U-Bhf. Hansaplatz

Der Bahnhof Hansaplatz wurde bereits im Juli 1957 zur Besichtigung freigegeben. Der U-Bahnbetrieb wurde am 28. August 1961 aufgenommen.
Der U-Bahnhof befindet sich in einem bemerkenswerten Stadtteil Berlins: Dem "Hansaviertel". Bereits um 1875 wurde dieses Areal erstmalig bebaut. Es wies die für Berlin typische Bebauung mit Vorderhäusern, Seitenflügeln und Quergebäuden auf. Es war aufgrund seiner grünen Lage und der Nähe zum Stadtzentrum einer der bevorzugten Stadtteile Berlins.

 
Auschnitt Grieben-Stadtplan 1939

Im Krieg jedoch wurde dieser Stadtteil nahezu völlig verwüstet. 1953 beschloss der Senat von Berlin die Ausschreibung eines internationalen Ideenwettbewerbs. Den Ersten Preis gewannen die Architekten Jobst, Kreuer und Schließer. Sie legten eine sehr aufgelockerte Blockbebauung fest, die sich nur noch zum Teil an dem vorgegebenen Straßenraster orientierte.


Ausschnitt Schaffmann & Kluge Plan Berlin 1957/58
Bemerkenswert an diesem Plan: Die U-Bahn ist zwischen Zoo und Hansaplatz (genau: Holsteiner Ufer bereits als fertig dargestellt! Der Beweis für die Existenz der VW-Tunnelbahn!

Als Mittelpunkt dieser Siedlung wurde wieder der Hansaplatz auserkoren, er war jedoch kein sternförmiger Platz mehr, sondern eine simple Straßenkreuzung. Um diese Kreuzung wurden die Sozialen Einrichtungen dieses neuen Stadtteils gruppiert. So wurde folgerichtig auch der U-Bahnhof in dieses Zentrum integriert. Entlang der Hauptachse, der Klopstockstraße entstanden alle Formen der damals als modern betrachteten Wohnbebauung: Scheibenhochhäuser (Südlich des Platzes), Punkthochhäuser (entlang der Stadtbahn) sowie Zeilbauten und Einfamilienhaus-Gruppierungen. Das besondere an dieser Siedlung aber war, dass jedes Haus individuell von einem anderen Architekten entworfen wurde. Es sind sehr klangvolle Namen darunter: Walter Gropius, Alvar Aalto, Gustav Hassenpflug, Egon Eiermann, Werner Düttmann, Pierre Vago, Luciano Baldessarri und viele Andere. Auch der U-Bahn-Architekt Bruno Grimmek war dabei: Er entwarf ausser dem U-Bahnhof auch die Grundschule. Auch die Grünanlagen überließ man nicht dem Wildwuchs des Grünflächenamtes, Landschaftsgestalter fanden hier ihre Aufgaben. Entscheidend für die Entwürfe aber waren die Richtlinien des Öffentlich geförderten Wohnungsbaus.

Im Sommer 1957 fand auf diesem Gelände die "Internationale Bauausstellung Berlin" statt. Viele Häuser waren damals fertig, weitere noch im Bau. Zur Bauaustellung zählten aber auch die beiden auswärts gelegenen Objekte: Die von Stubbins entworfene Kongresshalle im Tiergarten sowie das Wohnhochhaus von Le Corbussier an der Heerstraße. Dies alles war natürlich auch eine politische Demonstration gegenüber dem Osten der Stadt: In jenen Jahren entstand entlang der heutigen Karl-Marx-Allee das Prestigeprojekt "Stalinallee"
Das Hansaviertel war als Vorbild für zukünftiges Bauen in Berlin gedacht. Leider erreichte keine später gebaute Siedlung die Beliebtheit dieses Stadtteils. Noch heute zählt das Hansaviertel zu einem der beliebtesten Wohnquartiere der Berliner Nachkriegszeit.

Der U-Bahnhof Hansaplatz befindet sich diagonal unter dem Hansaplatz. Die Vorhallen sind ebenerdig angelegt, die nördliche Vorhalle ist Bestandteil eines kleinen Einkaufszentrums während die südliche Vorhalle eine bauliche Einheit mit der "Hansa-Bücherei" bildet. Vertiefender Bericht zur U-Bahnstrecke (Linie U9)


Alle Bilder wurden zur Verfügung gestellt von Patrick Cardullo (Homepage)