie um
den Transport von Gemüse von der städtischen Zentralmarkthalle
am Alexanderplatz nach Friedrichsfelde, zwecks der dortigen
weiteren Verteilung über das Stadtgebiet. Hierzu bot sich die seinerzeit noch
intakte Linie E an.
Es wurden entsprechende Transportmöglichkeiten geschaffen: Auf den Zugangstreppen des U-Bahnhofes am Alex wurden Schienen mit kleinen Güterloren an Seilwinden installiert, über die die Waren von der Straße auf den Bahnsteig verbracht werden konnten. Dort erfolgt die Verladung in U-Bahnwagen, die anschließend nach Friedrichsfelde fahren sollten. In Friedrichsfelde (vermutlich im Bereich der Betriebswerkstatt) sollten die Züge wieder geleert werden. Zu einem praktischen Einsatz dieser Güterzüge kam es aufgrund der Zerstörungen an der Linie E dennoch nicht mehr, obwohl die baulichen Vorbereitungen getroffen worden waren.
*): <Von 1943 bis 1946 gab es bei der Hamburger Hochbahn einen regelmäßigen U-Bahn-Güterverkehr. Zu diesem Zweck wurde ein Hamburger U-Bahntriebwagen entsprechend umgebaut und mit einem zweiten Führerstand versehen.>
è 10. März 1945
Hochbahnhof Osthafen
Volltreffer!
Dieser bislang unbeschädigte
Hochbahnhof wurde vollständig zerstört!
è11./12.
März 1945
Hochbahnhof Gleisdreieck
(Linien
A I/II,B I/II)
Volltreffer im Bahnhofsbereich,
das Stellwerk wurde völlig zerstört.
Hochbahnhof Schlesisches Tor
(Linien
B I/II)
Volltreffer, Beschädigungen im
Gleisbereich.
è 15.
März 1945
U-Bhf. Alexanderplatz (Linien A
I/II, D und E)
Östliche Bahnhofszugänge wurden
verschüttet!
è 18.
März 1945
Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien
A I/II,B I/II)
Oberer Bahnsteig nahezu völlig
zerstört.
Hochbahnhof Görlitzer Bahnhof
(Linien B I/II)
Schwere Schäden im Gleisbereich.
è 2./3. April 1945
Die sowjetische Armee erreicht
nach erbitterten Kämpfen auf den Seelower Höhen allmählich den
Großraum Berlin.
In Folge eines Luftangriffes wurde die Dichtung des Spreetunnels auf der A-Linie zwischen den Bahnhöfen Klosterstraße und Märkisches Museum beschädigt - leichter aber stetiger Wassereinbruch, der langsam aber sicher einen erheblichen Teil dieser U-Bahnstrecke unter Wasser setzt!
è 9./10.
April 1945
U-Bhf. Samariterstraße (Linie
E)
Volltreffer! Die Decke wurde
durchschlagen, wobei sie auf erheblicher Länge gerissen ist -
akute Einsturzgefahr! Züge fahren hier schon lange nicht mehr.
è 12. April 1945:
Die U-Bahn -wo sie noch fährt-
darf nur noch mit Berechtigungsausweisen benutzt werden!
Diese Ausweise werden vom
Magistrat der Stadt an den Personenkreis ausgegeben, der in
"kriegswichtigen" Betrieben beschäftigt ist. Diese
Maßnahme wurde notwendig, da die U-Bahn chronisch überlastet
ist und der Fahrgastmassen nicht mehr Herr werden konnte.
è 16.
April 1945
Die sowjetischen Truppen unter
den Generälen Georgi Schukow und Ivan Konew leiten die
Schlacht um Berlin ein.
U-Bhf. Horst-Wessel-Platz
(Linie A I)
Volltreffer! Schwere
Zerstörungen.
è 21. April 1945
Die Sowjets vereinnahmen die
Berliner Vororte Bernau, Werneuchen, Strausberg und Erkner
Man kann nun mit der S-Bahn (!)
von Front zu Front fahren.
Die Hochbahnstrecke (Linie B I)
in Kreuzberg wird wegen der massiven Schäden auf unbestimmte
Zeit stillgelegt!
è 22.
April 1945
Die sowjetischen Truppen
erreichen die Stadtgrenze von Berlin und besetzen Teile von
Frohnau, Lichtenberg und Weissensee
è 23. April 1945:
Die verbliebenen
Streckenabschnitte des Großprofilnetzes werden heute
stillgelegt!
Auslöser dürfte die BEWAG sein,
die die Stromlieferung einstellte.
Zuletzt betriebene
Streckenabschnitte:
Linie C I: Seestraße - Bergstraße
(schon seit geraumer Zeit Betriebslücken im Linienverlauf!)
Linie C II:
Belle-Alliance-Straße - Tempelhof(Südring)
Linie D: Leinestraße - Gesundbrunnen
(schon seit geraumer Zeit Teilstilllegungen!)
Linie E: Alexanderplatz - Strausberger
Platz
è 24.
April 1945:
Das U-Bahnnetz gegen
Mittag des 24.April 1945:
Linie A I: Wittenbergplatz - Deutsches Opernhaus -
Adolf Hitler Platz - Ruhleben
Linie A II:
Wittenbergplatz - Fehrbelliner Platz - Breitenbachplatz - Thielplatz - Krumme Lanke
Linie B I:
Gleisdreieck - Kurfürstenstr - Nollendorfplatz - Bayer'Pl. - Innsbrucker
Pl.
Der Zugverkehr auf diesen verbliebenen drei Linien findet nur in großen und unregelmäßigen Zugabständen statt. Die Linie B II, sowie sämtliche Großprofillinien sind außer Betrieb.
è 25.
April 1945
Kein Zugverkehr mehr!
Der U-Bahnbetrieb konnte in der
Vergangenheit, insbesondere in den letzten Monaten, nur
sporadisch aufrecht erhalten werden. Es verkehren noch zwei
U-Bahnzüge auf der Linie A I: Von Wittenbergplatz bis
Kaiserdamm im Pendelverkehr und desgleichen von Kaiserdamm
bis Ruhleben. Auf den übrigen gestern noch
betriebenen Strecken wurde der Zugverkehr heute bereits nicht
mehr aufgenommen.
Gegen 18 Uhr steht das
BVG-Kraftwerk Unterspree unter Beschuss und stellt die
Stromversorgung ein!
Der U-Bahnverkehr kommt
dadurch restlos zum Erliegen!
è 25. April 1945 - Fortsetzung
Folgende am Stadtrand Berlins
gelegene Stadtteile sind durch die sowjetischen Truppen bereits
erobert:
Heiligensee, Reinickendorf, Wittenau, Niederschönhausen, Weissensee, Hohenschönhausen,
Friedrichsfelde, Lichtenberg, Treptow, Adlershof, Rudow, Britz, Buckow, Lichterfelde,
Lankwitz und Zehlendorf, sowie Teile von Spandau.
è 27. April 1945
Die Sowjets vereinnahmen den Rest
von Spandau sowie Gartenfeld, Siemensstadt, Kreuzberg, Neukölln,
Tempelhof, Steglitz und Dahlem.
è 28. April 1945
Teile von Charlottenburg und
Schöneberg, Gatow, der Grunewald und Moabit sind in der Hand der
Russen.
Während in der Innenstadt noch
erbitterte Kämpfe statt finden, beginnt die Bevölkerung am
Stadtrand bereits mit ersten Aufräumungsarbeiten! Die
"Hauptverwaltung" der BVG konzentriert sich
mittlerweile auf eine handvoll Mitarbeiter, die im
Straßenbahndepot Charlottenburg untergebracht sind und in ihren
wenigen Büroräumen die Stellung halten. Somit ist die BVG ab
heute vom Hitlerfaschismus "befreit".
è 29.
April 1945
Teile von Wilmersdorf, Halensee
und dem Zentrum von Russen besetzt.
è 30.
April 1945
Weitere Teile von Wilmersdorf und
Witzleben, sowie Horst-Wessel-Stadt (Friedrichshain) werden
besetzt, die Sowjets erobern den Reichstag!
Adolf Hitler begeht im
Führerbunker der Reichskanzlei Selbstmord. Dieser Bunker
befindet sich im Garten der Reichskanzlei in unmittelbarer Nähe
des inzwischen zerstörten U-Bahnhofs "Kaiserhof".
è 1.
Mai 1945:
Die Russen vereinnahmen den
Tiergarten, den Wedding sowie den Rest von Horst-Wessel-Stadt.
Sie stehen nun direkt an der
Potsdamer Brücke, der Weidendammer Brücke und am Alex, also
schon mitten im Zentrum der "Reichstrümmerstadt"
Alle nachfolgend
aufgelisteten Schäden können nicht genau datiert
werden,
sie entstanden im Zeitraum zwischen dem 17. April und 7. Mai 1945
U-Bhf.
Belle-Alliance-Straße (Linien C I/II)
Deckendurchschlag
U-Bhf. Fehrbelliner
Platz (Linie A II)
Volltreffer!
U-Bhf. Friedrichstraße (Linien C I/II)
Schwere Schäden durch
eine Fliegerbombe
U-Bhf. Gardepionierplatz (Linie C I)
Deckendurchschlag
Hochbahnhof
Gleisdreieck (Linien A I/II,B I/II)
Ein Viaducktbogen
Volltreffer, total zerstört!
U-Bhf. Hallesches Tor (Linien
C I/II)
Umformerwerk zerstört!
U-Bhf. Nollendorfplatz (Linien B I/II)
Deckendurchschlag!
U-Bhf. Potsdamer Platz (Linien A I/II)
Zwei
Deckendurchschläge!
U-Bhf. Podbielskiallee (Linie A II)
Volltreffer!
U-Bhf. Reinickendorfer
Straße (Linien C I/II)
Schwere Zerstörungen im
südlichen Zugangsbereich!
U-Bhf.
Richard-Wagner-Platz (Linie A I)
Deckendurchschlag im
Zugangsbereich!
U-Bhf. Stadtmitte (Linien
A I/II,C I/II)
Deckendurchschlag im
Tunnelkreuz an der Schnittstelle beider U-Bahntrassen!
U-Bhf. Stadtpark (Linie
B I)
Volltreffer, Bahnhof
restlos zerstört!
U-Bhf. Stettiner
Bahnhof (Linien C I/II)
Deckendurchschlag!
U-Bhf. Strausberger
Platz (Linie E)
Mehrere Volltreffer,
Bahnhof total zerstört!
U-Bhf. Tempelhof(Südring)
(Linie C II)
Tunnelwand durch Bombe
eingedrückt!
U-Bhf.
Viktoria-Luise-Platz (Linie B I)
Zerstörungen im
Zugangsbereich!
U-Bhf. Wittenbergplatz (Linien A
I/II,B II)
Deckendurchschlag im
südlichen Bereich!
U-Bhf. Zoologischer
Garten (Linie A I)
Mehrere
Deckendurchschläge!
è
2. Mai 1945:
In den frühen
Morgenstunden unterzeichnet der Deutsche Kommandant Weidling im
Gefechtsstand des Stabes von General Tschuikow einen vorläufigen
Kapitulationsbefehl. Dennoch finden weitere Kampfhandlungen in
der Stadt statt.
Am Vormittag wird
der S-Bahntunnel unter dem Landwehrkanal im Auftrage der SS
gesprengt, um ein Voranschreiten der sowjetischen Truppen durch
diesen Tunnel zu verhindern.
Am Nachmittag
stellen die letzten verbliebenen Truppen der Hitler-Wehrmacht
ihre Kampfhandlungen ein.
Der Krieg ist zu Ende
Stadtchronik: Was in Berlin passierte