Berlins U-Bahnstrecken
Die Linie U8 verbindet Wittenau mit Neukölln in Nord-Süd-Richtung, durchquert hierbei Reinickendorf, den Wedding sowie das Östliche Zentrum am Alexanderplatz. Aufgrund ihrer Streckenführung mit zahlreichen S-Bahnanbindungen ist die U8 eine der wichtigsten U-Bahnlinien Berlins.
Die GN-Bahn
Südlicher Abschnitt
Leinestraße -
Heinrich-Heine-Straße
ehemalige
Linie D
Abendstimmung auf dem Hermannplatz
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts schickte sich die AEG an, in Berlin eine Hoch-
und Untergrundbahn zu bauen. Es gibt viele, zum Teil auch vorgeschobene Gründe,
die diese Projekte scheitern ließen. Eines der Projekte, welches Aussichten auf
eine Verwirklichung hatte, das das Projekt der so genannten AEG-Schnellbahn von
Gesundbrunnen nach Rixdorf, dem heutigen Neukölln. Parallel dazu plante auch
die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen eine Bahn in dieser
Streckerelation: es sollte eine Schwebebahn sein, wie sie ähnlich in Wuppertal
existiert. beide Projekte konkurrierten nun gegeneinander. Und beide Projekte
hatten zunächst keine große Chance verwirklicht zu werden, da sie beide
erheblich in das Stadtbild eingreifen würden. Aus diesem Grunde wurde das
Schwebebahnprojekt schon bald zu den Akten gelegt. Das AEG-Hochbahn-Projekt
könnte nur bestehen, wenn diese Bahn in der Innenstadt unterirdisch verlaufen
würde. daraufhin plante die AEG ihr Projekt derart um, dass die Strecke von der
Brunnenstraße bis zum Hermannplatz unterirdisch verlaufen würde. Nur in
Gesundbrunnen war nun noch eine Hochbahn im Gespräch.
Im Dezember 1913 wurde in der Brunnenstraße mit dem Aushub der ersten Baugrube begonnen.
Der erste Abschnitt der GN-Bahn, der dem Verkehr übergeben
wurde, konnte am 17.Juli 1927 in Betrieb genommen werden. Hierbei
handelte es sich um den Abschnitt vom Bahnhof Boddinstraße bis
Schönleinstraße mit Zwischenhalt am Bahnhof Hermannplatz. Am
12.Februar 1928 wurde diese U-Bahnstrecke Richtung Norden um
einen Bahnhof bis Kottbusser Tor verlängert. Am 6.April 1928
folgte eine weitere Verlängerung um zwei Bahnhöfe bis
Neanderstraße mit Zwischenhalt am Moritzplatz.
Der älteste Abschnitt der GN-Bahn in einem Verkehrslinienplan der einzelnen
Verkehrsgesellschaften.
Stand: Mai 1928.
Am 4. August 1929 erfolgte die Verlängerung Richtung Süden bis zum Bahnhof Leinestraße. Dieser Bahnhof blieb Endbahnhof für die nächsten 67 Jahre. Doch der Bau Richtung Süden begann bereits 1929 bis zum Ringbahnhof Hermannstraße. 1931 wurde der Bau abgebrochen. Erst 1996 erfolgte die bauliche Komplettierung bis zum heutigen Endbahnhof Hermannstraße.
Streckenverlängerung zur Leinestraße in einem Ausschnitt
aus dem "BVG-Liniennetz", Stand Oktober 1929
1930 ging es aber noch Mal Richtung Norden weiter: Die GN-Bahn
wurde fertig zwischen Neanderstraße und Gesundbrunnen.
Die Bahnhöfe der südlichen GN-Bahn:
Auch wenn sich die Bahnhöfe dieser Linie nicht ganz so
einheitlich präsentieren, wie seinerzeit die Bahnhöfe der
Nord-Süd-Bahn, so haben sie doch gewisse Gemeinsamkeiten
untereinander: Alle Bahnhöfe erhielten einen rund 130 Meter
langen Mittelbahnsteig. Bis auf zwei Ausnahmen liegen alle
Bahnhöfe in einer derartigen Tiefe, die Vorhallen in
Zwischengeschossen gestattete, ja notwendig machte.
Alle Bahnhöfe erhielten eine Verkleidung mit quadratischen Fliesen, die lediglich in der Farbgebung von Bahnhof zu Bahnhof variierte. Ein festes Farbschema, wie seinerzeit auf der Nordsüdbahn verwirklicht, gab und gibt es bei der GN-Bahn nicht. Generell wurden pastellige Farbtöne gewählt.
Eine Besonderheit betrifft die Stationsschilder: Sie sind schwarz mit weißer Schrift. Grenander begründete dies mit einer höheren "Leuchtkraft" der Lettern und somit mit einer besseren Lesbarkeit. Das Besondere an dieser Linie ist, dass sich der Zustand der Bahnhöfe bis heute kaum verändert hat. Diese U-Bahnlinie ist heute daher unbedingt als eines der letzten authentischen Verkehrsbaudenkmäler der ausgehenden 20er Jahre im Originalzustand anzusehen. Nicht ganz schuldlos ist in diesem Zusammenhang die damalige Existenz der DDR, die ein Austoben und womöglich Zerstören der wertvollen Bausubstanz seitens der BVG verhinderte. Die Architekten fast aller Bahnhöfe waren Alfred Fehse und Alfred Grenander.
Weiterfahrt auf der Hermannstraßen-U-Bahn bis Bhf. Hermannstraße |
Die Bahnhöfe der ursprünglichen GN-Bahn: L
Es handelt sich um einen "Normbahnhof" mit Zugängen über Vorhallen im Zwischengeschoss. Es wurden als Wand- und Stützenverkleidung hellgrüne quadratische Fliesen verwendet. Die Decke wurde durch einen Gewölbeansatz aufgestelzt.
U-Bhf. Leinestraße
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
U-Bhf. Leinestraße
Bild: www.untergrundbahn.de
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U-Bhf. Leinestraße
Wenige Tage vor Betriebseröffnung.
Dieser Bahnhof entstand im Rohbau 1919-20 unter Regie der damals noch selbständigen Stadt Neukölln. Er liegt direkt unter dem Pflaster und hat Vorhallen im Bahnsteigniveau. Dieser Bahnhof erhielt hellgraue Fliesen im Quaderverband, der obere und untere Abschluß wird durch matte leuchtend blaue Fliesen betont. Auch die Stützen sind blau verfliest. Bei der Decke und der Stützenstellung (Doppelstützen) orientierte Grenander sich an den Bahnhöfen der Nord-Süd-Bahn: Es wurden Deckenkehlungen mit Gewölbekappen verwendet, dies ist bei der GN-Bahn einmalig!
U-Bhf. Boddinstraße
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
U-Bhf. Boddinstraße
Bild: www.untergrundbahn.de
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Im Gegensatz zum prächtigen Bahnsteig der Nord-Süd-Bahn erhielt der Bahnsteig der GN-Bahn normale Ausmaße, wenn man von der Länge von 130 Metern absieht. Auch hier wurden graue Fliesen im Quaderverband angeordnet, jedoch bilden gelbe Fliesen den oberen und unteren Abschluß. Aufgrund der Breite des Bahnsteiges war es erforderlich zwei Stützenreihen anzuordnen. Dieser Bahnsteig liegt unter abfallenden Gelände weshalb der südliche (heute nicht mehr vorhandene) Zugang in einer Vorhalle in einem Zwischengeschoss angelegt wurde. Der nördliche Zugang hingegen liegt auf Bahnsteigniveau direkt unter der Straße. In der Mitte der Bahnsteiganlage befinden sich die Treppen und Rolltreppen, die zum tiefer gelegenen Bahnsteig der Nord-Süd-Bahn führen. Ausserdem führen zwei Treppen in einen untergeordneten Gang, der zum Warenhaus Karstadt führt.
Der gesamte Bahnhof erfuhr 1991-93
eine umfassende Renovierung, wobei der alte Charme leider
verloren ging.
Nördlich des Bahnhofs fügt sich eine ausgedehnte
Kehrgleisanlage an, die ausserdem einen Verbindungstunnel zur
Nord-Süd-Bahn bietet (sogenannter "Karstadt-Tunnel", auch
"Buschmann-Tunnel" genannt).
U-Bhf. Hermannplatz, oberer Bahnsteigbereich (U8)
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
U-Bhf. Hermannplatz, oberer Bahnsteigbereich (U8)
Bild: www.untergrundbahn.de
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U-Bhf. Hermannplatz, Die ersten U-Bahn-Rolltreppen Berlins!
Rolltreppen waren damals noch Tischlerarbeit: sie waren aus Holz.
Bild entstand anlässlich der Eröffnung der GN-Bahn im Juli 1927. Die Treppen
verbinden die GN-Bahn mit der Nordsüdbahn (U8 / U7)
U-Bhf. Hermannplatz, Schnittbild der Bahnhofsanlage 1929 mit dem neuen
Karstadt-Warenhaus.
U-Bhf. Hermannplatz, Verbindungstreppe vom oberen Bahnsteig zu Karstadt,
Aufnahme um 1929
Neu! Bildergalerie U-Bahnhof Hermannplatz
Übergang zum Neuköllner Abzweig der Nordsüdbahn |
Dieser Bahnhof ist mit dem Bahnhof Leinestraße vergleichbar. Als Farbe verwendete man Fliesen in einem sehr hellen Grau, welche Farbnuancen von grün über braun bis rosa aufweisen. Den oberen und unteren Abschluß bilden grüne Fliesen. Noch heute ist dies ein sehr gut erhaltener Bahnhof. (zwischen 1951 und 1991 hieß der Bahnhof Kottbusser Damm)
U-Bhf. Schönleinstraße
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
Wegen des Charakters als Umsteigebahnhof zur Hochbahn war ein breiter Bahnsteig erforderlich, daher erhielt der Bahnhof auch zwei Stützenreihen. An beiden Enden befanden sich Zugänge in in einem Zwischengeschoss angeordneten Vorhallen. Sie jedoch sind heute geschlossen. In der Mitte des Bahnhofs befindet sich ein dritter (heute der einzige) Zugang zu einer geräumigen Vorhalle. Von dort führen sternförmig Gänge an den Rand des Kottbusser-Tor-Platzes. Ausserdem ist seit August 1929 eine direkte Rolltreppenverbindung zum Hochbahnhof vorhanden. Die Wände in der Bahnsteighalle sind hell auberginenfarben gehalten. Auch dieser Bahnhof hat viel von seinem alten Charme behalten.
U-Bhf. Kottbusser Tor, unterer Bahnsteigbereich (U8)
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
U-Bhf. Kottbusser Tor, unterer Bahnsteigbereich (U8)
Bild: www.untergrundbahn.de
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Übergang zur Östlichen Stammstrecke |
Ein Sonderling unter den Bahnhöfen der GN-Bahn: Er ist der einzige Bahnhof dieser Linie, der nicht von Grenander/Fehse stammt: Er wurde entworfen vom AEG-Architekten Peter Behrens. Behrens nahm die quadratische Form des Moritzplatzes wo es ging als Grundthema: Die Stützen sind generell im Grundriss Quadratisch und erhielten hellgrüne quadratische Fliesen. Auch die Wände erhielten solche Fliesen. Besonderheit ist, dass Behrens zum Schutz aller Kanten Aluprofile verwendete. Sie geben diesem Bahnhof eine individuelle Note. Der Zugang befindet sich mittig über dem Bahnsteig als quadratische Halle und ist über zwei Treppen erreichbar. Von dieser Halle führen vier Gänge an jede Seite des Platzes. Unter dem Bahnsteig der GN-Bahn befindet sich bereits ein Tunnelbauwerk für eine kreuzende U-Bahnlinie, die jedoch nie gebaut wurde. In den späten 30er Jahren war dieses Bahnhofsfragment für eine neue S-Bahnlinie vom Anhalter- zum Görlitzer Bahnhof vorgesehen.
Seit 1985 ist in diesem Tunnelbauwerk ein BVG-Unterwerk in Betrieb.
Ursprünglich sollte die GN-Bahn diesen Platz gar nicht berühren, sondern zum Oranienplatz geführt werden. Eine Legende ist, dass der Warenhaus-Unternehmer August Wertheim und seine Zuwendung von 5 Millionen Reichsmark eine Verschwenkung zum Moritzplatz möglich machte, eine Geschichte, die offensichtlich frei erfunden ist. Wertheim betrieb vor dem Krieg eine Filiale am Moritzplatz.
U-Bhf. Moritzplatz
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
U-Bhf. Moritzplatz
Bild: www.untergrundbahn.de
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U-Bhf. Moritzplatz, Aufnahme von vor der Eröffnung 1928.
U-Bhf. Moritzplatz, Grundriss.
In Zuge der Oranienstraße war in den 20er Jahren die U-Bahnlinie Moabit-Treptow
vorgesehen.
In den 30er Jahren trat eine S-Bahnplanung an diese Stelle, die ebenfalls nie
ausgeführt wurde.
Der untere Bahnhofsbereich ist bis heute eine ungenutzte Bauruine.
Der abendliche Moritzplatz um 1930:
Ausverkauf bei Wertheim...
Neanderstraße |
Dieser Bahnhof ist vom Aufbau her identisch mit dem Bahnhof Schönleinstraße. Die Fliesenfarbe orientiert sich am Kottbusser Tor (Aubergine). Zusätzlich wurden Violett-bräunliche Fliesen für den oberen und unteren Abschluss gewählt. Dieser Bahnhof war zunächst der Endbahnhof dieser Linie.
U-Bhf. Heinrich-Heine-Straße
Bild: www.untergrundbahn.de
in Kooperation mit www.urbanrail.net
U-Bhf. Heinrich-Heine-Straße
Bild: www.untergrundbahn.de
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Da der Bahnhof nach 1945 im Ostsektor Berlins lag, war er von August 1961 bis Juli 1990 geschlossen. Die Züge fuhren in dieser Zeit ohne Halt durch und hielten erst an der Voltastraße wieder.
Im April 1930 wurde die Linie Richtung Norden erweitert:
Weiterfahrt auf dem nördlichen Abschnitt der GN-Bahn bis Gesundbrunnen |
Licht und Farbe im Berliner Untergrund - U-Bahnhöfe der Klassischen Moderne |
Streckendaten lt. BVG-Bauabteilung Erklärung
Hermannstraße HMS | 1,4 +45 |
667 | |
Leinestraße L | 0,7 +78 |
777 | |
Boddinstraße Bo | 0,0 +01 |
708 | |
Hermannplatz Hpo | 0,7 +07 |
839 | |
Schönleinstraße Sl | 1,5 +46 |
667 | |
Kottbusser Tor Kbu | 2,2 +13 |
863 | |
Moritzplatz Mr | 3,0 +76 |
799 | |
Heinrich-Heine-Straße He | 3,8 +75 |
635 | |
Jannowitzbrücke |
Bezeichnung: Strecke D
Gebaut: 1913-29/1992-96
Bauwerksende Hermannstraße: 1,7 +34
Gesamtlänge Hermannstraße - Heinrich-Heine-Straße: 5,955 km
Hermannstraße - Wittenau
Weitere Abschnitte dieser Linie:
U8: Hermannstraßen-U-Bahn - GN-Bahn (Südabschnitt) - GN-Bahn (Nordabschnitt) - Pankstraßen-Strecke - Residenzstraßen-U-Bahn - Wittenauer U-Bahn |