Berlins U-Bahnstrecken


Die U6 verbindet in Nord-Süd-Richtung Tegel mit Mariendorf, berührt hierbei den Wedding, das Östliche Zentrum, Kreuzberg und Tempelhof. Die Linie ist 20 Kilometer lang und hat 29 Bahnhöfe. Sie war 1923 die erste Linie, die von der Stadt Berlin als so genannte Großprofillinie gebaut wurde.


Die Mariendorfer U-Bahn
Alt-Mariendorf - Alt-Tempelhof

Die Linie 6 nach Mariendorf (Projekt C-Süd)

Am
28.Februar 1966 wurde die Strecke von Tempelhof (Südring) nach Mariendorf dem Verkehr übergeben. Gleichzeitig wurden die Linien C I und C II zur neuen Linie 6 zusammengefasst, die nunmehr von Alt-Mariendorf bis nach Tegel reicht. Mit Einrichtung dieser damals neuen U-Bahnlinie hatte sie ihren Endausbauzustand bereits erreicht, obwohl immer wieder eine Weiterführung nach Lichtenrade verlangt wurde. Mit dem Bau der Mariendorfer Strecke wurde im März 1961 in Tempelhof begonnen. 

Schon lange Zeit vorher wurde der Bau dieser Strecke geplant und wurde sogar schon begonnen: Zwei kurze Streckenabschnitte entstanden in den ausgehenden 30er Jahren als Bauvorleistung: ein kurzer Abschnitt schließt am 1929 fertig gestellten Kehrgleistunnel in Tempelhof an und hat eine Länge von etwa 50 Metern, reicht somit bis fast zum Bahnhof Alt-Tempelhof. Ein weiterer etwa 70 Meter langer Tunnelabschnitt entstand zwischen den Bahnhöfen Alt-Tempelhof und Kaiserin-Augusta-Straße. Beim Bau in den 60er Jahren mussten an diesen Fragmenten Änderungen vorgenommen werden, da der Bahnhof Alt-Tempelhof (damals "Rathaus Tempelhof" genannt) ursprünglich viel weiter südlich liegen sollte. Diese Vorleistungen waren für eine Südverlängerung dieser Linie zunächst bis zum heutigen Bahnhof Ullsteinstraße bestimmt, der damals noch den Planungsnamen "Teltowkanal" hatte. 

Die gesamte Neubaustrecke verläuft sehr gradlinig unter dem Tempelhofer- und Mariendorfer Damm. Durchweg wurden die Bahnhöfe mit Mittelbahnsteigen versehen. Weite Streckenabschnitte und Gleise wurden mit schotterlosem Oberbau versehen, in dem die Gleise direkt auf Lagerböcke montiert wurden. Es ist also gewissermaßen eine Weiterentwicklung des Oberbaus von der Linie G, die 1961 zwar auch abschnittweise schotterlos gebaut wurde aber auf Schwellen noch nicht verzichtet wurde.

Herausragendes technisches Bauwerk dieser Strecke ist die Querung des Teltowkanals innerhalb der Stubenrauchbrücke, die in Folge des U-Bahnbaus völlig neu erstellt werden musste und aufgrund ihrer Breite modernen Verkehrs-Erfordernissen angepasst wurde. Der Abriss der alten Brücke freilich war erst möglich, nachdem im Oktober 1961 die beiden Straßenbahnlinien 98 und 99 nach Lichtenrade bzw. Marienfelde eingestellt worden waren.

Um den Kanal zu queren gab es im Grunde nur eine vernünftige und kostengerechte Variante: die U-Bahn über den Kanal hinweg zu führen. Hierzu steigt die U-Bahn vor dem Bahnhof Ullsteinstraße aus der üblichen 1-1/2-fachen Tiefenlage in die unmittelbare Unterpflasterlage an. Zusätzlich wurde in dieser kastenförmigen Brücke der U-Bahnhof Ullsteinstraße angelegt, dessen Zugänge teilweise direkt auf die Straße führen.

Der Bahnhof Alt-Mariendorf, im alten Ortskern gelegen, wurde mit bedacht gewählt, weil hier die umliegenden Buslinien auf die U-Bahn gebündelt werden konnten.

Die Mariendorfer Strecke in einem "BVG-Liniennetz"
Stand: Oktober 1967


Die Bahnhöfe:

 U-Bhf Alt-Tempelhof 

Dieser Bahnhof liegt im Ortskern des Dorfes Tempelhof. Er verfügt über Zugänge an den Enden des Bahnsteiges und erhielt Vorhallen im Zwischengeschoss. Die Wände der Bahnsteighalle wurden hellgrau verkleidet, während die Mittelstützen mit Ziegeln ummantelt sind. Der Bahnsteig erhielt einen Kunststeinplattenbelag. Bereits bis 1962 war der Bahnhof im Rohbau fertig, während die übrigen folgenden Bahnhöfe erst um 1963 erstellt wurden. Die Streckentunnel vor und hinter diesem Bahnhof entstanden bereits um 1939/40.

Hierbei handelt es sich um den ersten von Reiner G. Rümmler entworfenen U-Bahnhof. Rümmler entwarf von nun an fast alle U-Bahnhöfe West-Berlins bis in die 90er Jahre. Auf dem ersten Blick gleichen sich alle Bahnhöfe dieser Linie, doch dem ist nicht so: In jedem Bahnhof wurde zum Beispiel die Gestaltung und Konstruktion der Decke variiert. 


U-Bhf. Alt-Tempelhof


U-Bhf. Alt-Tempelhof


U-Bhf. Alt-Tempelhof


Bahnhofs-Einfahrt Alt-Tempelhof:
Am Ende dieser kurzen Steigung beginnt der Altbautunnel, hinten erkennbar der Bahnhof Tempelhof (Südring)


U-Bhf. Alt-Tempelhof

 U-Bhf Kaiserin-Augusta-Straße 

Dieser Bahnhof ist direkt mit dem letzten Bahnhof vergleichbar. Lediglich die Mittelstützen erhielten eine weiße Verkleidung. Die Wandverkleidungen (graue Riemchen) hatten sich im Laufe der Jahre zunehmend gelöst, weshalb die restlichen Verkleidungen komplett entfernt wurden. Daraufhin wurden die nackten Betonwände schlicht dunkelgrün gestrichen.


U-Bhf. Kaiserin-Augusta-Straße
Bild: www.untergrundbahn.de


U-Bhf. Kaiserin-Augusta-Straße


U-Bhf. Kaiserin-Augusta-Straße, südliche Vorhalle


U-Bhf. Kaiserin-Augusta-Straße

 

 U-Bhf Ullsteinstraße 

Die Besonderheit dieses Bahnhofes besteht darin, dass die Bahnsteighalle innerhalb des Brückenkörpers des Tempelhofer Damms über den Teltowkanal hinweg geführt wird. Hierzu musste die Straßengradiente angehoben werden, um den Platz für den U-Bahnhof zu gewinnen. Er liegt daher unmittelbar unter der Straße selbst. Folglich befinden sich die Vorhallen auf Bahnsteigniveau. Je ein Zugang führt direkt auf die Straßenebene, während weitere Zugänge über ein tiefer gelegenes Tunnelsystem mit den anderen Straßenrändern verbunden sind.

Im Brückenbereich ist der Bahnsteig durch eine fast durchgehende Wand in zwei Bereiche geteilt. Diese Wand ist mit schwarzem Basalt verkleidet. Die übrigen Bahnsteigwände erhielten eine ockergelbe Fliesenverkleidung. Ähnlich wie der zeitgleich entstandene U-Bahnhof Möckernbrücke (U7) erhielt auch dieser Bahnhof einen Kunststeinplattenbelag.

Interessant in diesem Bahnhof war die Beschallungsanlage, die heute aufgrund des ZSA-Betriebs nicht mehr in Funktion ist: Anstatt vieler Lautsprecher über den Bahnhof verteilt wurden jeweils über der Bahnsteigkante zwei Schallrohre installiert, die die Länge des Bahnsteiges haben. In diesen Rohren befindet sich je ein Lautsprecher, über die der Zugabfertiger in Kasernenhofmanier sein "Zurückbleimm!" bellen konnte. Durch winzige Öffnungen konnte der Schall aus dem Rohr austreten. Es ist nicht überliefert, ob sich diese innovative Anlage bewährt hat, doch ist sie noch vorhanden und hat wohl über 30 Jahre ihren Dienst verrichtet. Sie blieb bei der Berliner U-Bahn einmalig.


U-Bhf. Ullsteinstraße
Bild: www.untergrundbahn.de


U-Bhf. Ullsteinstraße


Südliche Vorhalle Ullsteinstraße


Hier erkennbar der erhöhte östliche Straßenbereich, unter dem der U-Bahntunnel liegt
Im Übrigen handelt es sich bei dem Gebäude um das 1926/27 von Eugen Schmohl für den Ullstein-Verlag entworfene Druckhaus Tempelhof


Hier ersichtlich die tiefe Lage des 1906 eröffneten Teltowkanals, von der Stubenrauchbrücke aus gesehen.

 U-Bhf Westphalweg 

Dieser Bahnhof erhielt an den Bahnsteigenden Treppen zu übergeordneten Vorhallen. Die nördlichen Zugänge sind aus Platzgründen in benachbarten Häusern angeordnet.
Die Wände der Bahnsteighalle sind mit senkrecht angeordneten blauen Fliesen verkleidet, während die Mittelstützen mit Ziegeln ummantelt sind. Auffallend ist die Farbenwahl der Vorhallen in leuchtenden Weiß- Gelb- und Grüntönen.


U-Bhf. Westphalweg
Bild: www.untergrundbahn.de


U-Bhf. Westphalweg, Vorhalle

 U-Bhf Alt-Mariendorf 

Als Endbahnhof dieser Linie wurde zur optimalen Erschließung der südlich anschließenden Stadtteile Wert auf eine gute Umsteigemöglichkeit zum Autobus gelegt. Alt-Mariendorf gilt als langfristiger südlicher Endbahnhof der U-Bahnlinie 6, eine Weiterführung in Richtung Lichtenrade ist nicht vorgesehen. Vorhallen befinden sich über der Bahnsteigmitte und am Südende des Bahnhofes. Die Wände sind mit großen weißen Keramikplatten versehen, während die Mittelstützen mit Naturstein verkleidet sind. Bemerkenswert hingegen auch hier die kräftige Farbenwahl sowohl in der Vorhalle als auch an den Treppenabgängen in dunkelblauen und kräftig-roten Farbtönen.


U-Bhf. Alt-Mariendorf
Bild: www.untergrundbahn.de


U-Bhf. Alt-Mariendorf


U-Bhf. Alt-Mariendorf


U-Bhf. Alt-Mariendorf


U-Bhf. Alt-Mariendorf


Namensschriftzug "U-Bhf. Alt-Mariendorf" an der Kirchenmauer.

Mit Eröffnung dieser Streckenverlängerung wurde das Berliner U-Bahnnetz neu strukturiert. Die eigentlich hier her fahrende Linie C II hieß vom ersten Betriebstag an Linie 6, die von hier aus ihre Reise nach Tegel antritt. Seit 1984 nennt sie diese Linie U6.

Weiterfahrt auf dem Tempelhofer Abzweig der Nord-Süd-Bahn zum Halleschen Tor

Streckendaten lt. BVG-Bauabteilung Erklärung

Tempelhof (Südring)  
  489 m
Alt-Tempelhof At 111,0 +70
  591 m
Kaiserin-Augusta-Straße Ka 111,6 +61
  969 m
Ullsteinstraße Ull 112,3 +57
  846 m
Westphalweg Wl 113,2 +03
  726 m
Alt-Mariendorf Mf 113,9 +29

Bauwerksende Alt-Mariendorf: 114,4 +10

Bezeichnung: Strecke C
Gebaut: 1961-66

Gesamtlänge Tempelhof - Alt-Mariendorf: 3,621
Ohne Bauwerksende Mariendorf (zuzüglich 481 m)

 


Alt-Mariendorf - Alt-Tegel

Weitere Abschnitte dieser Linie:

U6: Mariendorfer Strecke - Tempelhofer Abzweig - Nord-Süd-Bahn - Müllerstraßen-U-Bahn - Tegeler Strecke

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