Berlins U-Bahnhöfe
Wittenbergplatz | |
U1
< Kurfürstendamm
(791 m) < Richtung Uhlandstraße |
U1
> Nollendorfplatz
(826 m)
> Richtung Warschauer Straße |
BVG-Kürzel: Wt
11. März 1902 eröffnet
(Umbau 1910 - 13)
Bezirk Charlottenburg
von
Berlin
Dies ist ein U-Bahnhof des ersten Betriebjahres 1902 |
Bahnsteighalle
Der Bahnhof Wittenbergplatz zählt zweifellos zu den Bahnhöfen mit dem höchsten Fahrgastaufkommen: Hier treffen drei U-Bahnlinien mitten im westlichen Zentrum Berlins mit bedeutenden Einkaufsstraßen zusammen. Aus diesem Grunde besitzt der Bahnhof drei Bahnsteige mit fünf Bahnsteiggleisen. Doch der Hintergrund ist ein anderer: Bereits 1902 wurde an dieser Stelle ein U-Bahnhof eröffnet. Er war Bestandteil der Stammstrecke, die von Zoo nach Warschauer Brücke verkehrte und die erste U-Bahnlinie Berlins war. Beim damaligen Bahnhof Wittenbergplatz handelte es sich damals um einen 2-gleisigen Bahnhof mit Seitenbahnsteigen. Die reichte damals völlig aus. Ab 1909 aber plante die Stadt Wilmersdorf eine Abzweiglinie, die hier in die Stammstrecke einmünden sollte. Auch Charlottenburg wünschte eine weitere U-Bahnlinie: Diese Strecke sollte ab Wittenbergplatz unter dem Kurfürstendamm nach Halensee führen. Charlottenburg, auf dessen Grund und Boden der Bahnhof Wittenbergplatz liegt, war nicht bereit, Zugeständnisse an Wilmersdorf zu machen und plante mit der Hochbahngesellschaft die Ausfädelung der eigenen Linie. Wilmersdorf war über diese Situation alles andere als glücklich und bat um Berücksichtigung der eigenen Interessen. Es kam zu ernsthaften Interessenskonflikten zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf, die nur der Minister für Öffentliche Arbeiten, Paul von Breitenbach lösen konnte. Er verpflichtete Charlottenburg zur Berücksichtigung der Wilmersdorfer U-Bahn und bat die Hochbahngesellschaft, die Möglichkeit zu prüfen, ob der Bahnhof Wittenbergplatz so umgebaut werden könne, dass beide geplante Strecke aus der bestehenden Stammstrecke ausgefädelt werden könnte.
Man fand die Lösung in einem 6-gleisigen Bahnhof, der zwei nebeneinander liegende Mittelbahnsteige und zwei Seitenbahnsteige bekommen sollte. Westlich des Bahnhofes wurden zwei hintereinander liegende Ausfädelbauwerke vorgesehen, so dass einerseits die Wilmersdorfer U-Bahn zum Nürnberger Platz und zum zweiten die Kurfürstendammlinie nach Halensee ausgefädelt werden konnte.
Im Jahre 1909 wurde mit dem Umbau begonnen, allerdings erfolgte anfänglich nur ein Teilausbau, man verzichtete auf den Bau des nördlichen Seitenbahnsteiges, womit der Bahnhof einstweilen nur fünf Gleise bekommen sollte. Um ein bequemes und wettergeschütztes Umsteigen zu ermöglichen, wurde über den Bahnsteigen eine ebenerdige Vor- und Verteilerhalle gebaut. Hierzu wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt, den Alfred Grenander gewann. Er projektierte eine kreuzförmige Halle mit klassizistischen Zügen. Die Halle war so konzipiert, dass alle Treppenverbindungen parallel nebeneinander liegen und die Fahrgäste sperrenfrei von einem Bahnsteig zum anderen gelangen. Die Halle war damals sehr umstritten, da die Sichtachse von der Tauentzienstraße zur Kleiststraße durch den Bau unterbrochen wurde.
Am 1. Dezember 1912 wurde der neue Bahnhof eröffnet, wobei der Zugverkehr auf der Wilmersdorfer U-Bahn und der Kurfürstendammlinie erst am 12. Oktober 1913 aufgenommen wurde. Damals wurden aber nur vier Gleise in Betrieb genommen: Am nördlichen Mittelbahnsteig fuhren die Züge nach Zoo und nach Fehrbelliner Platz. Auf dem nördlichen Gleis begannen und endeten damals die Züge von und nach Uhlandstraße. Auf dem südlichen Mittelbahnsteig kamen auf verschiedenen Gleisen die Züge von Zoo und Fehrbelliner Platz an. Der südliche Seitenbahnsteig blieb bis 1926 außer Betrieb.
Erst als am Nollendorfplatz der neue unterirdische Bahnhofsbereich eröffnet wurde, wurde auch am Wittenbergplatz der südliche Seitenbahnsteig in Betrieb genommen. Dort hielten fortan die von Uhlandstraße kommenden Züge zur Weiterfahrt nach Warschauer Brücke. Das nördliche Außengleis diente seither nur noch den Zügen von Warschauer Brücke nach Uhlandstraße. Diese Situation blieb im wesentlichen bis 1957 unverändert. In späteren Jahren wurde so verfahren, dass auf dem südlichen Seitenbahnsteig nur noch die Pendelzüge von und zur Uhlandstraße verkehrten. Nachdem 1972 die Hochbahn zum Nollendorfplatz stillgelegt wurde und die damalige Linie 2 erst am Wittenbergplatz begann, wurde das frühere Gleis Richtung Zoo nur noch zum Einsetzen der Krumme Lanke-Züge genutzt. Erst seit 1993 wird der Bahnhof im heutigen Sinne genutzt.
Im 2. Weltkrieg wurde das Bahnhofsgebäude schwer beschädigt. Zunächst erfolgte nur eine Bausicherung, ein Wiederaufbau fand erst 1951 statt. Während das Gebäude von außen weitgehend dem Vorkriegszustand entsprach, war es innen modern gestaltet worden. Die gelben Fliesen verschwanden zu Gunsten von Natursteinplatten und abgehängten Milchglasplatten. Erst nachdem das Gebäude auf die Denkmalschutzliste genommen wurde, erfolgte 1982/83 ein historisch korrekter Umbau.
1952 angebrachte Jubiläumstafel zum 50 Jahrestag der
U-Bahneröffnung
"Dieses Schild gleicht den
Stationsschildern in
London und wurde der Berliner U-Bahn von
der London Transport Executive 1952 als
Jubiläumsgeschenk übersandt."
Historische Bilder
Untergrundbahnhof
Wittenbergplatz
Aufnahme von 1902
Dieser Bahnhof wurde ab 1910 komplett umgebaut.
U-Bahnhof Wittenbergplatz
Aufnahme von 1902
Zugangssituation vor dem großen Umbau
U-Bahnhof Wittenbergplatz
Zustand zur Eröffnung im Jahre 1913
U-Bahnhof Wittenbergplatz
Baupräsentationszeichnung von Alfred Grenander 1909
Das Innere der Vorhalle
U-Bahnhof Wittenbergplatz
Aufnahme 20er Jahre
Die Bahnsteighalle
U-Bahnhof Wittenbergplatz
Aufnahme 1912 (noch fehlende Werbung)
Die oberirdische Vorhalle zum Zeitpunkt der Fertigstellung
In den 30er Jahren wurden die Kassenhäuschen beseitigt.
U-Bhf. Wittenbergplatz, Eingangshalle, Zustand 1913
Im 2. Weltkrieg wurde das Empfangsgebäude zerstört, hier eine der seltenen
Aufnahmen aus dieser Zeit.
U-Bahnhof Wittenbergplatz nach dem Wiederaufbau 1951
U-Bahnhof Wittenbergplatz nach dem Wiederaufbau 1951
Die Verteilerhalle nach 1963 im schlichten Wiederaufbaustil von 1951.
Im Jahre 1982 begann die BVG mit der historisch-korrekten Restauration
U1
< Kurfürstendamm
(791 m) < Richtung Uhlandstraße |
U1
> Nollendorfplatz
(826 m)
> Richtung Warschauer Straße |
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nichthistorischen Aufnahmen:
Berliner-Untergrundbahn.de
Januar 2008