Berlins U-Bahnhöfe
Friedrichstraße |
BVG-Kürzel: F
30. Januar
1923 eröffnet
Bezirk Mitte von Berlin
< U-Bhf. Französische
Straße (620 m) < U6
> U-Bhf. Oranienburger
Tor (574 m) >
Nord-Süd-Bahn
U-Bhf. Friedrichstraße 2003
Bild: untergrundbahn.de
Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, Friedrich I, König von Preußen (1657 - 1713) war der Namensgeber für diese bekannte Berliner Straße. Ihren heutigen Namen trägt die Straße seit etwa 1705, vorher hieß sie Dammstraße, Der Damm, aber auch Querstraße als querende Straße zu den 'Linden'. Als die Friedrichstraße entstand, war sie noch eine unbedeutende Straße in einem neuen Stadtteil westlich von Berlin. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Gegend zu einem innerstädtischen Verwaltungsquartier mit entsprechenden Verkehrsaufkommen, so dass die Friedrichstraße eine der wichtigsten Straßen dieser Gegend geworden ist. 1882 wurde knapp südlich der Weidendammer Brücke der Stadtbahnhof Friedrichstraße eröffnet. Nun entwickelte sich diese Gegend auch durch die vorhandenen Pferdebahnen zu einem belebten Verkehrsbrennpunkt.
Erste Pläne zum Bau einer Hochbahn datieren von 1880, wurden aber nie ausgeführt. Stattdessen forcierte die Stadt ab 1902 den Bau einer U-Bahn in Nord-Süd-Richtung, deren Bau 1912 begann. Hier begann der Bau hingegen erst 1915 und schleppte sich bis um 1920 nur langsam dahin. Erst seither ging der Bau zielstrebig dem Ende zu, so dass am 30. Januar 1923 der Zugverkehr aufgenommen werden konnte. Im Zuge des U-Bahnbaus musste die Weidendammer Brücke als Spree-Überquerung abgerissen und neu gebaut werden. Der U-Bahntunnel wurde in relativ großer Tiefe unter der Spree hindurchgeführt. das nächste Problem gab es zwischen der Weidenammer Brücke und dem zukünftigen U-Bahnhof Friedrichstraße im "Nassen Dreieck": Hier war der Boden recht weich und der Tunnel musste in großer Tiefe auf Pfeilern gestützt werden, die bis zum tragfähigen Grund hinab reichen.
Der U-Bahnhof selbst fällt durch seine räumlichen Dimensionen aus dem Rahmen: Aufgrund seiner der Spreeunterfahrung geschuldeten Tiefe, erhielt er eine rund 4,6 Meter hohe Bahnsteighalle. Der Bahnsteig selbst ist 80,0 Meter lang und hat eine Breite von genormten sieben Metern. Die Tiefenlage von rund 6,6 Metern machte es erforderlich, an den beiden Bahnsteigenden Treppen zu über dem U-Bahntunnel angeordneten Vorhallen anzulegen. Die nördliche Vorhalle vermittelte lediglich zwischen dem Bahnsteig und einer Ausgangstreppe, die auf eine Mittelinsel in der Friedrichstraße mündet. Am Südende des Bahnhofs wurde eine etwas großzügigere Vorhalle gebaut: Sie ist im Grundriss länglich-rund und hat zwei im Rechten Winkel zur U-Bahntunnelachse anschließende Verbindungsgänge: der westliche leicht gebogene Gang führt zu einem Ausgang in der Georgenstraße, der sich direkt neben einem der Portale des S- und Fernbahnhofs befindet. Der andere nach Osten führende Gang mündet in einen kleinen Vorraum, der sich unter dem Stadtbahnviadukt befindet.
U-Bhf. Friedrichstraße
Bild: untergrundbahn.de
Die Bahnsteighalle selbst wurde, wie bei allen anderen Bahnhöfen schlicht gestaltet: Die Hintergleiswände wurden weiß verputzt und durch viele Reklamefelder gegliedert. Die Mittelstützen sind locker paarweise angeordnet, wodurch im Zusammenspiel mit der Raumhöhe eine unterschiedliche Deckenkehlung entstand. Die entstandenen Kassetten sind durch modellierte Rahmen weiter ausgestaltet. Träger, Stützen, Möbel und Rahmen sind grün gestrichen.
U-Bhf. Stadtbahn (Friedrichstraße) um 1926
Der Bahnhof hatte in der Folgezeit mehrere Namen:
30. Januar 1923 | Bahnhof Friedrichstraße |
15. September 1924 | Stadtbahn (Friedrichstraße) |
1. Februar 1936 | Bahnhof Friedrichstraße |
Februar 1976 | Friedrichstraße |
1935/36 wurde der Bahnhof umfassend umgebaut und modernisiert. Dies hing mit dem Bau der Nord-Süd-S-Bahn zusammen, die am Bahnhof Friedrichstraße ebenfalls einen unterirdischen Bahnhof erhielt. Die Bahnsteighalle wurde in den Hintergleisbereichen mit großformatigen hellgrünen Fliesen versehen. In gleicher Form wurden die Mittelstützen ummantelt. Die Namensschilder waren künftig aus Mattglas und von hinten beleuchtet. Umfassender aber war der Umbau der nördlichen Vorhalle, die bislang nur einen Ausgang auf einer Verkehrsinsel hatte. Dieser Ausgang wurde geschlossen und durch einen Ausgang am Straßenrand ersetzt. Außerdem zweigte ein langer gerader Verbindungsgang ab, der zum neuen S-Bahnsteig der Nordsüdbahn führt und eine leichte Steigung dorthin hat. Am 28. Juli 1936, wenige Tage vor der Olympiade, wurde der neue S-Bahnhof eröffnet. Zunächst fuhren die S-Bahnen von hier nur nach Bernau, Velten und Oranienburg, in der Gegenrichtung lediglich bis Unter den Linden. Erst bei Kriegsbeginn 1939 war die Strecke auch nach Süden komplett betriebsbereit, also nach Rangsdorf, Lichterfelde-Ost und Wannsee.
Doch dann kam der Krieg. Und gegen Kriegsende die erbitterten Straßenkämpfe, wo die Rote Armee Straße um Straße gegen die Deutschen erkämpfte. Um den 2. Mai 1945 kam es zu einer heftigen Explosion rund 2 1/2 Kilometer südwestlich. Was dort explodierte, war die Tunneldecke der neuen Nord-Süd-S-Bahn unter dem Landwehrkanal. Die Folge war, dass sich das Wasser im S-Bahntunnel auf gesamter Länge bis hinauf zum Stettiner Bahnhof seinen Weg suchte. Das Wasser überflutete nicht nur den Tunnel, sondern auch sämtliche Vorhallen und Zugänge. Da es im Bahnhof Friedrichstraße einen Verbindungsgang zur U-Bahn gibt, der noch dazu nicht durch Sperrwehre zu sichern ist, konnte das Wasser auch in die U-Bahnanlagen dringen. Durch diesen Tunnel lief so viel Wasser, dass das gesamte U-Bahnnetz in der inneren Stadt vollkommen überflutet war.
Das U-Bahnnetz mit
den überfluteten Streckenabschnitten im Mai 1945
Auch erkennbar: Die Nord-Süd-S-Bahn mit der Hauptschadensstelle durch die
Sprengung
Erst wenige Wochen nach Kriegsende war die BVG dazu in der Lage, den Verbindungstunnel zu vermauern und anschließend das Wasser abzupumpen. In den Folgewochen konnte Abschnitt für Abschnitt das U-Bahnnetz wieder in Betrieb genommen werden. Ab dem 12. Juli 1945 fuhren ab hier zwei Pendelzüge auf den Gleisen: Einer fuhr nach Schwartzkopffstraße, der andere bis Kochstraße. Ein durchgehender Zugbetrieb war erst ab 15. September wieder möglich. Erst im Februar 1946 war auch der S-Bahntunnel wieder trocken, nachdem die Sprengstelle repariert werden konnte. Erst am 2. Juni 1946 gab es hier unten wieder einen bescheidenen S-Bahnverkehr bis zum Anhalter Bahnhof. Erst seit 16. November 1947 kann die Nord-Süd-S-Bahn wieder komplett befahren werden.
Näheres zum Nord-Süd-Bahnhof der S-Bahn:
S-Bhf.
Friedrichstraße |
Nach Kriegsende gehörte der U-Bahnhof und die weitere Umgebung zum Ostsektor. Aufgrund der besonderen politischen Geographie liegen die Strecken-Enden dieser Linie in den Westsektoren, nur der mittlere Abschnitt im Osten. Dies hatte ab 13. August 1961 Folgen: Die Grenze wurde geschlossen und die U-Bahnlinie C, die durch die BVG-West betrieben wurde, sollte nun ohne Zwischenhalt den Ostabschnitt passieren. Nur hier am Bahnhof Friedrichstraße war ein Zwischenhalt vorgesehen. Fahrgäste aus West-Berlin konnten den Zug verlassen und nach erfolgter Kontrolle an den Ausgängen auch den Bahnhof verlassen. Um den Grenzverkehr zu regeln und vom sonstigen Umsteigeverkehr zu den anderen S-Bahnlinien zu trennen, waren erhebliche Baumaßnahmen erforderlich. Diese aber fanden ausschließlich im Bereich des S- und Fernbahnhofs statt, nicht bei der U-Bahn. Was den U-Bahnhof angeht, so wurden sämtliche Ausgänge geschlossen und nur der Verbindungsgang zur Nord-Süd-S-Bahn offen gelassen. Demzufolge wurde auch die südliche Vorhalle des U-Bahnhofs für den Fahrgastverkehr geschlossen, der Bahnhof besaß nur noch am Norden eine Möglichkeit, den Bahnhofsbereich zu verlassen. Man gelangte als West-Berliner oder Bundesbürger frei und ohne Kontrollen vom U-Bahnhof durch den Verbindungsgang zum Nord-Süd-S-Bahnhof und von da an über Treppen hinauf in die Bahnhofshalle des Stadtbahnhofs. Von dort konnte man weiter hinauf zu den S-Bahnen, die nach West-Berlin (Wannsee und Spandau) fuhren oder zu den Einrichtungen der Kontrollorgane, um in den Ostsektor "einzureisen".
Bahnhof Friedrichstraße als Grenzübergang in den 70er
Jahren
Näheres hierzu: Transit durch den Osten Die West-U-Bahnen unter Ostberlin
Nach der Öffnung der Grenzen wurden die Zugänge, die 1961 geschlossen wurden am 1. Juli 1990 wieder eröffnet. Um zukünftig anstatt von 4-Wagen-Zügen auch 6-Wagen-Züge einsetzen zu können, musste der 80 Meter lange U-Bahnhof verlängert werden. Hierzu wurde ab 1993 die Südtreppe am Bahnsteig abgetragen und durch zwei schmalere hintereinander liegende Treppen ersetzt. Der gewonnene Raum wurde genutzt, um den Bahnsteig nach Süden auf rund 105 Meter verlängert. In diesem Zusammenhang wurde die Bahnsteighalle gründlich saniert: Die hellgrünen Fliesen wurden entfernt und nach der Betonsanierung ein Putz aufgetragen, der anschließend weiß gestrichen wurde. Zur Auflockerung wurden dunkelgrüne Rahmen eingearbeitet. Die Mittelstützen und Vorhallen wurden gelb gefliest, wodurch dies ein heller freundlicher Bahnhof geworden ist. Die Arbeiten wurden 1995 abgeschlossen.
U-Bhf. Friedrichstraße Januar 2007
< U-Bhf. Französische
Straße (620 m) < U6
> U-Bhf. Oranienburger
Tor (574 m) >
Nord-Süd-Bahn