Berlins U-Bahnhöfe


 

Mohrenstraße
U2 < Potsdamer Platz (630 m) <
Richtung Ruhleben
U2 > Stadtmitte (940 m) >
Richtung Pankow

eröffnet als

Kaiserhof

Spittelmarkt-Linie

BVG-Kürzel: Mh
1. Oktober 1908 eröffnet
Bezirk
Mitte von Berlin

Der heutige Bahnhof Mohrenstraße ist am 1. Oktober 1908 mit dem Namen "Kaiserhof" eröffnet worden. Mit Sicherheit hätte die Hochbahngesellschaft diesen Bahnhof "Wilhelmplatz" genannt, da er unter dem gleichnamigen Platz angelegt wurde, doch gab es damals einen gleichnamigen Bahnhof in Charlottenburg, daher verbot sich dieser Name. Mit dem Namen Kaiserhof wurde hier im Jahre 1875 das damals wohl vornehmste Hotel Berlins eröffnet. Es bot sich damals als Namensgeber des neuen U-Bahnhofs an. Auch wenn 1907 Unter den Linden mit dem Adlon ein noch prächtigeres Hotel eröffnet wurde, war der Kaiserhof das einzige Hotel, das so zu sagen einen "eigenen" U-Bahnhof besaß, auch wenn es nur der Name war. 

Der Bahnhof wurde unter dem Wilhelmplatz angelegt und erhielt an beiden Enden je einen Zugang. Während der Ostzugang in der Mohrenstraße recht bescheiden ausfiel, wies  der direkt auf dem Wilhelmplatz gelegene Westzugang eine prächtige Pergola auf, die die Schönheit des Platzes nur noch mehr unterstrich. 

Während die westliche Vorhalle diesem Prunk mit cadiner Majoliken angepasst wurde, erhielt die Bahnsteighalle die für diese Linie typische Ausgestaltung: Die Hintergleiswände wurden mit weißen Fliesen verkleidet. Alfred Grenander sah für diesen Bahnhof die Kennfarbe Schwarz vor. Dementsprechend wurden die Reklamefeld- und Stationsschild-Umrandungen wie auch die Mittelstützen und Möbel schwarz gehalten.

Im Jahre 1936 gab es hier eine Änderung: Der Platz sollte dem Führer zu Ehren in einen Aufmarschplatz umgestaltet werden. Diesen Plänen waren natürlich die Blumenrabatten auf dem Platz, wie auch die schöne Pergola des U-Bahnzugangs im Wege. All das wurde beseitigt und einer schlichten Platzgestaltung geopfert. Auf den Zugang zur U-Bahn konnte natürlich nicht verzichtet werden: Er wurde architektonisch und räumlich so knapp wie möglich gestaltet und bestand nun nur noch aus einer einfachen steinernen Umwehrung. 

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Umgebung komplett zerstört, was nicht weiter verwundert, denn der Wilhelmplatz lag mitten im Regierungsviertel und grenzte an die Reichskanzlei Hitlers. Leider wurde bei diesen Angriffen auch der U-Bahnhof komplett zerstört und zwar derart, dass an eine kurzfristige Wiedereröffnung in den ersten Nachkriegsmonaten nicht zu denken war. Erst um 1949 wurde der Wiederaufbau begonnen, der weitgehend einem Neubau gleich kam. 

Am 18. August 1950 wurde der Bahnhof mit dem neuen Namen "Thälmannplatz" wieder eröffnet. Er entsprach nun architektonisch den zeitgenössischen Bahnhöfen der Moskauer Metro, auch wenn er in den räumlichen Abmessungen wesentlich bescheidener war. Die Wände wurden mit rotem Marmor verkleidet, der höchstwahrscheinlich aus der zeitgleich abgerissenen ehemaligen Reichskanzlei stammt. Der Boden hingegen wurde mit roten Terrazzo-ähnlichen Platten versehen, die durch schmale schwarze Streifen eingefasst werden. Die Mittelstützen sind ebenfalls mit rotem Marmor verblendet. Besondere Aufmerksamkeit verdienen sie Richtungsbeschilderungen: Sie sind in die Pfeiler eingelassen und von hinten beleuchtet. Der Namensschriftzug wurde in Messinglettern an den Hintergleiswänden angebracht. Die Vorhallen hingegen verloren völlig ihren alten Schmuck und zeigen sich nun mit schlichten grauen Marmor.

Durch die Absperr-Maßnahmen vom 13. August 1961 wurde der Zugverkehr in die Westsektoren unterbrochen. Da der Nachbarbahnhof Potsdamer Platz im Grenzgebiet lag, war Thälmannplatz der letzte Bahnhof im "Demokratischen Berlin", der noch benutzt werden konnte. Folglich endeten die aus Pankow kommenden Züge hier. Da der Bahnhof Potsdamer Platz über eine Kehrgleisanlage verfügte, fuhren zunächst die Züge als Leerfahrten dorthin weiter. Um 1962 wurde zwischen Thälmannplatz und Stadtmitte eine doppelte Gleisverbindung eingebaut, so dass die Fahrten zum Potsdamer Platz nicht mehr nötig waren, wenn auch die dortige Kehrgleisanlage weiterhin genutzt wurde. 

Der Thälmannplatz wurde seit den frühen 80er Jahren bebaut, unter Anderem entstand dort die Botschaft der damaligen CSSR. So wurde der Platz vom Magistrat der Stadt im Jahre 1986 entwidmet. Am 15. April 1986 erhielt der U-Bahnhof den Namen "Otto-Grotewohl-Straße", benannt nach der Straße, die bis 1964 noch Wilhelmstraße hieß und heute wieder so heißt. Die Beschilderung bestand aus weißen Schildern, die anstatt der alten Messinglettern angebracht wurden. Am. 2. Oktober 1991 wurde der Bahnhof abermals umbenannt und erhielt seinen heutigen Namen. Auch nun wurden wieder weiße Schilder mit dem Namen angebracht, doch wurden diese in jüngster Zeit durch Metall-Lettern ersetzt.


Originale Zugzielanzeiger von 1950 aus Messing


Zugang auf dem ehemaligen Wilhelmplatz


Zugang in der Mohrenstraße



Zugang auf dem Wilhelmplatz um 1908


Westliche Vorhalle


Der Wilhelmplatz Ende der 30er Jahre mit neuem U-Bahn-Zugang

U2 < Potsdamer Platz (630 m) <
Richtung Ruhleben
U2 > Stadtmitte (940 m) >
Richtung Pankow