Berlins U-Bahnhöfe
Reinickendorfer Straße |
BVG-Kürzel: Ri
8. März
1923 eröffnet
Bezirk Mitte von Berlin (Wedding)
< U-Bhf. Schwartzkopffstraße
(679 m) < U6
> U-Bhf. Wedding
(480 m) >
Nord-Süd-Bahn
"Reinickendorfer Straße! - Letzter Bahnhof in Berlin (West), letzter Bahnhof in Berlin (West)!"
Die Reinickendorfer Straße erhielt um 1861 ihren heutigen Namen, zuvor hieß die damals noch völlig unbebaute Straße Weg nach Oranienburg. In beiden Fällen ist klar, warum die Straße diese Namen trug bzw. trägt: Die Reinickendorfer Straße führte von Berlin, bzw. vom Weddingplatz Richtung Reinickendorf, damals ein kleines unbedeutendes Dorf in der Mark. Hier im Bereich des Weddingplatzes befanden sich die ersten Siedlungsgebiete des heutigen gleichnamigen Stadtteils.
Schon 1880 gab es erste Pläne zum Bau einer Schnellverbindung in die Innenstadt: Werner von Siemens plante von hier bis zum Belle-Alliance-Platz am Halleschen Tor seine Pfeilerbahn, welche mehr ein Demonstrationsprojekt für die elektrische Traktion darstellte, aber als neuzeitliches Massenverkehrsmittel weniger taugte. Schließlich wurden ihm diese Hochbahnpläne versagt, da man der Ansicht war, dass die Friedrichstraße für diese Bahn zu schmal sei, wo die Bahn auch entlang führen sollte. Es gab noch viele weitere Gründe für die Ablehnung. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden eine Vielzahl von elektrischen Straßenbahnlinien, die diese Gegend mit dem Zentrum verbanden. Ab 1902 aber gab es in der Stadtverwaltung Pläne, eine Schnellbahn bis hier her zu führen, diese Planung wurde nach 1910 noch tiefer in den Wedding hinein verlängert. Während im Bereich nördlich der Ringbahn ab 1913 der Streckenbau der U-Bahn begann, konnte südlich der Ringbahn, somit auch hier erst 1915 mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen werden. In dieser Phase wurde das Projekt kurze Zeit später abgebrochen, so dass hier über Jahre eine offene Baugrube klaffte. Erst nach 1920 wurde der Bau wieder aufgenommen und dann recht zügig zu Ende geführt.
Obwohl bereits im Januar 1923 der Zugverkehr möglich war, fand die Betriebseröffnung erst am 8. März 1923 statt.
Arbeitstitel vor 1923 | Wedding |
8. März 1923 | Reinickendorfer Straße |
Wegen dem hier befindlichen Weddingplatz sollte der U-Bahnhof eigentlich schlicht Wedding heißen. Doch da man sich während des Baus entschied, den nächst nördlichen Bahnhof mit "Bahnhof Wedding" wegen der Ringbahn zu benennen, war es nötig, einen anderen Namen für diesen Bahnhof zu finden, um Verwechselungen zu vermeiden. So bot sich der Name Reinickendorfer Straße an.
Der Mittelbahnsteig hat eine Länge von 80,55 Metern sowie eine Breite von acht Metern - ein Meter breiter als die Norm dieser Bahnhöfe. Vermutlich rechnete man hier mit einem größeren Verkehrsaufkommen. Der Bahnhof hat eine Tiefenlage von 4,3 bis 4,5 Metern unter der Chausseestraße. An beiden Enden des Bahnsteiges wurden Vorhallen angeordnet, die über je zwei schmale Treppenzugänge verfügen, die hintereinander angeordnet sind. Dies war nötig, da die Chausseestraße in diesem Bereich recht schmal ist und nur schmale Verkehrsinseln für die Bahnhofszugänge gestattete. Hierbei galt die Regelung, dass der bahnsteigfernere Zugang nur zum Betreten des Bahnhofs gedacht war, während der andere Zugang nur zum Verlassen dienen sollte.
Die Hintergleiswände waren weiß verputzt, wobei auch die Reklamefeld- und Stationsschildumrandungen weiß lackiert waren, ebenso wie Bahnsteigmöbel und Mittelstützen. Weiß war demzufolge die Kennfarbe dieses Bahnhofs. Die Decke wurde durch große angewinkelte Kassettenfelder gegliedert. Die offenen Querträger sind wie bei dem Bahnhof Wedding paarweise angeordnet, allerdings stützen sie sich hier (im Unterschied zu Wedding) nur auf einzelnen massiveren Stahlstützen. Die Pläne dieses Bahnhofs stammten von Alfred Grenander und Alfred Fehse.
In späteren Jahren wurde der weiße Bahnhof farbig gestrichen: Die Wände wurden ockerfarben gestrichen, die Einbauten und Umrandungen an den Wänden erhielten einen braunen Anstrich. So zeigte sich der Bahnhof noch in den 80er Jahren. Auch hatte er noch lange Zeit seinen kurzen Bahnsteig.
Im Juli 1993 begannen hier die Umbauarbeiten zur Verlängerung des Bahnsteiges. Die nördliche Vorhalle wurde geopfert und hierdurch zum Bahnsteigbereich, der seither 105 Meter lang ist. Am Südende wurde der Platz für eine Rolltreppe geschaffen. Gegen Sommer 1996 war der Umbau abgeschlossen. Die Bahnhofsergänzungen wurden historisch korrekt vorgenommen, es wurde also restauriert und nicht geschichtslos renoviert: Die Wände wurden wieder weiß gestrichen. Stützpfeiler, Träger und Bahnsteigmöbel sind nun grün gestrichen worden, womit der Bahnhof etwas Farbe bekommen hat, im Gegensatz zu seinem Ursprungszustand.
Reinickendorfer Straße war im Sinne der BVG ein so genannter "Grenzbahnhof", er war bis 1990 der letzte Bahnhof in Berlin (West), bevor die Linie U6 in den Ostsektor einfuhr. So gab es allerlei technische und personelle Vorkehrungen, die einen von der DDR ungestörten Betrieb ermöglichten. Beispielsweise gab es seit 1964 eine Zwangsbremsanlage, in dem das Streckensignal Richtung Ost-Berlin bei Einfahrt des Zuges stets rot zeigte und erst nach 30 Sekunden grün wurde, damit sicher gestellt war, dass politisch gefährdete Fahrgäste hier den Zug vor dem Transit verlassen konnten. Auch war dieser Bahnhof personell während der Mauerjahre immer doppelt besetzt. Weiterhin gab es eine (so gut wie nie benutzte) telefonische Direktverbindung mit den Westberliner Grenzposten am Kontrollpunkt Chausseestraße, der sich in der Nähe befand.
U-Bhf. Reinickendorfer Straße heute
Bilder: untergrundbahn.de
< U-Bhf. Schwartzkopffstraße
(679 m) < U6
> U-Bhf. Wedding
(480 m) >
Nord-Süd-Bahn
Letzter Bahnhof
in Berlin (West);
Nächster Bahnhof während der Mauerjahre war Friedrichstraße
Apr07