Berlins U-Bahnhöfe


Gesundbrunnen

BVG-Kürzel: Gb
18. April 1930 eröffnet
Bezirk Mitte von Berlin (Gesundbrunnen)

< U-Bhf. Voltastraße (822 m) < U8 > U-Bhf. Pankstraße (614 m) >
Nördlicher Abschnitt GN-Bahn >> Pankstraßen-Strecke


U-Bhf. Gesundbrunnen

Tegel-Hermsdorfer Zeitung
vom 17. April 1930

Morgen Eröffnung des U-Bahnhofes Gesundbrunnen

 

Einst gab es hier eine Quelle, die einen Nebenfluss der Panke speist. Man sagte dieser Quelle eine heilende Wirkung nach. Nachdem dies 1748 bekannt wurde, entstanden um diese Quelle herum ausgedehnte Gartenanlagen. Es bürgerte sich der Begriff "Luisenbad" ein. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in dieser ländlichen Gegend allmählich die Bebauung ein, einhergehend mit der vollkommenen Parzellierung des Gebietes. Wenig später war dies ein reiner Industrie- und Arbeiter-Stadtteil, der nur durch die Parkanlage des Humboldthains aufgelockert wurde. Die Quelle, also der "Gesundbrunnen" selbst, war längst versiegt, möglicherweise verursacht durch versehentliches Zuschütten bei Bauarbeiten an der Kanalisation. Mit dem Bau der Ringbahn entstand hier 1872 ein Bahnhof für den Personenverkehr, der allerdings damals noch wenig Bedeutung hatte. Erst als um 1897 auch die Stettiner Bahn über diesen Bahnhof geführt wurde, entwickelte er sich zu einem Verkehrskreuz im Norden Berlins. Neben der Ring- und Vorortbahn (woraus später die S-Bahn wurde) hielten hier auch Fernzüge. Dies hatte zur Folge, dass sich die Bad- und Brunnenstraße zu einer wichtigen Einkaufsstraße für die Umgebung entwickelte.

Schon um 1910 gab es Planungen für eine Hochbahn in dieser Gegend, sie sollte von Gesundbrunnen nach Neukölln führen. Dies waren Pläne der AEG, die hier ihren Sitz hatte. Alternativ gab es auch Pläne für eine Schwebebahn, wie sie heute in Wuppertal existiert. Die Schwebebahn-Pläne aber konnten sich gegen die AEG-Hochbahn nicht durchsetzen. Die AEG begann 1913 mit dem Bau der Bahn, nachdem sie zu einer Untergrundbahn umgeplant wurde. Nur hier am Gesundbrunnen sollte sie tatsächlich als Hochbahn gebaut werden. Der in dieser Gegend bereits 1915 existierende Streckentunnel verläuft unter der Brunnenstraße und umfasste bereits zwei Bahnhöfe: Bernauer- und Voltastraße. Nördlich des Bahnhofs Voltastraße schwenkt der Tunnel aus der Brunnenstraße heraus in den Humboldthain und endete dort. An dieser Stelle sollte sich ein Rampenbauwerk anschließen, dem die Hochbahn folgt. Die Hochbahn sollte den breiten Ringbahngraben mit einem Bahnhof namens Gesundbrunnen überspannen und dann im weiteren Verlauf der Badstraße folgen.

Daraus wurde aber nichts, als die AEG das U-Bahnprojekt 1918 aufgeben musste. Nachdem die Stadt die Bauruinen von der AEG übernommen hatte, wurde das Projekt an einigen Stellen umgeplant, so auch hier in Gesundbrunnen: anstatt die Ringbahn in Form einer Hochbahn zu überqueren, sollte nun eine Untergrundbahn entstehen. Hierbei war es erforderlich, die neue U-Bahn in größere Tiefen hinab zu führen, um den Ringbahngraben zu unterqueren.

Es handelt sich hier um einen U-Bahnhof, der eine Tiefenlage von 12 - 14 Metern unter dem Straßenniveau hat und damit zu einem der tiefsten U-Bahnhöfe Berlins gehört. Der leicht geschwungene Bahnsteig hat eine Länge von 130 und Breite von bis zu 15 Metern. An beiden Enden bestehen Treppenverbindungen, die in die jeweils geräumigen Vorhallen auf Straßenniveau münden. Es gibt jeweils eine feste Treppe und zusätzlich je zwei Rolltreppen, die in beiden Richtungen nutzbar sind. Die feste Treppe hat diverse Zwischenpodeste und ist zusätzlich an einem Podest jeweils verschoben, so dass keine durchgehende Blickverbindung besteht. An einigen der jeweiligen Zwischenpodeste gibt es Verbindungstüren, die in betriebsinterne Räumlichkeiten führen.


U-Bhf. Gesundbrunnen


Nördlicher Treppenabgang, noch mit den alten Fliesen von 1930


Nahtstelle zwischen den Fliesen von 1930 (rechts) und den neuen Fliesen von 2005


Südliche Vorhalle an der Brunnenstraße; Zugang zur Geschäftsstelle der Unterweltler


U-Bhf. Gesundbrunnen, nördliches Zugangsgebäude nach 1930

Alle Wände wurden mit hellblauen bis hellgrünen Fliesen verkleidet, wie dies bereits am Alexanderplatz geschah. Die Bahnsteigdecke, die den S- und Vorortbahnhof trägt, ist flach verputzt und durch Unterzüge gegliedert, die einzig statische Bedeutung haben. wegen der großen last verfügt die breite Bahnsteighalle daher auch über zwei Stützenreihen, die als massig wirkende Stahlträger ausgebildet sind.

Neben den eben erwähnten beiden Ausgängen ist noch ein dritter Ausgang zu erwähnen: Er befindet sich in Bahnsteigmitte als doppelter Treppenlauf und führt in eine geräumige flache Vorhalle, die sich direkt über dem Bahnsteig und zugleich unter den S-Bahnanlagen befindet. Es schloss sich ursprünglich ein sehr breiter Gang an, der mit Fahrkartenschaltern versehen war und letztlich durch ein quer liegendes Gängesystem mit allen Bahnsteigen der S- und Vorortbahn verbunden ist.


Neuer Verbindungsgang von der S-Bahn zur U-Bahn.

Anzumerken ist noch, dass alle erwähnten Zu- und Ausgänge am 18. April 1930, dem Eröffnungstag der U-Bahn, nicht zur Verfügung standen. Stattdessen gab es einen provisorischen Ausgang als vermutlich hölzerne Treppe, der später zurückgebaut wurde. Im Juli und September 1930 wurden die heutigen Zugänge zum Verkehr freigegeben.

Um 1940 wurden einige der zahlreichen Räumlichkeiten in diesem Bahnhofsbauwerk zu Luftschutzräumen umgebaut. Es ist nur überliefert, dass der Verbindungsgang zur S-Bahn im Kriege Schäden davongetragen hat. Aus diesem Grunde wurde der Verbindungsgang erst rund vierzig Jahre später wieder eröffnet.

Erst 1992 wurde dieser Gang wieder freigegeben, nachdem er wieder hergerichtet wurde. Wenig später wurde der S-Bahnhof komplett umgebaut und bei dieser Gelegenheit der Gang abgerissen und durch das heutige System ersetzt. Zusätzlich wurden zwei direkte Treppen auf dem Bahnsteig zu den S-Bahnsteigen angelegt.

Bei Kriegsende ruhte der Zugverkehr der Linie D. Bereits am 22. Mai 1945 konnte der Zugverkehr aufgenommen werden: es war ein einziger Zug, der auf einem Gleis zwischen Rosenthaler Platz und Gesundbrunnen pendelte. Am 16. Juni wurde der komplette Umlaufverkehr auf dieser Linie wieder eingerichtet: Die Linie D verkehrte wieder zwischen Gesundbrunnen und Leinestraße. Zwischen dem 17. Juni und 9. Juli 1953 ruhte der Zugverkehr abermals, als die Strecke durch den Ostsektor gesperrt wurde.

Seit dem 5. Oktober 1977 war Gesundbrunnen kein Endbahnhof mehr, die Züge der Linie 8 fuhren nun über eine Neubaustrecke weiter bis Osloer Straße.

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S-Bahnhof Gesundbrunnen
bei Stadtschnellbahn-Berlin.de


März07