Berlins U-Bahnhöfe


 

Gleisdreieck
U2 < Bülowstraße (940 m) <
Richtung Ruhleben
U2 > Mendelssohn-Bartholdy-Park (486 m) >
Richtung Pankow

Übergang zur U-Bahnlinie U1

 

Entlastungslinie
Östliche Stammstrecke
Westliche Stammstrecke

BVG-Kürzel: Gu (für Gleisdreieck unten)
3. November 1912 eröffnet
Bezirk
Kreuzberg-Friedrichshain von Berlin (Kreuzberg)

 


Bahnsteighalle der U2

Der traditionsreiche Bahnhof Gleisdreieck entstand aus der Zweckmäßigkeit heraus, weniger einem Fahrgastbedürfnisses, die Gegend zu erreichen. Den meisten wird dieser Bahnhof als Umsteigemöglichkeit zwischen zwei U-Bahnlinien in Erinnerung sein. Und als solcher wurde dieser Bahnhof damals auch konzipiert, doch die Geschichte geht noch weiter zurück: 

Damals, 1896, als mit dem Bau der U-Bahn in Berlin begonnen wurde, strebte man ein Netz an, welches aus drei einzelnen Strecken bestehen sollte. Um die drei Zweigstrecken, die östliche- und die westliche Stammstrecke, sowie die Abzweigstrecke zum Potsdamer Platz miteinander zu verbinden, war die Anlage einer Gleisverknüpfung nötig, die so gestaltet war, dass aus jeder Richtung jede der anderen Strecken angesteuert werden konnte und zwar so, dass der Gegenverkehr nicht behindert wird. Dies war nur möglich durch den Bau eines sehr komplizierten Gleisdreiecks, welches den Verkehr in zwei verschiedenen Ebenen abwickelt. Durch diese Anlage war es möglich, die Östliche Stammstrecke unmittelbar mit der Abzweigstrecke zum Potsdamer Platz durchgehend zu befahren, welche am 18. Februar 1902 in Betrieb genommen wurde. Am 11. März kam die westliche Stammstrecke Richtung Bülowstraße hinzu, allerdings nur als ab Potsdamer Platz zu befahrener Zweig. Schließlich ging am 25. März 1902 die Südflanke zwischen Bülowstraße und Möckernbrücke in Betrieb, womit das Gleisdreieck im vollem Umfange in Betrieb stand. Zusätzlich wurde in der toten inneren Fläche des Dreiecks eine Wagenhalle angeordnet, die zum Abstellen von weiteren Hochbahnwagen genutzt werden konnte. 


Das alte Gleisdreieck im "Übersichtsplan von Berlin 1:4000" von 1910

Schnell aber zeigte sich, dass das Gleisdreieck eine dichtere gebündelte Zugfolge als die des jeweiligen 5-Minutentaktes auf jeweils jeder der Zweigstrecken nicht zuließ. Daher gab es schon nach fünf Jahren seitens der Hochbahngesellschaft Pläne, das Gleisdreieck umzubauen. Dies wurde in dem Moment aktuell, als die Hochbahn beabsichtigte den Takt weiter zu verdichten. 

Tragischerweise ereignete sich dann im September 1908 in eben dieser Gleisanlage ein schweres Zugunglück, was die Hochbahngesellschaft dazu bewegte, den Bau ernsthaft ins Auge zu fassen. Zusätzlich gab es von den Behörden nunmehr die Auflage, einen Umbau durchzuführen. Im Mai 1912 schließlich begann der Umbau der Anlage: Anstatt die drei Strecken miteinander zu verknüpfen, sollte die Potsdamer-Platz-Strecke nun mit der Westlichen Stammstrecke in einer unteren Ebene direkt verbunden werden, während die Östliche Stammstrecke in einer oberen Ebene hier enden sollte. Um den Übergang für die Fahrgäste zu ermöglichen, sollte an dieser Stelle ein turmartiger Umsteigebahnhof entstehen. 

In einer zweiten Ausbaustufe war angedacht, die hier endende östliche Stammstrecke über eine neue zusätzliche Parallelstrecke zum Nollendorfplatz zu führen und dort zusätzlich in die Westliche Stammstrecke einzufädeln.

Am 25. Juli 1912 war der Bau bereits derart fortgeschritten, dass die Zuggruppe von Möckernbrücke zum Potsdamer Platz eingestellt werden musste, um den Weiterbau zu ermöglichen. Seither konnten die Züge von Möckernbrücke nur noch in Richtung Bülowstraße weiterfahren, von wo aus die Fahrten zum Potsdamer Platz noch möglich waren. Am 3. November 1912 wurden auch die Fahrten zwischen Möckernbrücke und Bülowstraße eingestellt: An diesem Tag konnte in behelfsmäßiger Form der neue Umsteigebahnhof "Gleisdreieck" in Betrieb genommen werden: Züge von Potsdamer Platz nach Bülowstraße hielten nun in einer unteren Ebene, während oben die Züge von Möckernbrücke halten konnten. In den folgenden Monaten bis August 1913 wurde ohne Betriebsunterbrechung der Bahnhof endgültig fertig gestellt. Seither lebt das Gleisdreieck nur noch als Name des neuen Bahnhofs fort.

Der Bahnhof -eine stählerne Hallenkonstruktion- ruht auf einem Fundament vieler steinerner Viaduktbögen, die noch aus der Zeit von 1899 bis 1902 stammen. Die beiden Ebenen sind über ein Treppenkreuz miteinander verbunden. Betrieblich wurde damals die Strecke zur Warschauer Brücke unabhängig betrieben, dennoch waren bis vor wenigen Jahren am Gleisdreieck Gleisverbindungen vorhanden, um U-Bahnwagen austauschen zu können. Die Räumlichkeiten unterhalb des Bahnhofes werden für innerbetriebliche Zwecke der U-Bahn als Werkstätten genutzt.

Der Bahnhof war schon zwei Jahre in Betrieb, als 1915 mit dem Bau der Entlastungsstrecke ab dem oberen Bahnsteig begonnen wurde. Erst seit 1926 ist diese Bahnhofsebene kein Endbahnhof mehr, die Züge können Richtung Nollendorfplatz weiterfahren.

Während der obere Bahnsteig stets in Betrieb blieb, ruhte der Verkehr auf dem unteren Bahnsteig über 20 Jahre: Nach dem Mauerbau im Jahre 1961 war hier Richtung Potsdamer Platz Endstation der U2. Mit dem Mauerbau fielen die meisten Umsteiger in diesem Bahnhof weg, denn der Bahnhof war in aller erster Linie ein Umsteigebahnhof. Daher führte der Bahnhof Gleisdreieck seit 1961 nur noch ein Schattendasein. Dies führte dann am Sylvesterabend 1971 dazu, dass auch die kurze Parallelstrecke der Linie 2 (westliche Stammstrecke) bis zum Wittenbergplatz stillgelegt wurde. Seither stieg hier wirklich kam noch jemand aus. Dennoch blieb der untere Bahnsteig stets geöffnet, denn dieser Bahnsteig verfügte über den einzigen Zugang zum Bahnhof.

Zwischenzeitlich begann eine Odyssee mit U-Bahn-Versuchsbetrieben auf jenen Gleisen und schließlich der Bau und Betrieb der "M-Bahn", einer vollautomatischen Magnetbahn. Jene Bahn nahm im Juli 1991 den regulären und endgeltpflichtigen Zugbetrieb zum Kemperplatz auf, wurde aber 14 Tage später wieder stillgelegt. Der Grund war, dass Berlin mittlerweile wieder eine vereinigte Stadt war und daher die alte U-Bahnverbindung zum Potsdamer Platz benötigt wurde. Am 13. November 1993 wurde der Zugbetrieb auf dem unteren Bahnsteig (als U2) wieder aufgenommen.


Detail des Treppenkreuzes


Das Treppenkreuz zum oberen Bahnsteig


Einziger Eingang an der Luckenwalder Straße


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Treppenaufgang zu den Bahnsteigen


Historische Bilder

Das alte Gleisdreieck


Das alte Gleisdreieck um 1902, Blickrichtung Westen


Das alte Gleisdreieck um 1902, Blickrichtung Osten


Die Gleisverzweigungen, hier Fahrtrichtung von Möckernbrücke und Potsdamer Platz


Das alte Gleisdreieck, Blickrichtung Süden um 1902


Blickrichtung Osten um 1902


26. September 1908:
Ein Zug fuhr dem anderen in die Flanke
16 Tote, 11 zum Teil Schwerverletzte

Zustand nach 1912


U-Bhf. Gleisdreieck, Gesamtansicht um 1927


U-Bhf. Gleisdreieck, um 1930


Hochbahnhof Gleisdreieck (Aufnahme aus späteren Jahren)


Hochbahnhof Gleisdreieck (Treppenkreuz zwischen den Bahnsteigen)

 


U-Bhf. Gleisdreieck, unterer Bahnsteig der heutigen U2
Zustand um 1982, bevor die M-Bahn gebaut wurde.

 

 

U2 < Bülowstraße (940 m) <
Richtung Ruhleben
U2 > Mendelssohn-Bartholdy-Park (486 m)> Richtung Pankow

Übergang zur U-Bahnlinie U1

 

Alle Aufnahmen:
Berliner-Untergrundbahn.de
Januar 2008