Die U-Bahn im 2. Weltkrieg


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1. September 1939:

"Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium,
auch mit bereits regulären Soldaten geschossen!
Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurück geschossen und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!"

Was Hitler da im Reichsrundfunk bekannt gibt, nehmen die meisten Berliner gelassen hin, doch hiermit wird unmissverständlich klar, das dies Krieg bedeutet. Schon am ersten Kriegsabend gibt es in Berlin für eine Viertelstunde Fliegeralarm, doch es war nur ein Probealarm, wohl angeordnet aus psychologischen Gründen.

"VERDUNKELN!", die U-Bahn und der Krieg

Ab sofort muss "verdunkelt" werden. Da auf den oberirdischen Bahnsteigen der U-Bahn abends und nachts ebenfalls kein Licht mehr brennen darf, werden zur Sicherheit der Fahrgäste die Bahnsteigkanten weiß gestrichen, um sie kenntlich zu machen. In den Zügen auf den oberirdischen Strecken wird die Innenbeleuchtung abends durch Zwischenschalten von Widerständen abgeblendet. Auch die Lichtsignale blenden mit Eintritt der Dämmerung ab.
Die Sperrwehre an den Flussunterfahrungen werden nachts personell besetzt, so dass die Tunnel bei Alarm gesichert werden können.

22. September 1939
Tarifwesen:
Seit dem 15.September ist es den Angehörigen der Wehrmacht erlaubt, die BVG-Verkehrsmittel zum Preis der Schülerfahrkarten zu benutzen, sofern diese in Uniform gekleidet sind. Heute wurde diese Regelung dahingehend abgeändert, dass die höheren Dienstgrade (ab dem Oberfeldwebel) wieder den normalen Fahrpreis entrichten müssen. Diese Regelung gilt sinngemäß auch für das Rote Kreuz und den Reichs-Arbeitsdienst.

9. Oktober 1939 S-Bahn
Heute wird der Südabschnitt der Nord-Süd-S-Bahn dem Verkehr übergeben. Das bedeutet, dass die Züge aus Richtung Gesundbrunnen jetzt über Potsdamer Platz hinaus zum Anhalter Bahnhof weiter fahren können. Von dort fahren sie über die Wannseebahn weiter Richtung Zehlendorf/Wannsee. In diesem Streckenverlauf ist der S-Bahnhof "Großgörschenstraße" ebenfalls neu.

Die "Bankierzüge" beginnen und enden nach wie vor im Anhalter Fernbahnhof. Die Ausfädelung der S-Bahn über Papestraße/Priesterweg nach Rangsdorf ist noch im Bau, soll aber noch dieses Jahr fertig werden.

Der S-Bahnhof "Anhalter Bahnhof"

Direkt westlich des Anhalter Bahnhofes ist seit 1935 ein großzügig bemessener S-Bahnhof entstanden.
Dieser Bahnhof erhielt von vornherein vier Gleise an zwei Mittelbahnsteigen. Nach ursprünglicher Planung waren die äußeren Gleise für den Nord-Süd-Bahn-Verkehr gedacht, während die inneren Gleise als Ein- und Aussetzgleise Verwendung finden sollten. Nördlich des S-Bahnhofes ist sogar schon ein Gleistrog für ein Kehrgleis entstanden. Plötzlich im Jahre 1937 wurden die Umgestaltungspläne des "Führers" vorbereitet, die die Einstellung der Bauarbeiten am Anhalter Bahnhof zur Folge hatten!

Nun mussten neue Pläne und Entwürfe erarbeitet werden. Diese Pläne bedingten den Abriss bereits vorhandener Tunnelabschnitte, so auch das erwähnte Bett für ein Kehrgleis. Gleichzeitig musste die S-Bahn zum Görlitzer Bahnhof bautechnisch mit vorbereitet werden.

Erst zur Jahreswende 1937/38 konnte der S-Bahnbau nach den neuen Plänen fortgesetzt werden: Nördlich des S-Bahnhofes wurde ein Abzweigtunnel eingebaut, der zum Görlitzer Bahnhof führt. Der Grundriss der nördlichen Vorhalle musste diesen Voraussetzungen angepasst werden. Südlich des Anhalter Bahnhofes wurde in Höhe des Postbahnhofes ein viergleisiger Tunnelabzweig eingebaut, wo ein S-Bahntunnel zum projektierten Bahnhof Hornstraße angeschlossen werden soll.

6. November 1939 S-Bahn
Der letzte Abschnitt der Nord-Süd-S-Bahn von Anhalter Bahnhof nach Yorckstraße wird dem Verkehr übergeben. Somit können die S-Bahnzüge von der Tunnelstrecke jetzt auch Richtung Lichterfelde und Mahlow, ab 1940 bis nach Rangsdorf durchgeführt werden.


1940

1. Januar 1940
Linie D:
Die Zugfahrer der U-Bahnzüge auf der Linie D schließen ab heute die Türen selbst. Möglich wird dies mit Hilfe einer Druckluft-Türschließ-Anlage, die von den Zugfahrern mittels eines Knopfdruckes ausgelöst wird.
Hierzu wurden einige C-Wagen entsprechend umgerüstet, auf die Zugbegleiter wird dennoch nicht verzichtet.

Auf allen anderen Linien müssen die Türen vorübergehend noch von Hand geschlossen werden, jedoch sollen entsprechende Einrichtungen auch in die übrigen U-Bahnwagen eingebaut werden!

13. Januar 1940:
Ab sofort werden auch Einzelfahrscheine und ganze Fahrscheinblöcke entgegen der bisherigen Praxis im Vorverkauf an den Schaltern der U-Bahnhöfe ausgegeben. Diese Maßnahme dient der Entlastung des Verkaufspersonals. Im übrigen sollen in Kürze aus diesem Anlass wieder Fahrkartenautomaten in Betrieb genommen werden.

22. Februar 1940:
Die Liniennetze verschwinden.
Auf sämtlichen U-Bahnhöfen verschwinden die BVG-Liniennetzpläne. Diese Pläne sind relativ genaue und großformatige Stadtpläne.

Original-Netzspinne 1940

25./26. August 1940:
Bomben auf die Reichshauptstadt!
Erster feindlicher Fliegerangriff auf Berlin mit leichten Bombenschäden in Lichtenberg und Pankow. Die Bevölkerung kommt aus Neugierde von weit her, um die Schäden in Augenschein zu nehmen! ("Bomben auf die Reichshauptstadt, das ist ja unglaublich!")

29. August 1940:
Bei einem Fliegerangriff auf Berlin sind die ersten 12 Opfer zu beklagen.
Der erste Schaden an den Anlagen der U-Bahn:
Am Kottbusser Tor fiel eine Bombe auf den Tunnelkörper der U-Bahn. Die Bombe war allerdings ein Blindgänger und richtete daher nur verhältnismäßig wenig Schaden an.

1940:
Luftschutzräume in der U-Bahn
Auf Anordnung der Reichsregierung werden in einigen U-Bahnhöfen Luftschutzräume eingerichtet. Dies geschieht unter anderem auf folgenden Bahnhöfen:
Alexanderplatz, Ruhleben, Friedrichstraße, Gesundbrunnen, Lichtenberg, Hermannplatz und Nollendorfplatz. Am Nollendorfplatz zum Beispiel sieht dies so aus, dass der unterste Bahnsteig in seiner Längsachse vermauert wird. Hinter dieser Mauer sollte sich eigentlich das Gleis Richtung Viktoria-Luise-Platz / Innsbrucker Platz befinden, es ist jedoch nie verlegt worden. Vor der Mauer liegt die Bahnsteighälfte, die durch den Zugverkehr Richtung Westen (Ruhleben / Krumme Lanke) genutzt wird.
Im U-Bahnhof Spittelmarkt werden die der Spree zugewandten Fenster vermauert.
Am S-Bahnhof Hermannstraße wurde 1929-31 ein Teil eines U-Bahnhofes im Zuge der Linie D erstellt, dessen Bau aus Finanzierungsgründen abgebrochen werden musste. Wegen der Tiefenlage bietet sich dieses großzügige bisher unbenutzte Tunnelbauwerk ebenfalls als Luftschutzraum an.

Übrigens:
Bei Fliegeralarm werden die unterirdischen U-Bahnhöfe geschlossen!
Die Bevölkerung nimmt natürlich an, dass sie im Falle eines Angriffes in den Tunnelanlagen der U-Bahn sicherer als auf der Straße ist, doch das ist nicht wahr! Um so die Bevölkerung vor Schaden zu bewahren, sind die Bahnhofsbediensteten angewiesen, die Bahnhöfe nach Auslösung des Fliegeralarmes zu schließen. Der Zugverkehr wird bis zum nächsten Bahnhof fortgesetzt und dort für die Dauer des Angriffs unterbrochen. Den Fahrgästen ist es natürlich nicht zuzumuten, die "sicheren" U-Bahnhöfe zu verlassen, daher dürfen sie im Bahnhofsbereich bis zur Entwarnung verbleiben. Nach etwa 10 Minuten, wenn sich der Zustrom von Passanten der Straße gelegt hat, werden die Bahnhöfe wieder geöffnet, um Fluchtwege zu ermöglichen.

Bei Fliegeralarm ist die sonst abgeschaltete Tunnelbeleuchtung anzuschalten, um eventuell in den Bahnhöfen vorhandene Personen einen beleuchteten Fluchtweg in den Streckentunnel zu gewähren. Es darf hierbei natürlich nicht vergessen werden, dass die Stromschienen auch weiterhin unter Spannung stehen. Im übrigen wird der Zugverkehr bei Alarm eingestellt. Nach Entwarnung wird der Zugverkehr wieder aufgenommen, wobei die Zugfahrer angehalten sind, mit äußerster Vorsicht und niedrigen Tempo zu fahren. Die Zugfahrer haben zu überprüfen, dass sich keine Schäden an den Bahnanlagen und keine Personen im Gleis befinden. Befindet sich eine Person im Tunnel, so ist anzuhalten und die Person aufzunehmen! Das besondere Problem für die Zugführer besteht darin, möglichst schnell wieder einen reibungslosen und vor allem fahrplanmäßigen Zugverkehr sicherzustellen. Wenn ein Fliegerangriff über den fahrplanmäßigen Betriebsschluss hinausgeht, wird nach Entwarnung für gewisse Zeit ein Zugverkehr aufgenommen, um die Weiterfahrt der Fahrgäste zu ermöglichen. An den einzelnen Bahnhöfen soll ein Anschlussverkehr zur Straßenbahn, zum Autobus und selbstverständlich zu den anderen U-Bahnlinien sichergestellt werden.

21. Oktober 1940:
Nächtlicher Fliegerangriff auf Berlin: Der U-Bahnhof Stadtpark (Linie B I) wird beschädigt!

16. Dezember 1940:
Zwischen den Bahnhöfen Wittenbergplatz und Zoologischer Garten durchschlägt eine Bombe den Tunnelkörper, der Verkehr auf der Linie A I muss vorübergehend stillgelegt werden.

21. Dezember 1940:
Auch die Hochbahnstrecke der B I/II in Kreuzberg muss in Folge eines Angriffes vorübergehend stillgelegt werden.


Erste Verwüstungen in der Frankfurter Allee, 
der U-Bahnhof Petersburger Straße ist geschlossen.
Das alles war erst der Anfang!


1941

1941:
1938 wurde an verschiedenen Stellen in der Reichshauptstadt mit den Bau einiger U-Bahntunnel begonnen. Diese Baumaßnahmen werden bis zum prophezeiten "Endsieg" eingestellt.
Am Adolf-Hitler-Platz zum Beispiel ist der Bau über Ausschachtungsarbeiten kaum hinaus gekommen. Einige Tunnel dagegen konnten bereits fertig gestellt werden.

Auf Berlin fanden keine nennenswerten Angriffe statt. Der U-Bahnverkehr hat sich im Laufe der Zeit wieder weitestgehend erholt und hatte fast friedensmäßigen Charakter.


1942

1942:

Rekord!
Die Berliner U-Bahn wurde in diesem Jahr von nicht weniger als 405 Millionen Fahrgästen benutzt! - so die offizielle Statistik der BVG. (Die Schwarzfahrer natürlich nicht mitgerechnet.) Übertroffen wird die U-Bahn nur noch durch die S-Bahn, dort fuhren an die 700 Millionen Fahrgäste mit! Diese Zahlen liegen somit um 100 % über den Zahlen der vergangenen Friedensjahre.

Warum nehmen die Fahrgastzahlen in den letzten Jahren derart bei der U-Bahn zu?

Unmittelbar nach Beginn des Krieges wurden vor allem im Innenstadtbereich umfangreiche Autobuslinien stillgelegt um Kraftstoff zu sparen. Hierbei handelte es sich in erster Linie um Linien, die durch andere Verkehrsträger abgelöst werden konnten, etwa durch die Straßenbahn und insbesondere durch die U-Bahn.

Bei der U-Bahn waren im Jahre 1939 erhebliche Wagenbestände zurückgestellt. Im laufe der Zeit wurden diese Wagen wieder dem Verkehr zugeführt um das entstandene höhere Verkehrsaufkommen abzufangen. Dies war eine von der BVG ganz genau geplante Umverschichtung der Fahrgastströme. Zunächst wurden lediglich längere Züge eingesetzt, später dann wurde sogar der Fahrplantakt auf einigen Linien noch erhöht. Man hatte diesbezüglich ja schon gewisse Erfahrungen bei der Olympiade 1936 gemacht, auch wenn die Vorzeichen bei weitem nicht so freundlich sind, wie damals!

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Benutzung von Pkws durch die Rationierung von Kraftstoffen erschwert wird. So sind auch Autofahrer gezwungen, auf die BVG umzusteigen.


1943

18. Februar 1943:

"Wollt ihr den totalen Krieg?"

Die U-Bahn im Zweiten Weltkrieg
Die ersten Kriegsjahre haben sich im Alltagsleben der Berliner Bevölkerung kaum bemerkbar gemacht, lediglich die Versorgung mit den alltäglichen Dingen wurde ganz allmählich immer problematischer! Kriegspolitisch stand das hochgerüstete Deutschland sicher dar und der "Endsieg" galt als sicher!

Die Kriegslage hat sich für Deutschland entscheidend gewandelt, seit die 6.Armee in Stalingrad aufgerieben wurde und am 2. Februar aufgeben musste. Für Hitler bedeutete dies eine sehr schwere Niederlage! Der so genannte Propagandaminister Goebbels lud daher heute die beunruhigte Bevölkerung und vor allem Parteigenossen in den Sportpalast und hielt eine Rede, die im Reichsrundfunk übertragen wurde. Die Stalingrad-Niederlage drohte auch in der Bevölkerung den Siegeswillen zu brechen! Goebbels heizte in seiner Rede die Bevölkerung auf und stellte die rhetorische Frage: "Wollt ihr den Totalen Krieg?" Die Versammelten jubelten ein eindeutiges "Ja!!!".

Dieser so genannte "totale Krieg" zeigte sich den Berlinern alsbald mit Fliegeralarmen, kaum eine Nacht in der kein Alarm war.
Bislang machten sich die Bombenabwürfe im Stadtgebiet von Berlin kaum bemerkbar.

Der U-Bahnbetrieb war bislang kriegsbedingt kaum beeinträchtigt. Auch gab es bisher kaum größere Schäden, die zu besonderen Maßnahmen seitens der BVG geführt hätten.
Dies änderte sich nunmehr:

Im Frühjahr 1943 gab es erste ernstzunehmende Luftangriffe auf Berlin, wobei auch das U-Bahnnetz Schäden davon trug: Im April '43 brannte das Bahnmeisterei-Gebäude in der Werkstatt Grunewald aus, die Wagenhallen wiesen einen umfangreichen Glasschaden auf. Solche Schäden konnten innerhalb kurzer Zeit zwar behoben werden, so dass ein geordneter U-Bahnbetrieb wieder möglich war. Doch niemand wusste, ob die Behebung von Kriegsschäden nicht durch neue Angriffe zunichte gemacht würde.

Die Wochen im Frühsommer verliefen dann relativ ruhig, aus anderen deutschen Städten werden seither größere Angriffe gemeldet, so aus Köln und Hamburg. Von dort werden sogar regelrechte "Feuerstürme" gemeldet, wobei ganze Stadtteile zerstört, ja regelrecht ausradiert wurden. In diesem Zusammenhang: Die Hamburger Hochbahn musste eine ihrer U-Bahnlinien bereits einstellen, da diese als Hochbahn geführte Strecke weitgehend zerstört ist. Ob und wann diese Strecke wieder in Betrieb genommen werden kann, ist völlig ungewiss. Während Berlin noch weitgehend intakt wirkt, sieht dies in Hamburg völlig anders aus. Dort hat der so genannte "totale Krieg" bereits seine verheerenden Spuren hinterlassen!

Nachfolgend wird eine Auflistung der Schäden wiedergegeben, die sich im wesentlichen nur auf die Bahnhofsbauten beziehen! Die Streckenbauten und der Fahrzeugpark bleiben in der Auflistung weitgehend unberührt, doch sind die Schäden in den Bereichen ähnlich umfangreich.

è 23./24 August 1943:
U-Bhf. Nürnberger Platz (Linie A II)
Bombentreffer: Decke durchschlagen!

U-Bhf. Stadtpark (Linie B I) 
Luftdruckschaden an der oberirdischen Bahnhofshalle, die Glaswände wurden eingedrückt. Bereits im Oktober 1940 wurde dieser Bahnhof durch einen nächtlichen Angriff beschädigt.

è 3. September 1943:
Schwere Schäden auf dem Gelände der Hauptwerkstatt Grunewald
40 U-Bahnwagen werden ein Raub der Flammen.

è 3./4. November 1943:
U-Bhf. Seestraße (Linie C I/II)
Eine Bombe durchschlug die Decke über dem "toten" nördlichen Bahnsteig. Dies obwohl dieser Bahnsteigbereich zu einem "Luftschutzraum" umgebaut wurde.

U-Bhf. Senefelderplatz (Linie A I/II)
Ein Zugang wurde verschüttet.

U-Bhf. Wedding (Linie C I/II)
Auch hier wurde ein Zugang verschüttet!
Der Oktober verlief ruhig, die Schäden konnten relativ zügig behoben werden,
so dass wieder ein geordneter Betrieb durchgeführt werden konnte.

è 22./23. November 1943:
Der bislang schwerste Angriff auf die Reichshauptstadt!
Allein bei der Straßenbahn zählt die BVG 40 Gleisschäden und 270 Schäden an den Anlagen der Oberleitung!
Auch die U-Bahn wurde schwer getroffen:

U-Bhf. Bayerischer Platz (Linie B I)
Bombentreffer, Decke durchschlagen

Hochbahnhof Bülowstraße (Linie A I/II)
Brandschaden am Bahnhofsgebäude, zwei U-Bahnzüge wurden ein Raub der Flammen.

U-Bhf. Wittenbergplatz (Linien A I/II/B II)
Massive Schäden an der Tunnelkonstruktion und im Gleisbereich!
Auch hier hat es bereits einen Bombentreffer gegeben.

U-Bhf. Senefelderplatz (Linie A I)
Deckendurchschlag mit schweren Schäden im Umformerwerk neben dem Bahnhofsbereich.
Anfang des Monats wurde bereits ein Zugang verschüttet.

Außerhalb der Bahnhöfe ereigneten sich an folgenden Stellen Zerstörungen:
In der Nähe der Bahnhöfe Nürnberger Platz, Zoologischer Garten, Gneisenaustraße, Leopoldplatz und am Görlitzer Bahnhof. Ferner wurde die Hochbahnrampe zwischen den Bahnhöfen Gleisdreieck und Potsdamer Platz schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Auch die berühmte Hausdurchfahrt an der Dennewitzstraße im Zuge der Linie A wurde ein Opfer des Angriffs!

Für die BVG ereignete sich allerdings noch ein besonders schwerer Schlag:
Zu Beginn des Angriffes in den späten Abendstunden fielen Brandbomben auf das "Hochbahnhaus" in der Köthener Straße. Überhaupt war diese Gegend eines der Schadensschwerpunkte dieses Angriffes. Zunächst versuchten Luftschutzkräfte die Brände im Gebäude zu löschen, doch in Anbetracht der Größe des Hauses war dies aussichtslos. Die BVG hatte vorgesorgt: Sie errichtete im Vorwege wichtige Dienststellen wie zum Beispiel die Telefonzentrale im Keller als Duplikat der Originalanlage. So konnten die Mitarbeiter weiter ihren Dienst versehen, während in den oberen Stockwerken das Feuer wütete! Im Laufe der Nacht brannte das wuchtige Gebäude restlos aus! Die noch im Hause beschäftigten Mitarbeiter verdanken ihr Überleben nur dem Umstand, das ein Tunnel vom Keller des Gebäudes in den benachbarten U-Bahntunnel zum Potsdamer Platz existierte und so die Flucht aus dem Inferno ermöglichte!

è 23./24. November 1943:
U-Bhf. Wittenbergplatz (Linien A I/II/B II)
Deckendurchschlag, Brandschäden in der bislang unzerstörten Eingangshalle auf dem Wittenbergplatz.

U-Bhf. Zoologischer Garten (Linie A I)
Bombentreffer im Vorhallenbereich

è Dezember 1943:
Die Schäden sind nun schon derart umfangreich, dass der Zugbetrieb zeitweise unterbrochen werden muss.

è 17. Dezember 1943:
Hochbahnhof Danziger Straße (Linie A I)
Luftdruckschaden an der Bahnhofskonstruktion

è 21. Dezember 1943:
Die neue BVG-"Verwaltung"
Die alte BVG-Verwaltung an der Köthener Straße war verloren! Doch es wurden schon vorher für den Fall der Fälle Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Noch während die Ruine am 23.November qualmte, konnte die BVG eine behelfsmäßige Verwaltung in Betrieb nehmen. Diese Verwaltung befand sich unter dem Alexanderplatz in der Ladenstraße des U-Bahnhofes. Selbstverständlich ist diese "Verwaltung" derart beengt, daß nur wenige Abteilungen untergebracht werden konnten. Auch die Telefonzentrale ist hier untergebracht. Die übrigen Abteilungen verteilten sich auf die Betriebshöfe und Dienststellen im gesamten Stadtgebiet, soweit entsprechende Räumlichkeiten noch nicht zerstört sind. Diese Verhältnisse waren untragbar. Nach wenigen Tagen machte ein anderer stadteigener Betrieb die Zusage, Räumlichkeiten für das Direktorium der BVG zur Verfügung zu stellen: Heute bezieht die Verwaltung als Ausweichquartier ein Stockwerk der Verwaltung der "Berliner Stadtentwässerung" in der Klosterstraße 59. Auf diese Weise konnten wesentliche Abteilungen wieder zusammengeführt werden.

è 29. Dezember 1943:

U-Bhf. Dahlem-Dorf (Linie A II)
Gleisschäden durch eine Luftmine.

Werkstatt Friedrichsfelde
Durch Explosion massiver Glasbruchschaden an der Werkstatthalle.


1944

è 28./29. Januar 1944:

Hochbahnhof Nollendorfplatz (Linien A I/II)
Schäden an der Hallenkonstruktion


Die zerstörte Halle des Hochbahnhofs Nollendorfplatz

U-Bhf. Nürnberger Platz (Linie A II)
Luftdruckschaden an einem Zugang.

U-Bhf. Paradestraße (Linie C II)
Durch einen Volltreffer wurde die Decke in der Bahnsteighalle durchschlagen.

Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien A I/II/B I/II)
Schwere Schäden am Viadukt!

Hochbahnhof Prinzenstraße (Linie B I/II)
Luftdruckschäden im Zugangsbereich.

Folgende Strecken sind vorübergehend außer Betrieb:
Linie A I: Potsdamer Platz - Zoolog.Gtn
Linie A II: Potsdamer Platz - Breitenbachplatz
Linien B I/II: Beide Linien komplett stillgelegt!
Linie C II: Belle-Alliance-Straße - Tempelhof

è 15. Februar 1944:
U-Bhf. Reichssportfeld (Linie A I)
Durch eine Luftmine schwere Verwüstungen am Zugangsgebäude!

U-Bhf. Sophie-Charlotte-Platz (Linie A I)
Durch einen Bombentreffer wurde die Decke durchschlagen.

è 22. März 1944:
U-Bhf. Reinickendorfer Straße (Linie C I/II)
Zwei Deckendurchschläge im Bahnhofsbereich.

Werkstatt Seestraße (Nord-Süd)
Schwerste Zerstörungen!
Brand und Totalschäden im Werkstattbereich,
schwere Zerstörungen im Bereich des Tunnelmundes, sowie im Gleisbereich. Somit ist diese Betriebswerkstatt nahezu völlig zerstört!

è 1. April 1944:
Linie C I:
Diese Linie endet ab heute bereits am Bahnhof Bergstraße, nicht weil die Strecke zur Grenzallee zerstört ist, sondern da dieser Tunnel der Rüstungsindustrie ( Fa. Henschel ) als unterirdischer Produktionsraum zur Verfügung gestellt wird. Dieser Tunnel eignet sich für diesen Verwendungszweck recht gut, da er peripher im Netz liegt und außerdem über eine Zufahrt für Fahrzeuge verfügt. Hierbei handelt es sich um den 1930 mit erstellten Tunnelmund für eine damals geplante aber nie verwirklichte Betriebswerkstatt am Sieversufer.

è 29. April 1944:

U-Bhf. Paradestraße (Linie C II)
Deckendurchschlag im Bereich der Vorhalle.
Dies ist der zweite Deckendurchschlag in diesem Bahnhof.
Die Schäden an den Gleis- und Bahnhofsanlagen sind nun schon so nachhaltig, dass ein geordneter U-Bahnbetrieb auch längerfristig nicht mehr möglich ist. An manchen Bahnhöfen kann die U-Bahn nicht mehr halten bzw. manche Strecken weisen so schwere Zerstörungen auf, dass der Betrieb völlig stillgelegt werden musste.

è 7. Mai 1944:
Heute erfolgte der bislang schwerste Angriff auf Berlin!
U-Bhf. Kochstraße (Linie C I/II)
Bombenschäden im Bahnhofsbereich an der Decke und im Wandbereich.

U-Bhf. Memeler Straße (Linie E)
Osteingang Volltreffer! Deckendurchschlag!

U-Bhf. Schillingstraße (Linie E)
Vorhalle Totalschaden!

U-Bhf. Stadtmitte (Linien A I/II/C I/II)
Massiver Brandschaden im gesamten Bahnhofsbereich!

U-Bhf. Strausberger Platz (Linie E)
Westlicher Zugang: Deckendurchschlag!

U-Bhf. Tempelhof (Südring) (Linie C II)
Südeingang: Deckendurchschlag!

è 8. Mai 1944
U-Bhf. Bernauer Straße (Linie D)
Diverse Deckendurchschläge

U-Bhf Frankfurter Allee (Linie E)
Deckendurchschlag

è 19. Mai 1944
Werkstatt Seestraße (Nord-Süd)
Drei Volltreffer im Bereich der Gleisanlagen und in den Überresten der Wagenhallen, die bereits weitgehend zerstört sind. 44 U-Bahnwagen werden durch die Flammen völlig zerstört!

è 24. Mai 1944
U-Bhf. Gardepionierplatz (Linie C I)
2 Bombeneinschläge, schwerste Zerstörungen im Gleisbereich

U-Bhf. Krumme Lanke (Linie A II)
5 Bombenvolltreffer!
"Ausziehtunnel" unter der Grunewaldallee <Argentinische Allee>, Wagenabstellhalle und der Bahnhofsbereich sind schwer zerstört

U-Bhf. Märkisches Museum (Linie A I/II)
Leichte Beschädigung der Gewölbedecke

Werkstatt Warschauer Brücke
Bombentreffer in der Wagenhalle
Jetzt sind alle Betriebshöfe mehr oder weniger beschädigt.
Der U-Bahnbetrieb ist fast vollständig zum Erliegen gekommen.

è 21. Juni 1944
Hochbahnhof Hallesches Tor (Linie B I/II)
Die Hallenkonstruktion wurde schwer zerstört, wobei ein Teil der Fundamente in den Landwehrkanal abgesackt ist!

U-Bhf. Memeler Straße (Linie E)
Zwei Bombentreffer, Deckendurchschlag

U-Bhf. Potsdamer Platz (Linie A I/II)
Deckendurchschlag im Gleisbereich.

U-Bhf. Tempelhof (Südring) (Linie C II)
Drei Bombendurchschläge, davon zwei Blindgänger.

è 19. Juli 1944
U-Bhf. Nollendorfplatz (Linien B I/II) -Tunnelbahnhof-
Überschwemmung der Bahnhofsanlagen, hervorgerufen durch einen Wasserrohrbruch.
Der konstruktive Schaden hält sich in Grenzen.

Auch der Hochbahnviadukt in der Bülowstraße (Linie A) wird getroffen. 
(Siehe Abb. östlich des Hochbahnhofes Nollendorfplatz)


Der zerstörte Hochbahnviadukt in der Bülowstraße nach dem 19. Juli 1944


Im Vordergrund einer der sehr seltenen 39er Käfer

è 1. September 1944
Fahrpreise:
Der "Kriegseinheitstarif"
Aufgrund der Kriegslage sind die Verkehrsmittel der BVG oftmals mehr als ausgelastet. Für die Schaffner ist die Bewältigung ihrer Arbeit oft mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Dies ist nicht nur in Berlin so, sondern in fast allen deutschen Städten. Diese Sachlage erkannte auch das Reichsverkehrsministerium. Es verlangte von den kommunalen Verkehrsunternehmen eine Straffung und Vereinfachung der Verkehrstarife.
Die BVG führt daher mit dem heutigen Tag eine neue Tarifstruktur ein.
Es gibt keine Ermäßigungsfahrscheine mehr, sondern nur noch einen Standardfahrschein ohne Umsteigeberechtigung zu anderen Verkehrsmitteln also nur für eine so genannte "Geradeausfahrt".
Der Preis eines solchen Fahrscheines beträgt 20 Pfennig.
Die einzige Alternativkarte ist die Sammelkarte für 8 Fahrten ohne Umsteigeberechtigung für 1,-- RM. Wie üblich gilt das U-Bahn-interne Umsteigen nicht als "Umsteigen" im tarifrechtlichen Sinne. Der seit 1927 bestehende Umsteigetarif zur S-Bahn wurde folglich ebenfalls heute abgeschafft.
Die Zeitkarten ließ man natürlich bestehen, da sie für die Schaffner abfertigungserleichternd sind.

Auszug:
Eine U-Bahnlinie: Wochenkarte: 1.50 RM; Monatskarte: 6,50 RM
U-Bahnnetz: Wochenkarte: 3.50 RM Monatskarte: 14 RM
BVG-Gesamtnetz: Wochenkarte: 9.-- RM Monatskarte: 35 RM

è 5. Oktober 1944
Werkstatt Friedrichsfelde
Durch mehrere Bombeneinschläge starke Zerstörungen im Gleisbereich und schwere Zerstörungen an der Wagenhalle.


1945

è 14. Januar 1945
Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien A I/II, B I/II)
Durch benachbarte Bombeneinschläge starke Luftdruckschäden an der stählernen Bahnhofskonstruktion.

è 26. Januar 1945
Auf den Strecken, wo noch ein U-Bahnbetrieb statt findet, wird der Fahrplantakt in den ruhigeren Verkehrszeiten auf 30 Minuten gestreckt. Diese Maßnahme wurde erforderlich, um den noch funktionsfähigen Teil des Wagenparks so weit wie möglich zu schonen.

è 29. Januar 1945
U-Bhf. Wittenbergplatz (Linien A I/II, B II)
Volltreffer!
Eingangshalle weist schwere Zerstörungen auf, die Tunneldecke wurde durchschlagen, auch im Bahnsteigbereich schwere Verwüstungen

è 1. Februar 1945
Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, der zugleich Gauleiter von Groß-Berlin ist, erklärt die Stadt zu einer "Festung".
Diese Erklärung soll den Kampfwillen gegen den Feind noch mal entfachen, doch fast alle Berliner wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden und endlich Ruhe! Die "Russen" sind tatsächlich nicht mehr weit. Am östlichen Stadtrand kann man die erbitterten Kämpfe der Front schon hören!

Der Ausbau der Stadt zu einer so genannten "Festung" sieht so aus, dass Straßensperren errichtet werden, die ein Voranschreiten der Sowjets verhindern sollen. Als Straßensperren werden alle Gegenstände verwendet, die sich auftreiben lassen. Sogar ausgebrannte Straßenbahnwagen werden zu diesem Zweck umgekippt und mit Trümmerschutt gefüllt. Die Bevölkerung wird als "Volkssturm" mit Waffen und Uniformen ausgerüstet.

Die letzten Monate sind für die Berliner Bevölkerung relativ ruhig verlaufen, es war ungewöhnlich ruhig, die Ruhe vor dem Sturm!...

è 3. Februar 1945
Dieser Tag brachte für die Berliner den bisher schlimmsten Luftangriff! Entsprechend umfangreich sind die Schäden an den Bauwerken der U-Bahn:

U-Bhf. Bayerischer Platz (Linie B I)
Mehrere Volltreffer im Bahnhofsbereich!

In dem Augenblick, als die Bomben einschlugen, hielten zwei Fahrgastzüge in diesem Bahnhof, ein tragischer Zufall! 63 Menschen wurden dabei getötet.

U-Bhf. Gesundbrunnen (Linie D)
Volltreffer im Bahnhofsbereich!

Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien A I/II,B I/II)
Mehrere Volltreffer!


Einer der Wagen dieses Zuges wurde bei diesem Angriff regelrecht zu Kleinholz verarbeitet.
U-Bahnhof Gleisdreieck, oberer Bahnsteig

Hochbahnhof Hallesches Tor (Linien B I/II)
Dieser Bahnhof ist bereits total zerstört, weitere Volltreffer!

U-Bhf. Hausvogteiplatz (Linien A I/II)
Volltreffer im östlichen Bahnhofsbereich!

U-Bhf. Kaiserhof (Linien A I/II)
Mehrere Volltreffer! Diese Bomben galten wahrscheinlich der benachbarten Reichskanzlei.

U-Bhf. Moritzplatz (Linie D)
Volltreffer! 36 Menschen kommen um's Leben. Sie hielten sich vermutlich in dem Luftschutzraum unterhalb des Bahnsteiges auf, der ursprünglich als Teil einer Bahnsteighalle für eine kreuzende U-Bahnlinie angelegt wurde.

U-Bhf. Petersburger Straße (Linie E)
Mehrere Deckendurchschläge.

Hochbahnhof Prinzenstraße (Linien B I/II)
Seitliche Hallenwand schwer beschädigt.

U-Bhf. Spittelmarkt (Linien A I/II)
Volltreffer im Bahnsteigbereich. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass die nördliche Bahnhofswand nicht zerstört wurde. Da diese Wand zugleich die Ufermauer der Spree ist, wäre sonst das innerstädtische Tunnelsystem überflutet worden und hätte den U-Bahnverkehr auf lange Sicht unterbrochen. <Wenig später soff die U-Bahn dennoch ab!>

U-Bhf. Stadtmitte (Linien A I/II,C I/II)
Besonders schwere Zerstörungen im gesamten Bahnhofsbereich,
der durch einen Brand schon schwer beschädigt ist.
Mehrere Stützpfeiler wurden regelrecht aus ihrer Verankerung gerissen.
Eine Wand wurde durch puren Luftdruck eingedrückt!

è 8. Februar 1945
Hochbahnhof Görlitzer Bahnhof
Volltreffer!
Östlicher Bahnhofsbereich völlig zerstört!

è 22. Februar 1945
BW Friedrichsfelde
Luftdruckschaden am Stellwerk.

è 24. Februar 1945
Hochbahnhof Nollendorfplatz
Luftdruckschaden an der Bahnsteighalle.

è 26. Februar 1945
U-Bhf Friedrichsfelde (Linie E)
Volltreffer im Bahnhofsbereich!

U-Bhf. Kottbusser Tor (Tunnelbahnhof Linie D)
Volltreffer!

U-Bhf. Memeler Straße (Linie E)
Mehrere Volltreffer!
Schwerste Zerstörungen im Bahnhofsbereich, 200 Menschen kommen um's Leben - Fast nur Frauen und Kinder!

U-Bhf. Stadtpark (Linie B I)
Volltreffer!
Mehrere Wand- und Deckendurchschläge!

è Frühjahr 1945:
Der U-Bahn-Güterverkehr
Seit geraumer Zeit wurde die Straßenbahn auch zum Transport von Gütern eingesetzt. Dies geschah aus Gründen der Treibstoffknappheit und aus Mangel an Lastkraftwagen. Die BVG richtete daher eine größere Stückzahl ihrer Trieb- und Beiwagen für diesen Zweck her. Für die BVG bedeuten die Gütertransporte eine willkommene zusätzliche finanzielle Einnahmequelle. Die U-Bahn schied im Grunde für derartige Transporte aus, da die Güter auf umständlichen Wege auf den Bahnsteig und von dort wieder weg befördert werden mussten. Daher macht die BVG im Gegensatz zur Hamburger Hochbahn *) keinen Gebrauch von dieser Möglichkeit. Die "Städtische Hauptfahrbereitschaft" trat vor kurzem an die BVG heran, eine solche Transportmöglichkeit für einen bestimmten Zweck zu untersuchen. Der Hauptfahrbereitschaft ging es in erster Linie um den Transport von Gemüse von der städtischen Zentralmarkthalle am Alexanderplatz nach Friedrichsfelde, zwecks der dortigen weiteren Verteilung über das Stadtgebiet. Hierzu bot sich die seinerzeit noch intakte Linie E an.

Es wurden entsprechende Transportmöglichkeiten geschaffen: Auf den Zugangstreppen des U-Bahnhofes am Alex wurden Schienen mit kleinen Güterloren an Seilwinden installiert, über die die Waren von der Straße auf den Bahnsteig verbracht werden konnten. Dort erfolgt die Verladung in U-Bahnwagen, die anschließend nach Friedrichsfelde fahren sollten. In Friedrichsfelde (vermutlich im Bereich der Betriebswerkstatt) sollten die Züge wieder geleert werden. Zu einem praktischen Einsatz dieser Güterzüge kam es aufgrund der Zerstörungen an der Linie E dennoch nicht mehr, obwohl die baulichen Vorbereitungen getroffen worden waren.

*): <Von 1943 bis 1946 gab es bei der Hamburger Hochbahn einen regelmäßigen U-Bahn-Güterverkehr. Zu diesem Zweck wurde ein Hamburger U-Bahntriebwagen entsprechend umgebaut und mit einem zweiten Führerstand versehen.>

è 10. März 1945
Hochbahnhof Osthafen
Volltreffer!
Dieser bislang unbeschädigte Hochbahnhof wurde vollständig zerstört!

è11./12. März 1945
Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien A I/II,B I/II)
Volltreffer im Bahnhofsbereich, das Stellwerk wurde völlig zerstört.

Hochbahnhof Schlesisches Tor (Linien B I/II)
Volltreffer, Beschädigungen im Gleisbereich.

è 15. März 1945
U-Bhf. Alexanderplatz (Linien A I/II, D und E)
Östliche Bahnhofszugänge wurden verschüttet!

è 18. März 1945
Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien A I/II,B I/II)
Oberer Bahnsteig nahezu völlig zerstört.

Hochbahnhof Görlitzer Bahnhof (Linien B I/II)
Schwere Schäden im Gleisbereich.

è 2./3. April 1945
Die sowjetische Armee erreicht nach erbitterten Kämpfen auf den Seelower Höhen allmählich den Großraum Berlin.

In Folge eines Luftangriffes wurde die Dichtung des Spreetunnels auf der A-Linie zwischen den Bahnhöfen Klosterstraße und Märkisches Museum beschädigt - leichter aber stetiger Wassereinbruch, der langsam aber sicher einen erheblichen Teil dieser U-Bahnstrecke unter Wasser setzt!

è 9./10. April 1945
U-Bhf. Samariterstraße (Linie E)
Volltreffer! Die Decke wurde durchschlagen, wobei sie auf erheblicher Länge gerissen ist - akute Einsturzgefahr! Züge fahren hier schon lange nicht mehr.

è 12. April 1945:
Die U-Bahn -wo sie noch fährt- darf nur noch mit Berechtigungsausweisen benutzt werden!
Diese Ausweise werden vom Magistrat der Stadt an den Personenkreis ausgegeben, der in "kriegswichtigen" Betrieben beschäftigt ist. Diese Maßnahme wurde notwendig, da die U-Bahn chronisch überlastet ist und der Fahrgastmassen nicht mehr Herr werden konnte.

è 16. April 1945
Die sowjetischen Truppen unter den Generälen Georgi Schukow und Ivan Konew leiten die Schlacht um Berlin ein.

U-Bhf. Horst-Wessel-Platz (Linie A I)
Volltreffer! Schwere Zerstörungen.

è 21. April 1945
Die Sowjets vereinnahmen die Berliner Vororte Bernau, Werneuchen, Strausberg und Erkner
Man kann nun mit der S-Bahn (!) von Front zu Front fahren.
Die Hochbahnstrecke (Linie B I) in Kreuzberg wird wegen der massiven Schäden auf unbestimmte Zeit stillgelegt!

è 22. April 1945
Die sowjetischen Truppen erreichen die Stadtgrenze von Berlin und besetzen Teile von Frohnau, Lichtenberg und Weissensee

è 23. April 1945:
Die verbliebenen Streckenabschnitte des Großprofilnetzes werden heute stillgelegt!
Auslöser dürfte die BEWAG sein, die die Stromlieferung einstellte.

Zuletzt betriebene Streckenabschnitte:
Linie C I: Seestraße - Bergstraße (schon seit geraumer Zeit Betriebslücken im Linienverlauf!)
Linie C II: Belle-Alliance-Straße - Tempelhof(Südring)
Linie D: Leinestraße - Gesundbrunnen (schon seit geraumer Zeit Teilstilllegungen!)
Linie E: Alexanderplatz - Strausberger Platz

è 24. April 1945:
Das U-Bahnnetz gegen Mittag des 24.April 1945:
Linie A I: Wittenbergplatz - Deutsches Opernhaus - Adolf Hitler Platz - Ruhleben
Linie A II: Wittenbergplatz - Fehrbelliner Platz - Breitenbachplatz - Thielplatz - Krumme Lanke
Linie B I: Gleisdreieck - Kurfürstenstr - Nollendorfplatz - Bayer'Pl. - Innsbrucker Pl.

Der Zugverkehr auf diesen verbliebenen drei Linien findet nur in großen und unregelmäßigen Zugabständen statt. Die Linie B II, sowie sämtliche Großprofillinien sind außer Betrieb.

è 25. April 1945
Kein Zugverkehr mehr!
Der U-Bahnbetrieb konnte in der Vergangenheit, insbesondere in den letzten Monaten, nur sporadisch aufrecht erhalten werden.
Es verkehren noch zwei U-Bahnzüge auf der Linie A I: Von Wittenbergplatz bis Kaiserdamm im Pendelverkehr und desgleichen von Kaiserdamm bis Ruhleben. Auf den übrigen gestern noch betriebenen Strecken wurde der Zugverkehr heute bereits nicht mehr aufgenommen.
Gegen 18 Uhr steht das BVG-Kraftwerk Unterspree unter Beschuss und stellt die Stromversorgung ein!
Der U-Bahnverkehr kommt dadurch restlos zum Erliegen!

è 25. April 1945 - Fortsetzung
Folgende am Stadtrand Berlins gelegene Stadtteile sind durch die sowjetischen Truppen bereits erobert:
Heiligensee, Reinickendorf, Wittenau, Niederschönhausen, Weissensee, Hohenschönhausen, Friedrichsfelde, Lichtenberg, Treptow, Adlershof, Rudow, Britz, Buckow, Lichterfelde, Lankwitz und Zehlendorf, sowie Teile von Spandau.

è 27. April 1945
Die Sowjets vereinnahmen den Rest von Spandau sowie Gartenfeld, Siemensstadt, Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof, Steglitz und Dahlem.

è 28. April 1945
Teile von Charlottenburg und Schöneberg, Gatow, der Grunewald und Moabit sind in der Hand der Russen.
Während in der Innenstadt noch erbitterte Kämpfe statt finden, beginnt die Bevölkerung am Stadtrand bereits mit ersten Aufräumungsarbeiten! Die "Hauptverwaltung" der BVG konzentriert sich mittlerweile auf eine handvoll Mitarbeiter, die im Straßenbahndepot Charlottenburg untergebracht sind und in ihren wenigen Büroräumen die Stellung halten. Somit ist die BVG ab heute vom Hitlerfaschismus "befreit".

è 29. April 1945
Teile von Wilmersdorf, Halensee und dem Zentrum von Russen besetzt.

è 30. April 1945
Weitere Teile von Wilmersdorf und Witzleben, sowie Horst-Wessel-Stadt (Friedrichshain) werden besetzt, die Sowjets erobern den Reichstag!
Adolf Hitler begeht im Führerbunker der Reichskanzlei Selbstmord. Dieser Bunker befindet sich im Garten der Reichskanzlei in unmittelbarer Nähe des inzwischen zerstörten U-Bahnhofs "Kaiserhof".

è 1. Mai 1945:
Die Russen vereinnahmen den Tiergarten, den Wedding sowie den Rest von Horst-Wessel-Stadt.
Sie stehen nun direkt an der Potsdamer Brücke, der Weidendammer Brücke und am Alex, also schon mitten im Zentrum der "Reichstrümmerstadt"


Alle nachfolgend aufgelisteten Schäden können nicht genau datiert werden,
sie entstanden im Zeitraum zwischen dem 17. April und 7. Mai 1945

U-Bhf. Belle-Alliance-Straße (Linien C I/II)
Deckendurchschlag

U-Bhf. Fehrbelliner Platz (Linie A II)
Volltreffer!

U-Bhf. Friedrichstraße (Linien C I/II)
Schwere Schäden durch eine Fliegerbombe

U-Bhf. Gardepionierplatz (Linie C I)
Deckendurchschlag

Hochbahnhof Gleisdreieck (Linien A I/II,B I/II)
Ein Viaducktbogen Volltreffer, total zerstört!

U-Bhf. Hallesches Tor (Linien C I/II)
Umformerwerk zerstört!

U-Bhf. Nollendorfplatz (Linien B I/II)
Deckendurchschlag!

U-Bhf. Potsdamer Platz (Linien A I/II)
Zwei Deckendurchschläge!

U-Bhf. Podbielskiallee (Linie A II)
Volltreffer!

U-Bhf. Reinickendorfer Straße (Linien C I/II)
Schwere Zerstörungen im südlichen Zugangsbereich!

U-Bhf. Richard-Wagner-Platz (Linie A I)
Deckendurchschlag im Zugangsbereich!

U-Bhf. Stadtmitte (Linien A I/II,C I/II)
Deckendurchschlag im Tunnelkreuz an der Schnittstelle beider U-Bahntrassen!

U-Bhf. Stadtpark (Linie B I)
Volltreffer, Bahnhof restlos zerstört!

U-Bhf. Stettiner Bahnhof (Linien C I/II)
Deckendurchschlag!

U-Bhf. Strausberger Platz (Linie E)
Mehrere Volltreffer, Bahnhof total zerstört!

U-Bhf. Tempelhof(Südring) (Linie C II)
Tunnelwand durch Bombe eingedrückt!

U-Bhf. Viktoria-Luise-Platz (Linie B I)
Zerstörungen im Zugangsbereich!

U-Bhf. Wittenbergplatz (Linien A I/II,B II)
Deckendurchschlag im südlichen Bereich!

U-Bhf. Zoologischer Garten (Linie A I)
Mehrere Deckendurchschläge!

è 2. Mai 1945:
In den frühen Morgenstunden unterzeichnet der Deutsche Kommandant Weidling im Gefechtsstand des Stabes von General Tschuikow einen vorläufigen Kapitulationsbefehl. Dennoch finden weitere Kampfhandlungen in der Stadt statt.

Am Vormittag wird der S-Bahntunnel unter dem Landwehrkanal im Auftrage der SS gesprengt, um ein Voranschreiten der sowjetischen Truppen durch diesen Tunnel zu verhindern.
Am Nachmittag stellen die letzten verbliebenen Truppen der Hitler-Wehrmacht ihre Kampfhandlungen ein.

Der Krieg ist zu Ende


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Stadtchronik: Was in Berlin passierte