Berlins U-Bahnhöfe
Seestraße |
BVG-Kürzel: Se
8. März
1923 eröffnet
Bezirk Mitte von Berlin (Wedding)
< U-Bhf. Leopoldplatz
(551 m) < U6
> U-Bhf.
Rehberge (1120 m)
>
Nord-Süd-Bahn
> Müllerstraßen-U-Bahn
U-Bhf. Seestraße
Die Seestraße erhielt um 1827 ihren heutigen Namen, der auf den nahen Plötzensee hinweist. Erst ab 1907 erfolgte die Bebauung mit den in dieser Gegend typischen Berliner Mietskasernen. Schon bald entwickelte sich die Kreuzung Müller- Ecke Seestraße zu einem Verkehrsbrennpunkt im Wedding: hier trafen eine Vielzahl von Straßenbahnlinien zusammen. Die Planung einer U-Bahn kam erst in der Zeit nach 1910 hinzu, allerdings sollte die aus Richtung Stadtzentrum kommende Linie hier ihren Endpunkt erreichen. Konkret wurde mit dem Bau der U-Bahn und des Bahnhofs Seestraße 1913 begonnen, dieser aber bereits gegen 1914 wieder eingestellt, nachdem der Rohbau abgeschlossen war, ein Endausbau erfolgte zunächst nicht.
Erst nach 1920 wurde der Bau wieder aufgenommen, als es darum ging, die Strecke fertig zu stellen. Ursprünglich war hier ein viergleisiger U-Bahnhof mit zwei Mittelbahnsteigen vorgesehen, um ohne Beeinträchtigung des Betriebes Züge ein und auszusetzen. Außerdem wollte man sich wohl die Möglichkeit offen halten, bei einer eventuellen Streckenverlängerung nach Tegel hier einen Umsteigezwang in kürzere Züge einzurichten, wie dies von 1913 bis 1929 am Fehrbelliner Platz bei den Dahlemer Zügen üblich war.
Doch nun kam alles ganz anders: Anstatt eines viergleisigen Bahnhofs, wie er nun im Rohbau bestand, wurde nur ein zweigleisiger Bahnhof mit einem Mittelbahnsteig ausgebaut. Genutzt wurden hierzu die östlichen zwei Gleiströge. In der Hallenmitte wurde nachträglich eine Zwischenwand gezogen und der bereits vorhandene westliche Bahnhofsbereich internen Zwecken zur Verfügung gestellt. Dort war es möglich, an dem vorhandenen toten Mittelbahnsteig zahlreiche Züge abzustellen. Ein weiterer Ausbau jenes Bahnhofsteils fand nicht statt. Hingegen wurden architektonisch die Pläne der östlichen Bahnsteighalle, die von Heinrich Jennen stammten von Alfred Grenander und Alfred Fehse überarbeitet.
Der Bahnhof verfügte über einen 81 Meter langen Mittelbahnsteig, der sieben Meter breit ist. Die gleichen Abmessungen hatte auch der tote leicht versetzte westliche Bahnsteig. Die Bahnsteighalle wurde mit Putzwänden versehen, die weiß gestrichen waren. Gelb hingegen waren die stählernen Mittelstützen und die Bahnsteigmöblierung, sowie die Reklamefeldumrandungen gehalten. Dem Bahnsteig vorgelagert waren an beiden Enden je eine Vorhalle, deren Ausgang auf den Bürgersteig führte. Die Höhendistanz zwischen Bahnsteig und Straße beträgt 4,4 Meter. Obwohl der Zugbetrieb ab Januar 1923 wegen der nahen Werkstatt bereits möglich war, erfolgte die Betriebseröffnung erst am 8. März 1923. Seither war der Bahnhof Seestraße der nördliche Endbahnhof der Nord-Süd-Bahn, der späteren Linie C, die nach Tempelhof und Neukölln führte.
Bereits 1929 war an eine Erweiterung der Strecke nach Reinickendorf-West gedacht und sogar der Bau begonnen worden. Doch die offene Frage der Finanzierung führte noch im selben Jahr zur Einstellung der Bauarbeiten, nachdem ein Tunnelabschnitt nördlich der Türkenstraße unter der Müllerstraße rohbaufertig war. Im weiteren Bereich fanden lediglich Erdrammungen statt. Während der späteren Jahre war ein Bau zunächst nicht vorgesehen, bzw. während des Krieges nicht möglich.
Erst 1948 gab es erste Überlegungen, die eine Erweiterung der Linie C Richtung Tegel vorsahen, konkret wurden die Pläne 1953. Im Oktober des Jahres wurde der Bau begonnen, es war das erste U-Bahn-Neubauprojekt des West-Berliner Senats nach dem 2. Weltkrieg. Inzwischen gab es Überlegungen, den U-Bahnhof Seestraße komplett umzubauen und den toten Bahnhofsbereich in den Betrieb einzubeziehen. Dies war allein schon nötig, um das zukünftige von Tegel kommende Gleis in den Bahnhof einzufädeln. Aus diesem Grunde wurde der Bahnhof Seestraße am 3. Juli 1955 geschlossen und die Linie am Leopoldplatz beendet. Nachfolgend wurde der U-Bahnhof komplett umgebaut:
Das östliche Gleis (bisheriger Zugverkehr von Süden) wurde entfernt und das Gleisbett durch den zu verbreiternden Bahnsteig überdeckt, der hierdurch zu einem breiten Seitenbahnsteig wurde. Das bisherige Gleis Fahrtrichtung Süden, sollte nun der Fahrtrichtung Tegel/Werkstatt dienen, hier also wurde die Fahrtrichtung gedreht. Die hinter diesem Gleis befindliche Trennwand wurde entfernt, wodurch die Bahnsteighalle die doppelte Breite erhielt. Der bislang tote Bahnsteig sollte nun der Fahrtrichtung Süden dienen. Das östliche Gleis diente nun dem gesamten Zugverkehr von der Werkstatt und von Tegel nach Süden. Das westlichste Gleis hingegen wurde möglicherweise entfernt oder zumindest für längere Zeit außer Betrieb genommen. Beide Bahnsteige wurden auf rund 110 Meter verlängert, waren aber weiterhin geringfügig versetzt zueinander. Die jeweiligen Südzugänge befanden sich aufgrund der Bahnsteigverlängerungen nun nicht mehr am Bahnsteigende.
Die Wände wurden mit Keramikfliesen in gelb verkleidet. Die bislang offnen Stahlstützen wurden mit grauen Fliesen ummantelt. Die Decke wurde durch eine flache Zwischendecke abgehängt, die Bahnsteigflächen mit Kunststeinfliesen versehen. In dieser Form wurde der Bahnhof Seestraße, zunächst noch als Endstation, am 3. Oktober 1955 neu eröffnet. Ab dem 3. Mai 1956 fuhren die Züge der Linie C nach Kurt-Schumacher-Platz weiter.
Vermutlich um 1959 wurde das westlichste der verbliebenen drei Gleise wieder in Betrieb genommen. Es diente nun ausschließlich dem Zugverkehr von Tegel Richtung Hallesches Tor. Das bislang auch für die Südfahrten genutzte mittlere Gleis dient seither nur noch zu Ein- und Aussetzfahrten von und zur Werkstatt bzw. den Kehrgleisen.
Bei Kriegsende ruhte der Zugverkehr. Am 12. Juli 1945 wurde ein eingleisiger Pendelverkehr ab hier bis Schwartzkopffstraße aufgenommen. Seit dem 15. September 1945 wird die gesamte Linie C I bis Bergstraße wieder im Umlauf betrieben. Die Linie C II hingegen, die nach Tempelhof fuhr, verkehrte nur in der Hauptverkehrszeit bis Seestraße, endete in aller Regel bereits an der Belle-Alliance-Straße. Spätestens seit 1953 kamen Züge der C II hier überhaupt nicht mehr her. Seit 28. Februar 1966 verkehrt hier nur noch die Linie 6.
Abendstimmung in der Müllerstraße, hinten das 2002 an traditionellem Ort eröffnete
Alhambra-Kino
U-Bhf. Seestraße
Tunnel Seestraße - Leopoldplatz, 50er Jahre.
Hier ist erkennbar, wie die Gleise zum östlichen Bahnsteig verschwenkt waren,
da der westliche Bahnsteig damals noch ohne Funktion war.
< U-Bhf. Leopoldplatz
(551 m) < U6
> U-Bhf.
Rehberge (1120 m)
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Nord-Süd-Bahn
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Apr07