Berlins U-Bahnhöfe


Zinnowitzer Straße

BVG-Kürzel: Zw
30. Januar 1923 eröffnet als Stettiner Bahnhof
Bezirk Mitte von Berlin

< U-Bhf. Oranienburger Tor (763 m) < U6 > U-Bhf. Schwartzkopffstraße (585 m) >
Nord-Süd-Bahn

 

Am 28. Juni 1907 erhielt die kleine Querstraße zwischen der Chausseestraße und dem Bahngelände am ehemaligen Stettiner Bahnhof ihren heutigen Namen. Zinnowitz ist ein bei den Berlinern beliebter Badeort auf der Ostseeinsel Usedom. Zinnowitz hatte aber auch während der Zeit des Nationalsozialismus eine bedeutende Funktion durch die dort angesiedelte Rüstungsindustrie. Der Standort war so ausgedehnt, dass sich sogar die Einrichtung einer Werksbahn lohnte. Zum Einsatz kamen der Berliner S-Bahn sehr ähnliche Fahrzeuge. Die Zinnowitzer Straße ist ehr klein und unbedeutend, aber die einzige Straße, nach der der Bahnhof benannt werden konnte. Früher hatte der Bahnhof andere Namen:

Arbeitstitel Invalidenstraße
30. Januar 1923 Stettiner Bahnhof
1. Oktober 1951 Nordbahnhof
2. Oktober 1991 Zinnowitzer Straße

In nächster Nähe befand sich der 1876 eröffnete Stettiner Bahnhof. Er diente dem Fernverkehr Richtung Stettin und Ostseeküste. 1896 kam seitlich vorgelagert der Stettiner Vorortbahnhof hinzu, mit dem Oranienburg, Velten und Bernau erreichbar waren. Am 8. August 1924 nahm hier die Berliner S-Bahn ihren Betrieb nach Bernau auf. Seit 1936 hält die S-Bahn in einem neuen Tunnelbahnhof. Da Stettin nach Ende des 2. Weltkriegs in Polen lag, beschloss die DDR den Bahnhof in Nordbahnhof umzubenennen. Da Der Bahnhof gleistechnisch nur durch Westberlin erreichbar war, wurde der Zugverkehr zum Nordbahnhof um 1952 eingestellt. Der U-Bahnhof hingegen behielt während der gesamten Zeit der DDR seinen Namen.

U-Bahnplanungen gab es hier schon seit etwa 1902. Mit dem Bau wurde 1913 begonnen, doch wurde der Rohbau um 1914 eingestellt. Erst nach 1920 konnte der Bau fertig gestellt werden. Am 30 Januar 1923 wurde hier der öffentliche Zugverkehr aufgenommen. Stettiner Bahnhof war damals für einige Wochen der nördliche Endpunkt dieser Linie, die bis zum Halleschen Tor reichte. Nach Seestraße waren die Gleise schon betriebsbereit, allerdings nur für den internen Zugverkehr zur Werkstatt der Nord-Süd-Bahn. Erst am 8. März 1923 wurde jene Strecke in Betrieb genommen.


U-Bhf. Zinnowitzer Straße heute
Bild: untergrundbahn.de

Der Bahnhof verfügt über einen Mittelbahnsteig, der eine Länge von 80,7 Metern hat und sieben Meter breit ist. An beiden Enden besitzt der Bahnhof Vorhallen, die sich auf Bahnsteigniveau befinden und über je zwei hintereinander angeordnete schmale Zugangstreppen, die sich auf schmalen Mittelinseln in der Chausseestraße befinden. Die Wände sind weiß verputzt. Reklamefeld- und Stationsschildrahmen sowie Träger, Stützen und Möbel wurden gelb lackiert. Die Mittelstützen sind leicht rhythmisch in losen Zweiergruppen aufgestellt, wodurch sich eine verschiedene Deckenkehlung mit großen und kleineren Kassettenfeldern ergab. Diese Felder wurden durch Rahmen weiter gestaltet. Die ursprünglichen Entwürfe für diesen Bahnhof stammen von Heinrich Jennen, nach 1920 haben Alfred Grenander und Alfred Fehse die weitere Gestaltung des Bahnhofs übernommen.

Bei Kriegsende ruhte der Zugverkehr, wurde nach dem das eingedrungene Wasser abgepumpt war, am 12. Juli als eingleisiger Pendelverkehr wieder aufgenommen. Der Zug pendelte von Schwartzkopffstraße nach Friedrichstraße. Am 15. September 1945 konnte der Umlaufverkehr wieder aufgenommen werden. Hier verkehrte stets die Linie C I von Seestraße nach Grenzallee. Zeitweise begann hier die Linie C II, die nach Tempelhof fuhr. Zu diesem Zweck gab es nördlich des Bahnhofs früher ein Kehrgleis. Es liegt heute noch da, hat allerdings keine Weichenanschlüsse mehr. Bereits seit 1953 wurde es kaum noch genutzt.

Am 13. August 1961, dem Tag der Grenzschließung, wurde auch dieser Bahnhof geschlossen. Die Züge der BVG-West fuhren seither ohne Halt durch. Erst am 1. Juli 1990 wurde dieser Bahnhof frisch renoviert wiedereröffnet. Siehe Transit durch den Osten.

1995 wurde der Bahnhof, wie alle anderen dieser Strecke auch, auf 107 Meter verlängert, wobei die nördliche Vorhalle weichen musste. Dieser Umbau war 1996 abgeschlossen. Während auf den anderen Bahnhöfe bereits früher mit dem Umbau begonnen werden konnte, wurde hier noch gewartet, wie die Olympia-Entscheidung ausfällt: Berlin hatte sich um die Olympiade 2000 beworben, für die hier in der Nähe ein Stadion gebaut werden sollte. Zu diesem Zweck sollte der U-Bahnhof erheblich umgebaut und vergrößert werden, um den zukünftigen Massenansturm von Sportfreunden verkraften zu können. Bekanntlich wurden die Olympischen Sommerspiele 2000 nach Sydney vergeben, der Komplettumbau des U-Bahnhofs war nicht nötig und somit hinfällig, es blieb nur bei der Verlängerung des Bahnsteiges für den beabsichtigten Einsatz von 6-Wagenzügen. Nach der Renovierung erhielt der Bahnhof seine originale Kennfarbe Gelb zurück.


U-Bhf. Zinnowitzer Straße heute
Bild: untergrundbahn.de

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Nord-Süd-Bahn



Apr07