Alexanderplatz
Der provisorische
Verbindungsgang zwischen den Linien A und D
Im April 1930 wurde der Bahnhofsbereich der Linie D (heute U8) eröffnet. Es war somit möglich von Neukölln nach Gesundbrunnen zu fahren oder aber auch am Alexanderplatz in die Linie A (heute U2) umzusteigen. Der Bahnhof Alexanderplatz aber war zu dieser Zeit, wie der Platz selbst, noch eine Großbaustelle. Seine Form, wie er sie in den 30er Jahren hatte, war um 1930 noch keineswegs gegeben. Um somit ein halbwegs bequemes Umsteigen zwischen den U-Bahnlinien zu gewährleisten, wurde damals ein provisorischer Gang errichtet. Leider aber sind keinerlei Aufnahmen dieses Ganges bekannt. Es gibt nur zwei Hinweise auf die Existenz dieses Ganges:
Das ist der Drei-Ebenen-Blick, gesehen vom Bahnsteig der U8 hinauf zur Passage und hinunter zur Zwischenebene, die zur U5 führt.
Auch im April 1930, als die Linie U8 eröffnet wurde, gab es diese Baulichkeiten schon. Doch bitte genau hinschauen: Oben in der Passage ist eine Bretterwand zu erkennen. Und über dem Treppenabgang nach unten hängt ein Schild welches "Zu den Zügen" nach Nordring usw., also zur heutigen Linie U2 verweist. Man hatte also die Treppe nach unten zu gehen, wenn man zur U2 wollte, denn oben war ja noch die Bretterwand, hinter der möglicherweise das Nichts gähnte, anstatt der heute existierenden Passage.
Und nun zum Grundriss von April 1930. Er bestätigt die Existenz dieses tiefer liegenden Verbindungsganges.
Aus: "Die Fahrt", BVG-Zeitschrift Nr. 9, Jg.
1930
Wie muss man sich das vorstellen?
Der Bahnhofs- bzw. Vorhallenbereich über der Linie U8 war damals noch sehr provisorisch, denn auch der Ausgang Richtung Tietz an der Königstraße neben dem Berolinahaus taucht schon Ende 1930 nicht mehr auf. An jener Stelle befanden sich Ende 1930 die Treppenläufe, die zum E-Linien-Bahnsteig der aus Friedrichsfelde ankommenden Züge führen. Der Verbindungsgang aber begann in der Ebene unter dem U8-Bahnsteig und führt über die heutige feste Treppe hinunter zum Bahnsteig der U5 (hier Fahrtrichtung Friedrichsfelde). Sodann macht der Tunnelgang einen doppelten Knick und verläuft exakt in der Gleistrasse des Weißenseer Gleises bis zum Tunnel der Linie U2.
Die hintere Treppe war damals Bestandteil dieses Verbindungsganges. Dies ist das Weißenseer Gleis, welches nie einen Fahrgastzug gesehen hat.
Hier noch mal von oben gesehen.
Die sichtbare hintere Querwand ist die Außenwand des U2-Bahnsteiges. In diesem Bereich führte der Gang unter dem einen U2-Gleis hindurch und dann über eine (vermutlich) provisorische Treppe hinauf auf dem Bahnsteig der U2.
Nun die Frage, warum führte der Gang aufwändig durch das heutige Gleis, ein Verlauf über den hier sichtbaren Bahnsteig wäre doch einfacher gewesen. Dies lässt den Schluss zu, dass die Bahnsteige der Linie E (U5) damals im Frühsommer 1930 noch nicht existiert haben. Nur wenn dieser Gang durch ein Gleisbett führt, wäre der ungestörte Aufbau des Bahnsteigbereiches in den Folgemonaten möglich. Möglicherweise war die Bahnsteighalle zu dieser Zeit noch im Rohbaustadium, was Außenaufnahmen (siehe unten; 1930) aus dieser Zeit bestätigen, weshalb es damals die Passage als heutigen Verbindungsgang noch nicht geben konnte.
Dies alles lässt den Schluss zu, dass der U-Bahnhof Alexanderplatz vermutlich auch im Dezember 1930, als die heutige U5 eröffnet wurde, noch alles andere als fertig gestellt war.