Berlins U-Bahnstrecken


Die Linie U8 verbindet Wittenau mit Neukölln in Nord-Süd-Richtung, durchquert hierbei Reinickendorf, den Wedding sowie das Östliche Zentrum am Alexanderplatz. Aufgrund ihrer Streckenführung mit zahlreichen S-Bahnanbindungen ist die U8 eine der wichtigsten U-Bahnlinien Berlins.


Hermannstraßen-U-Bahn
Hermannstraße - Leinestraße

Aktueller Netzplan


Die U-Bahn zur Hermannstraße

Am 16.Juli 1996 wurde die U8 um etwa 700 Meter ab dem bisherigen Endbahnhof Leinestraße Richtung Süden erweitert. Neu eröffnet wurde hierbei der U-Bahnhof Hermannstraße, der zugleich ein Umsteigebahnhof zum Südring der S-Bahn darstellt.


Die Hermannstraßen-U-Bahn in einem VBB-Gesamtnetzplan von Juni 1996

Der Eröffnung im Sommer 1996 ging eine sehr abwechslungsreiche Geschichte voraus:

Erste Planungen zum Bau einer U-Bahn unter der Hermannstraße datieren aus der Zeit um 1910. Schon damals visierte man als südlichen Endpunkt den Bahnhof der Ringbahn an der Hermannstraße an. Freilich war Neukölln damals noch eine eigenständige Stadt, die bis 1912 den Namen Rixdorf trug.

Konkret wurde die Streckenplanung der Hermannstraßen-U-Bahn um 1919, als die Stadt Neukölln in Eigenregie mit dem Bau der GN-Bahn unter der Hermannstraße begann. Die GN-Bahn war damals krisengeschüttelt: Ihr Bau begann 1913, doch der Erste Weltkrieg zwang den damaligen Bauherr, die AEG, zur Einstellung der Bauarbeiten. Erst nachdem das Projekt von der städtischen Nord-Süd-Bahn-AG übernommen wurde, konnte 1926 mit einem Bau auf breiter Front begonnen werden. Damals war der Bau der GN-Bahn eines von vielen in der Ausführung befindlichen U-Bahnprojekten. Zwischen 1927 und 1930 wurde die gesamte GN-Bahn zwischen Gesundbrunnen und Leinestraße in Betrieb genommen. Damals glaubte man, dass es mit den Bauarbeiten so weiter gehen würde, in der Tat ging es der Wirtschaft relativ gut: Es waren die Goldenen Zwanziger Jahre.

1929 schließlich begann man auch südlich der Leinestraße unter der Hermannstraße mit dem Bau der U-Bahn, um eine Anbindung an den Südring herstellen zu können, ähnlich der Anbindung, wie sie in Gesundbrunnen zum Nordring bestand. 1930 machte sich die Weltwirtschaftskrise auch in Deutschland bemerkbar: Die Arbeitslosenzahlen explodierten, in der Stadtkasse klafften immer größere Haushaltslöcher. Währenddessen entstand unter der Hermannstraße der U-Bahntunnel. 1931 schließlich war die Finanzlage derart angespannt, dass unter anderem dieses U-Bahnprojekt abgebrochen werden musste.
Damals bestand das Projekt aus einem rohbaufertigen Tunnel vom Endbahnhof Leinestraße bis zum neuen Bahnhof Hermannstraße. Auch der Bahnhof Hermannstraße war samt Zugangsbauwerke zu einem Drittel rohbaufertig. Es fehlte nur noch der Rest des Bahnhofes unter und südlich der Ringbahn. Als Abschluss der Bauarbeiten wurden provisorische Wände errichtet, die den neuen Tunnel gegen den betriebenen Tunnel an der Leinestraße abgrenzen. Die weitgehend fertigen Treppenabgänge am neuen Bahnhof Hermannstraße wurden durch Betonplatten versiegelt.

1940 geschah dann doch noch etwas: Das Bahnhofsfragment wurde zu einem Öffentlichen Luftschutzraum ausgebaut und rettete somit vielen Neuköllnern während der Angriffe im Zweiten Weltkrieg das Leben.

Danach wurde es ruhig um diesen Tunnel. Dadurch dass die S-Bahn der DDR-Reichsbahn unterstand, gab es für den Bausenat Westberlins keine Veranlassung mehr, diesen Tunnel fertig zu stellen, zumal die heutige U-Bahnlinie 7 in der Karl-Marx-Straße weitgehend parallel verläuft. Natürlich gab es Pläne mit diesem Tunnel: Im Rahmen einer U-Bahn nach Britz sollte die Linie 8 ab Leinestraße dorthin verlängert werden.

In den 60er Jahren war die BVG um Abstellmöglichkeiten für ausgediente U-Bahnzüge verlegen. Dieser Tunnel bot sich dafür an: Die abgrenzenden Wände wurden beseitigt und im gesamten Tunnel wurden zwei Gleise verlegt. In der Folgezeit wurden in diesem Tunnel ausgemusterte B- und C-Züge abgestellt. Danach tat sich erstmal nichts mehr. Die abgestellten Züge wurden regelrecht vergessen.

1980 legte die Deutsche Reichsbahn darüber hinaus die S-Bahn auf dem Südring still. In der Folgezeit breitete sich die Flora auf den alten Bahnanlagen aus, während der U-Bahntunnel mit den darin abgestellten U-Bahnwagen von allen Senatsdienststellen völlig vergessen dahin rottete. Ende der 80er Jahre -nachdem die S-Bahn von der BVG übernommen wurde- gab es konkrete Pläne, die S-Bahn über Hermannstraße nach Neukölln zu reaktivieren. Von einer Fertigstellung der U-Bahn dagegen war noch keine Rede!

Deutschland freute sich zwischenzeitlich über die geöffneten Grenzen und die Wiedervereinigung.

In diesem Zusammenhang sollte die S-Bahn nicht nur nach Neukölln, sondern sogar über die ehemalige Grenze bis nach Baumschulenweg wieder aufgebaut werden; sie würde damit eine schnelle Verbindung der westlichen Stadtteile mit dem südöstlichen Umland darstellen. Die logische Schlussfolgerung war, dass auch die U8 bis zur S-Bahn herangeführt werden sollte, zumal nur noch wenige hundert Meter Tunnelbauwerk fehlten. Eine Tatsache, die durchaus Sinn hat.

Aufgrund dieser Ausgangslage begann die Stadt im Frühjahr 1992 mit den Bauarbeiten an der U-Bahn: Zunächst wurden die noch vorhandenen U-Bahnzüge aus dem Tunnel entfernt. Die meisten der alten Züge wurden verschrottet. Ein B-I-Zug dagegen wurde in den Bestand der Museumszüge übernommen.

Unter der Ringbahn wurde eiligst der fehlende Bahnsteigteil für die U-Bahn erstellt, auch errichtete man südlich der Ringbahn einen Abstelltunnel, um deren Notwendigkeit zäh gestritten wurde. Im Dezember 1993 war der Rohbau abgeschlossen, sodass die S-Bahn (Linien S45 und S46) über dem U-Bahntunnel in Betrieb genommen werden konnte. Der U-Bahnbetrieb konnte im Juli 1996 aufgenommen werden. Vom ersten Tag an erfüllten sich die Wünsche der Planer nach einer ausgelasteten neuen U-Bahnstrecke, deren Notwendigkeit hiermit unter Beweis gestellt wurde. Zur Beliebtheit dieses Bahnhofs dürfte auch beitragen, dass der S-Bahnhof direkt über dem U-Bahnhof liegt und durch ein direktes Treppenkreuz erreichbar ist.

 U-Bhf Hermannstraße 

Die künstlerische Ausgestaltung des Bahnhofs wurde Senatsbaudirektor Reiner G. Rümmler übertragen. Rümmler entwarf seit 1966 nahezu alle U-Bahnhöfe im Westen Berlins. Für ihn war dies der letzte Bahnhof, er ging anschließend in Pension. Rümmler nimmt inzwischen einen ähnlichen Rang als U-Bahnarchitekt ein, wie Alfred Grenander bei den Vorkriegsbahnhöfen. Für Rümmler war dieser Bahnhof in doppelter Hinsicht eine Besonderheit: Für seinen Spätstil sehr ungewöhnlich entwarf er einen sehr streng gehaltenen Bahnhof in den Farben Türkis, Schwarz und Weiß. Hiermit stellte er eine enge Beziehung zu den von Grenander entworfenen übrigen Bahnhöfen der GN-Bahn her. Interessant ist die Tatsache, dass Rümmler an einigen Stellen anstatt der Kacheln Glaswände verwendete, wo man die nackte Betonwand sehen kann; vor allem das, was darauf gemalt ist: Hinweistafeln für die Benutzung der Luftschutzräume während des Zweiten Weltkrieges.


U-Bhf. Hermannstraße, Treppenwand mit alten Zeugnissen
Bild:
www.untergrundbahn.de in Kooperation mit www.urbanrail.net


U-Bhf. Hermannstraße
Bild: www.untergrundbahn.de in Kooperation mit www.urbanrail.net

S-Bahnhof Hermannstraße
bei Stadtschnellbahn-Berlin.de

Hermannstraße - Wittenau

Weitere Abschnitte dieser Linie:

U8: Hermannstraßen-U-Bahn - GN-Bahn (Südabschnitt) - GN-Bahn (Nordabschnitt) - Pankstraßen-Strecke - Residenzstraßen-U-Bahn - Wittenauer U-Bahn

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